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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Baudenkmale in Hessen: Landkreis Hersfeld-Rotenburg: 2, (Ludwigsau bis Wildeck) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49724#0107
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Neuenstein


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Neuenstein


Erläuterungen zu Karte 13 (M1 : 50 000)
Gemeinde Neuenstein
Inmitten des Knüllgebirges liegt die
Gemeinde Neuenstein, deren westliche
Gemeindegrenze zugleich Kreisgrenze
zum Schwalm-Eder-Kreis ist. Sie um-
faßt acht Ortsteile:
Aua, Gittersdorf, Mühlbach, Ober- und
Untergeis, Raboldshausen, Saasen so-
wie Salzberg. Große Teile (= ca. 50%)
der Gemeindefläche nehmen ausge-
dehnte Wälder ein. Der Geisbach, der in
Raboldshausen entspringt, ist für die
Geographie der Gemeinde ebenfalls
von Bedeutung. Er durchfließt Neuen-
stein von Nordwesten nach Südosten
und mündet außerhalb des Gemeinde-
gebietes bei Bad Elersfeld in die Fulda.
Im mittleren Geisbachtal siedeln die
zum Altkreis Hersfeld gehörenden ins-
gesamt vier Ortsteile: Aua, Obergeis,
Untergeis und Gittersdorf. Die von
Frankfurt über Kirchheim (s.d.) nach
Kassel und weiter in Richtung Norden
nach Hamburg führende Autobahn A 7
folgt dem Geistal eine kurze Strecke.
Die A 7 tangiert dabei Aua, den Sitz der
Gemeindeverwaltung, im Süden, wäh-
rend die das langgestreckte Geistal mit
Bad Hersfeld verbindende Bundesstra-
ße 324 Auas nördliche Ortsausdehnung
umgreift. Verbunden sind diese beiden
Straßen durch eine Autobahnanschluß-
stelle östlich von Aua. Die im westli-
chen Gemeindegebiet liegenden vier
Orte, nämlich Salzberg, Raboldshau-
sen, Saasen und Mühlbach wurden erst
bei einer erneuten Gebietsreform 1972
aus dem Altkreis Fritzlar-Homberg aus-
und dem Kreis Hersfeld-Rotenburg
eingegliedert.
Nach dem hoch über Saasen gelegenen
Schloß Neuenstein benennt sich die
Gemeinde. Graf Albert von Wallenstein
ließ in der Mitte des 13.Jh. diese Burg
erbauen, die inmitten heftig umkämpf-
ten Gebietes lag. Erst 1745 mit dem
Aussterben der Wallensteiner kam sie

endgültig an Hessen. Der Wasserreich-
tum des Gemeindegebietes ließ viele
Mühlen entstehen: allein in unmittel-
barer Nähe von Obergeis finden sich
heute noch drei. Das Geistal wurde früh
besiedelt: Aua wird 852 als „Owe“ ur-
kundlich erwähnt. Abt Siegfried von
Hersfeld ließ hier 1190 ein Nonnenklo-
ster gründen, das vor 1230 nach Blan-
kenheim/Gemeinde Bebra verlegt wur-
de (s.d.). Teile des Klosters sind wohl im
Mauerwerk der spätromanischen Dorf-
kirche bewahrt worden. In Mühlbach
sind hinwiederum spätromanische Tei-
le in der gotischen Kirche aufgegangen.
Aus gotischer Zeit stammen die Kirche
in Gittersdorf und der Ostturm der Kir-
che in Obergeis. Um diese als „superior
Geissa“ 1259 urkundlich belegte An-
siedlung bildete sich in der Folgezeit
das Amt Geis. Zu ihm gehörten außer
Ober- und Untergeis auch Aua, Biede-
bach und Gittersdorf. Besonders schö-
ne Stätten der Gerichtsbarkeit finden
sich in Aua und Mühlbach jeweils in un-
mittelbarer Nähe der Kirche. Obergeis
war Gerichtsort. Das sehr repräsentati-
ve, ehemalige Amtsgericht in Obergeis
ist ein Fachwerkbau, der das Datum
1677 trägt.
In den Dörfern stehen sowohl Einhäu-
ser, bei denen Wohn-, Stall- und Ten-
nenbereich unter einem Dach vereint
sind, als auch Ernhäuser, die zwar
Wohnnutzung und Stalltrakt unter ein
gemeinsames Dach ziehen, aber die
Scheune getrennt setzen. Größere Hof-
anlagen sind wohl auch vertreten, doch
vergleichsweise selten. Bäuerliche
Wohnhäuser, die ausschließlich der
Wohnnutzung dienen, finden sich erst
seit dem letzten Jahrhundert. Alle Orts-
teile expandieren, so daß sich Neubau-
ten in den Ortsrandlagen finden, aber
auch leider in den Ortskernen, wo sie
den historischen Bestand ersetzen.

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