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Bausubstanz der Straße treten in diesem Kon-
text die im Kreuzungsbereich von Enger Straße
und Kuhstraße gegenüberstehenden Haus-
stätten Nr. 15 und Nr. 45/45a bauhistorisch
und städtebaulich hervor. Letztgenannte zeich-
net sich außerdem durch ein breites Spektrum
an Gebäudetypen in baukünstlerisch wertvoller
Ausführung aus, die überdies das historische
Funktionsgefüge einer solchen Anlage doku-
mentieren.
Das gegenwärtige heterogene Bild aus dem
Nebeneinander von Trauf- und Giebelstän-
digkeit, Putz- und Ziegelsichtigkeit sowie diffe-
rierenden Geschosshöhen resultiert zum einen
aus den Umbauten und Überformungen älterer
Häuser, zum anderen aus einer Neubautätigkeit
des 19./20.Jh., in der sich die Entwicklung der
Grapengießerstraße zu der bevorzugten Ge-
schäftsstraße Lüneburgs neben der Bäcker-
straße in der 2. Hälfte des 19.Jh. niederschlug.
Damit einher ging der verstärkte Ausbau von
Schaufensterzonen in den Erdgeschossen, der
bereits zu Beginn des 19.Jh. eingesetzt hatte.
Mit den neu entstehenden Wohn-/Geschäfts-
häusern des späten 19.Jh. bzw. des frühen
20.Jh. wurde nicht nur die Maßstäblichkeit der
älteren Bebauung verlassen, sondern gleichzei-
tig in Bauvolumen und Qualität der Ausfüh-
rungen an das gründerzeitliche Großstadtideal
anzuknüpfen versucht. Bei den einer späthisto-
ristischen Architekturauffassung verpflichteten
Beispielen dieses Bautyps finden sich formal
unterschiedene Ausprägungen. Als dreige-
schossiges Wohn-/Geschäftshaus mit dem
bereits 1899 um ein drittes Geschoss aufge-
stockten Hofanbau einer Essig- und Senffabrik
ließ sich der Kaufmann Albert Läppert, dessen
Familie seit 1797 Eigentümer dieses Grund-
stücks war, von dem Zimmermeister Chr. Len-
dorf einen Neubau aufführen (Nr. 47). Über dem
veränderten Erdgeschoss zeigt die backstein-
verblendete Fassade einen auf die Putzrah-
mungen der fünf regelmäßig angeordneten
Fensterachsen und das kräftige Kranzgesims
konzentrierten spätklassizistischen Dekor. Einer
niederländisch beeinflussten Variante der Neu-
renaissance gehören die beiden Wohn-/Ge-
schäftshäuser Nr. 26 und Nr. 42/43 an. Das
Erstere, 1894 anstelle eines vom 16. bis Ende
des 18.Jh. Kupferschmieden und Glocken-
gießern dienenden Gebäudes wiederum nach
Plänen Chr. Lendorfs dreigeschossig unter
einem flachen Satteldach errichtet, krönte
ursprünglich ein inzwischen zu einem flachen
Dreieck begradigter, hoher Volutengiebel. Über
dem mit einer Putznutung geschmückten
Erdgeschoss heben sich in charakteristischer
Weise, indem Fensterverdachungen die Bel-
etage kennzeichnen, hell geputzte Gliederungs-
und Dekorationselemente von den roten Back-
steinflächen ab. Stilistisch schließt sich mit sei-
ner Materialkombination das 1905 durch den
Maurermeister O. Püschel ebenfalls dreige-
schossig, aber traufständig aufgeführte Wohn-/
Geschäftshaus Nr. 42/43 mit einer indes reicher
instrumentierten Fassade an, die sich zudem
durch den bis 1918 mit einer Brüstung
abschließenden Mittelerker und die begleiten-
den Balkone in beiden Obergeschossen plasti-
scher durchgestaltet präsentiert. In dieses Kon-
zept war ferner die durch ein mittiges Zwerch-
haus und insgesamt vier, ehemals von hohen

Grapengießerstraße 5, 4, 3, 2, 1, Blick nach Osten


Grapengießerstraße, Ansicht nach Westen, links Nr. 47-45a, rechts Nr. 11, 12, 13


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