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Dietrich, Joseph von [Sammler] [Hrsg.]; Dorotheum <Wien> / Kunstabteilung [Hrsg.]
Joseph Freiherr von Dietrich'sche Waffensammlung aus Schloss Feistritz am Wechsel: Stangenwaffen, Helme, komplette Rüstungen, Kettenpanzer, Blank- und Feuerwaffen, Türkenbeute, Militaria, Geschützmodelle ; Versteigerung: Montag, den 29. Oktober und Dienstag, den 30. Oktober 1923 (Katalog Nr. 343) — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.15273#0012
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Ritter von Schönfelds Tode erwarb er das berühmte Sdiönfeldsdie Museum, weldies er
in seinem Palais in Matzleinsdorf aufstellte und erweiterte, woselbst er ein kleines Haus^
theater hielt, in dem mancher Kunstjünger seine Sporen verdiente. Die Armen der benach*
harten Vorstädte verehrten in ihm einen großen Wohltäter, so wie er bei allen Gelegen^
heiten, wo es galt, tatkräftigen Patriotismus zu zeigen, immer in erster Reihe stand. Am
Samstag, den 21. Juli 1855, um fünf Uhr früh, starb Freiherr Joseph von Dietridi in
seinem Palais »an der allgemeinen Lähmung« und wurde am Matzleinsdorfer Friedhof
beigesetzt.

Die blaue Blume der Romantik, weldie sdion zur Sturmi und Drangperiode gekeimt
hatte <WetzIarer Rittertafel, der auch Goethe lange Zeit angehörte) war im letzten
Dezennium des 18. Jahrhunderts schon in Blüte. Wurde dodi im Jahre 1790 die »Rittersdiaft
der Wildensteiner auf blauer Erde« zu Sebenstein im Aspangtale von Anton David
Steiger Edler von Am Stein, k. k. Zahlmeister und Geverk in Wr. Neustadt gegründet.
Ein künstlerisches Monument dieser Romantik ist das von Kaiser Franz 1801 begonnene
Ritterschloß zu Laxenburg, das wohl auch Dietridi vorgeschwebt haben mag, als er, dem
dodi Mittel in überreichem Maße zur Verfügung standen, sein Schloß Feistritz im selben
Sinne aussdimüdue, wie auch das nahegelegene Sebenstein ausgeschmückt war.

Dietrich als Kind seiner Zeit war Romantiker und sein Geschäft als Kriegsfuhrwesen-
inhaber brachte es mit sich, daß ihm Waffen, Munition, Monturen u. dgl. Interesse einflößten.
Als sich nun Dietridi bei seinen Transporten vom und zum Rhein die Gelegenheit bot,
aus dem Nürnberger Zeughause Waffen zu erwerben, ließ er sie nicht ungenützt vorübergehen,
zumal da der Rat von Nürnberg selbst, wie Berichte vom 11. Mai 1797 und 15. Jänner
1798 erweisen, Harnische versteigern ließ.

Dietrich bot diese Waffen audi dem Kaiser Franz L, als er Laxenburg errichtete an,
dieser lehnte jedodi das Anbot ab. Als nun 1815 das Schloß Feistritz in den Besitz von
Dietrich kam, verwendete er diesen Waffenbestand zur Ausschmüduing seiner Erwerbung
und es entwidielte sich so wie in Sebenstein ein »ritterliches Leben« in Kostümen und
blanker Wehr, ja man sagt, es wären audi Turniere abgehalten worden.

Der ursprünglidie Bestand der Dietridi'schen Waffenkammern war erheblich größer
als die jetzt zur Versteigerung gelangende Sammlung, da im Sommer 1889 das germanisdie
Museum einen beträchtlichen Teil um den damalig immerhin respektablen Betrag von
120.000 fl kaufte.

Linter diesen Erwerbungen des germanisdien Nationalmuseums befanden sich 11 Turnier-
harnische, 16 Kampfharnisdie, öSdiilde, 85 Schwerter und Dolche, 6 Streithämmer, 26Stangen-
waffen, 24 Feuerwaffen und nodi verschiedene einzelne Waffenteile darunter, abgesehen
von Glasgemälden und plastisdien Kunstwerken.

Der nun zur Versteigerung kommende Rest stammt zum größten Teile ebenfalls aus
dem Nürnberger Zeughause, wie ja die Ölfarbennummern im Innern der Harnische dies
beweisen. Hervorzuheben sind folgende Objekte: Fünf sdiöne Kettenpanzer mit Ärmel
15. Jahrh. <Nr. 97—101),- ein schöner Rüd<en zu einem Turnierzeug mit der Marke des
berühmten Plattners Wilhelm von Worms <Nr. 104),- eine Brust mit Rüsthaken und ganzen
Tassetten, um 1510 <Nr. 105),- eine Brust mit schön geätzten Streifen, um 1540 <Nr. 113),- vier
knechtische Harnisdie, Mitte des 16. Jahrh. <Nr. 106, 108, 109, 110),- ein anderer knechtisdier
Harnisch mit Nürnberger Besdiau- und Meistermarke, um 1560 <Nr. 115),- blanke Harnisdie,
um 1550 <Nr. 116 und 117),- gekrebster Harnisdi, zirka 1650 und 1660 <Nr. 197),- ein Vor-

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