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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Vogdt, Adolf: Von der Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0363

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STANISLAUS STÜCKGOLD. GEMÄLDE >MADONNA UNTER BLUMEN«

akademische Korrektheit selten hinaus. —
Dem gegenüber fallen die paar Wände,
die wahrhaft modernen Künstlern anver-
traut wurden, kaum ins Gewicht. Sie
lassen ein endgültiges Urteil über das, was
große moderne Malerei auf der Wand
leisten könnte, noch nicht zu. Sie geben
nur einen Vorgeschmack. Von den unab-
sehbaren Entwicklungsmöglichkeiten ist
nur ein verschwindender Teil angedeutet.
Zwischen diesen beiden Gruppen steht
eine Reihe von dekorativen Talenten,
denen es gelungen ist, farbige und zeich-
nerische Wirkungen moderner Illustra-
tionskunst für das Wandbild mit großem
Geschick nutzbar zu machen. Haben sie
auch die dekorativen Anregungen, die
unsere Graphik in unendlicher Fülle bie-
tet, bei weitem nicht ausgeschöpft, so sind
ihnen ihre wachsenden Erfolge doch wohl
zu gönnen. Sie verstanden es, der Wand
ein neues Gesicht zu geben, sie wiesen
auf den Weg hin, der von der flächigen
Graphik zur Wand führt. — Man müßte
es lebhaft bedauern und als einen uner-
setzlichen Verlust buchen, wenn die zahl-
losen weiteren Anregungen, die unsere
heutige Malerei und Graphik für dieWand-

VON DER WANDMALEREI.
Große dekorative Aufträge
werden in unserm Lande gar nicht
so spärlich erteilt. Der Menge der
Arbeiten entspricht allerdings nicht
ihr künstlerischer Wert. So wie
die Verhältnisse gegenwärtig lie-
gen, kommen diese Aufträge, die
Wandmalereien in Kirchen, Rat-
häusern, Schulen, Festsälen, fast
ausschließlich in die Hände von
einigen wenigen Spezialisten, die
das liefern, was allgemein verlangt
und erwartet wird! Auf die Wand
geklebte Riesenbilder historischen
und symbolischen Inhalts. Diese
Abart akademischer Malerei, der
die monumentalen Aufträge zu-
fallen, hat an den Fortschritten und
Wandlungen unserer modernen
Malerei so gut wie keinen Anteil
genommen; sie arbeitet mit den
ältesten Schulmitteln, die frühere
Historienmalerei lebt hier in wenig
veränderter Form weiter. Ich will
nicht das große zeichnerische Kön-
nen übersehen, das sich hier oft-
mals kund tut, doch kommt es über

STANISLAUS STUCKGOLD. GEMÄLDE »BLUMEN UND FRUCHTE«
 
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