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Lünertorstraße, Blick von Osten zum Stintmarkt

Lünertorstraße, Südseite nach Osten, Nr. 1,2, 3, 4


konnten Reste eines darunter befindlichen älte-
ren Fußbodens anhand von Scherben in das
14.Jh. datiert und mit dem Hauptgebäude des
Scharnebecker Hofs in Verbindung gebracht
werden. Auf dem von dem Unternehmer Se-
nator Johannes Reichenbach (1836-1921)
erworbenen Grundstück errichtete er außer
dem Wohnhaus eine Fassfabrik, die 1889
einem auch Gebäude an der Baumstraße
betreffenden Großbrand zum Opfer fiel. Nach
Auslagerung der Fabrik auf die Breite Wiese an
der unteren Ilmenau wurde das ca. 3000 m2
große Areal 1898 an die St. Nikolaigemeinde
verkauft, die das Wohnhaus durch den Stadt-
baumeister Kampf zum ersten Pfarrhaus der St.
Nikolaigemeinde ausbauen ließ; heute Nutzung
als Gemeindehaus. Traufständiger, an der
Rückseite ziegelsichtiger, im Übrigen verputzter,
Bau von sechs Achsen unter flachgeneigtem
Satteldach. Spätklassizistische, leicht reliefie-
rende Gestaltung der mit Fugenstrichen hori-
zontal überzogenen Fassade, die kolossale
Lisenen und eine abschließende Blende mit
Konsolgesims rhythmisieren. Im Obergeschoss
sind die Fenster in eine glatt geputzte Rahmung
zwischen Sohlbankgesims und gerader Verda-
chung eingelassen, diejenigen des Erdge-
schosses in einer schlichten Faschenrahmung
mit einem historistischen Brüstungsornament in
vegetabilen Formen. Unter dem nordöstlichen
Hausbereich ein wohl zu einem Vorgängerbau
gehörender Kellerraum mit einer in Ost-West-
Richtung verlaufenden Segmentbogentonne;
die Umfassungswände z.T. im unteren Bereich
mit großen Findlingen gemauert, mittig im
Fußboden ein zugesetzter Brunnen. Nach
Süden schließt sich ein im 19.Jh. überdeckter
Keller an, dem wiederum nach Süden ein wei-
ter Kellerraum mit jüngeren Gewölben folgt. Bei
einer die innere Organisation aufhebenden
Sanierung 1998/99 trat an der Ostwand im
Erdgeschoss eine große Spitzbogennische mit
einer schwarzfarbigen Malerei in Form stilisierter
Blüten hervor, die ebenfalls wohl noch von
einem Vorgängerbau stammt. Kehlbalkendach
mit einfach stehendem Stuhl. In einem 1902
nach Plänen F. Krügers westlich angefügten
Waschküchenanbau ist auf der Nordseite eine
Sandsteintafel mit der Inschrift „Renovatum
1733“ wiederverwendet.
Lüner Straße 15. Pfarrhaus mit Konfirmanden-
saal, Vorgarten und Einfriedung aus schlichtem
Eisengitter auf Ziegelsockel. Für die St. Nikolai-
gemeinde 1902 erbaut nach einer Planung F.
Krügers auf dem Areal des vormaligen Schar-
nebecker Hofs. Krügers erster Entwurf, mit
dem er aus einem beschränkten Wettbewerb
unter drei Teilnehmern als Gewinner hervorge-
gangen war, hätte dem Pfarrhaus mittels eines
Staffelgiebels und eines Erkers im zweiten
Obergeschoss eine dem Zeitgeschmack ent-
sprechende malerische Silhouette verliehen.
Für die Ausführung des zweigeschossigen
Pfarrhauses wurde dagegen eine schlichtere
Variante bevorzugt. Im Sinne einer bereits stär-
ker um Sachlichkeit bemühten Architektur ver-
zichtete Krüger auf Gesimse und beschränkte
die Gestaltung der Südfassade auf die Her-
vorhebung des Obergeschosses durch helle
Putzflächen. Darüber im nach Osten mit einem
Krüppelwalm schließenden Dach eine polygo-

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