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Ronshausen

Erläuterungen zu Karte 16 (M1: 50 000)
Gemeinde Ronshausen
Nur zwei Ortsteile gehören zur Ge-
meinde Ronshausen: der namengeben-
de Ort Ronshausen, in dem die Ge-
meindeverwaltung ihren Sitz hat und
Machtlos. Sie ist von der Zahl ihrer
Ortsteile her gesehen die kleinste Ge-
meinde des Kreises, in dessen östliche
Erstreckung sie eingebettet liegt. Die
von Bebra über Weiterode geführte
Bahntrasse durchquert das Gemeinde-
gebiet von West nach Ost. Sie teilt die
besiedelte nördliche Hälfte von der be-
waldeten südlichen. Der Schienen-
strang folgt dem Verlauf der Ulfe und
dem der Landstraße L 3251 in etwa par-
allel. Diese Landstraße, an der sich die
Bebauung von Ronshausen ausrichtet,
war die alte Flößholzstraße. Sie spielte
für das Wirtschaftsleben von Ronshau-
sen im 18.Jh. und zu Beginn des 19.Jh.
eine entscheidende Rolle:
Die Flößholzstraße kam von Thüringen
her, überschritt bei Berka die Werra,
zweigte in Hönebach von der nach Frie-
dewald führenden Berkaer Straße ab
und benutzte dann nach Überquerung
der Hönebacher Höhe den Ulfegrund,
um im Bereich von Berka die Fulda und
den Anschluß an die Nürnberger und
die Sontraer Straße zu erreichen. Sie
war dazu bestimmt, das im Thüringer
Wald gewonnene Nadelholz, das bis
Berka auf der nur bis dorthin schiffba-
ren Werra hinabgeflößt wurde, weiter
zur Fulda zu schaffen. Dort wurde es
bei Breitenbach wieder zu Flößen zu-
sammengesetzt und auf dem Flußweg
weiterbefördert. Die Ronshausener lei-
steten Vorspanndienste und betrieben
Herbergen und Gastwirtschaften.
Durch diese Dienstleistungen war ein
gewisser Wohlstand gesichert. Eine wei-
tere Erwerbsquelle bestand im Leinen-
gewerbe:
Im 18.Jh. wurde in den meisten bäuerli-
chen Betrieben auch Leinen gewebt. In
den damals zum Amt Rotenburg und
zum Amt Sontra gehörenden Dörfern

wurde das hessische Schockleinen her-
gestellt, das unter dem Namen „Hes-
sians“ in aller Welt bekannt war. Außer-
dem wurden Damast, Hausleinen,
Packtuch und Halbleinen hergestellt.
Der Versand ins Ausland stand im
18.Jh. in höchster Blüte. Um 1786 be-
trug die Zahl der Weber und Weberin-
nen im Amt Rotenburg 1532 Personen.
Insbesondere den kleinen Landwirt-
schaften verhalf die Leinweberei zu er-
heblichen Einnahmen. Der zunehmen-
de Wohlstand läßt sich in Ronshausen
noch heute in aufwendigen, dreiseitig
umbauten Hofanlagen ablesen.
Als 1849 die (nach dem hessischen Kur-
prinzen und Mitregenten benannte)
Friedrich Wilhelm-Nordbahn gebaut
wurde und somit die Verbindung von
Kassel nach Gerstungen geschaffen
war, veränderte die Eisenbahn nicht nur
die Landschaft, sondern auch die Dör-
fer. Der Strukturwandel von einem
durch Landwirtschaft bestimmten Dorf
zum Eisenbahner-Wohnsitz vollzog
sich auch in Ronshausen. Der Ort
expandierte damals entlang der Land-
straße in östliche und westliche Rich-
tung. Hier finden sich kleinbäuerliche
Hofstellen, Arbeiter- und Handwerker-
häuser.
Machtlos, 1329 als Mechtolves erstmals
erwähnt, liegt nördlich von Ronshau-
sen. Der Ort ist einzig über eine schöne
Waldzufahrt zu erreichen, die von der
Straße Ronshausen-Hönebach ab-
zweigt. Diese abgeschiedene Lage ohne
Durchgangsverkehr bescherte dem Ort
eine in jüngster Zeit erbaute Feriensied-
lung, die sich an den nordöstlichen
Ortsrand anlehnt. Leider vertat Macht-
los die Chance, den historischen Ort
wirksam gegen die einheitlichen Neu-
bauten abzusetzen. Der Wunsch städ-
tisch zu erscheinen, veränderte nach-
haltig den Charakter des einst überwie-
gend landwirtschaftlich strukturierten
Dorfes.

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