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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Baudenkmale in Hessen: Landkreis Hersfeld-Rotenburg: 2, (Ludwigsau bis Wildeck) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49724#0260
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Rotenburg

Karte von 1858


legten in Rotenburg an, bevor sie durch die Schleuse weiter nach Hersfeld
fuhren. Zwar kann zu keiner Zeit von überaus regem Schiffsverkehr gespro-
chen werden, doch vierzehntägig und bis weit ins 18. Jh. hinein sogar zwei-
mal wöchentlich kamen beladene Marktschiffe von Kassel und Hersfeld.
Ein während des 30jährigen Krieges von Kroaten 1637 angelegter großer
Stadtbrand brachte u.a. den Verlust des 1598 vollendeten Rathauses in der
Altstadt. Es wurde auf den alten Mauern im Jahr 1656 sehr stattlich wieder-
aufgebaut und gehört noch heute zu den besonderen Schmuckstücken des
Marktplatzes. Wie die drei oben erwähnten Repräsentationsbauten in der
Neustadt, zeigt auch das Rathaus über steinernem Untergeschoß einen in
schmuckreichem Fachwerk ausgeführten Oberbau. Und vom Rathaus nur
wenige Schritte entfernt, in der Löbergasse (= Lohgerber Gasse) entstand
1651 erneut die gleichfalls abgebrannte Stadtschule, eine Hauptschule, die
außer zweier Nebenschulen bestand. Sie konnte zu diesem Zeitpunkt bereits
auf eine lange Tradition zurückblicken: schon 1381 wurde sie urkundlich er-
wähnt. Vom Kroatenfeuer verschont blieben glücklicherweise zwei Häuser
in der Breitenstraße: Nr. 39, das nach dem ersten großen Stadtbrand, nach
1478, neu erbaut worden war und also zu den ältesten Häusern der Altstadt
zählt, sowie Nr. 24, dessen dem Rathaus vergleichbares schönes Renais-
sanceportal ins Auge fällt. In die Phase des Wiederaufbaues nach 1637 gehört
auch das ehemals Landgräfliche Jägerhaus, Brückengasse 13, ein sehr reprä-
sentativer Fachwerkbau in Schloßnähe. Finanziell möglich war diese Bautä-
tigkeit durch eine regionale Sonderstellung:
Eine für Rotenburg bedeutende historische Epoche hatte bereits 1627 begon-
nen, als nämlich eine Nebenlinie des landgräflich hessischen Hauses, die
Landgrafen von Hessen-Rotenburg, in die Stadt zogen. Diese Linie hatte
einerseits an der Kriegs-Schuldenlast des Gesamthessenlandes keinen An-
teil und da ihr andererseits mit der sogenannten Rotenburger Quart ein Vier-
tel Hessens zugesprochen war, verfügte sie über relativ reichliche finanzielle
Mittel. Bis zum Aussterben dieser Nebenlinie im Jahr 1834 war Rotenburg
eine blühende Residenzstadt, über die der erste der sogenannten Quartfür-

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