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gesetzt inmitten eines ausgedehnten, baum-
bestandenen Grundstücks. Dieses zur Papen-
straße von einer ca. 23 Meter langen Ziegel-
mauer über geböschtem Sockel begrenzt,
deren Felder zwischen den vortretenden
Pfeilern Ochsenaugen mit eiserner Kreuzteilung
aufnehmen. Das vierte Kompartiment von
Osten überhöht als korbbogige Eingangspforte
mit zweiflügeliger Rundbogentür gestaltet.
Der eingeschossige, formal schlicht gehaltene
Backsteinbau mit Putzsockel erhebt sich über
rechteckigem Grundriss, den nach Norden ein

niedriger Ausbau unregelmäßig erweitert. Als
Schauseite zur Papenstraße öffnet sich der
Südgiebel in drei Stichbogenfenstern, denen im
ausgebauten Mansarddach vier Rechteck-
fenster, die beiden mittleren innerhalb runder
Hochblenden, mit abschließendem Ovalfenster
zugeordnet sind. Das voll unterkellerte Ge-
bäude, an der östlichen Traufseite durch eine
zweiflügelige Tür mit korbbogigem Oberlicht
erschlossen, verfügt mit den Fenstern, dem
Terrazzoboden, profiliert eingefassten Türen
sowie Treppen mit klassizistisch nachempfun-

denem Stabwerkgeländer über eine hand-
werklich sorgfältig ausgearbeitete Innenaus-
stattung, wie sie den Qualitätsmaßstäben des
Werkbundes entsprach. Mit dem bestimmen-
den Mansarddach und den ausgewogenen
Proportionen dokumentiert es eine Variante
der Reformarchitektur zu Beginn des 20.Jh.,
die sich bevorzugt der Baukunst des Spät-
barock bzw. des Frühklassizismus verpflichtet
fühlte.

RACKERSTRASSE

Papenstraße 14, Hintergebäude, Keller


L


Papenstraße 14, Hintergebäude, Kellergrundriss (Zeichnung K. Harenberg, 2004)

Die acht bis neun Meter breite Rackerstraße bil-
dete einst den südlichen Abschnitt der so
genannten Faulen Au, eines Straßenzugs mit
offener Abwasserrinne, die in die Gumma ent-
wässerte. Ihre Erwähnung in einem die Stra-
ßenreinigung regelnden Ratserlass um 1450
(„in der vulen ouwe by des rackersz hus“) ent-
hält zugleich einen Hinweis auf ihre sich seit
dem 18.Jh. durchsetzende Benennung. Ange-
sprochen ist die Rackerei oder Bütteley, also
das Haus des Abdeckers, das „an der Ecke
gegen den Blauen Turm gelegen“ war. Als
Fortsetzung der Engen Straße stellt die
Rackerstraße die gerade Nord-Süd-Verbindung
zwischen Heiligengeist- und Ritterstraße dar.
Ihre Ostseite wurde einer starken Veränderung
unterzogen, indem an die Stelle fünf einge-
schossiger Traufenhäuser mit Schleppgauben
im durchgehenden Dach (Nr. 11-15) und eines
zweigeschossigen Doppelhauses (Nr. 16, 16a)
großvolumige Neubauten traten. Hingegen sind
auf der Westseite Kubatur und Parzellengröße
der spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen
Bebauung in weiten Teilen überkommen. Aus-
schließlich traufständig und z.T. nur einge-
schossig aufgeführt, dokumentieren die heute
überwiegend mit einer Ladennutzung ausge-
statteten Häuser einerseits die Hinterbebauung
einer großen Hausstätte (Nr. 2-5), andererseits
mit den Nummern 6-9 eine ehemals zum
Heilig-Geist-Hospital gehörende Wohnbebau-
ung bescheidenen Zuschnitts, die nach ihrem
Übergang in Privathände wohl in der 1. Hälfte
des 18.Jh. vorwiegend von kleinen Handwerks-
betrieben genutzt wurde. Unter einem First
erstreckt sich im nördlichen Bereich über eine
Länge von ca. 30 Metern die traufständige
Budenreihe (Nr. 2-5) des Anwesens Heiligen-
geiststraße 34. Das zweigeschossige, straßen-
seitig backsteinsichtige Gebäude, wohl im
15./16.Jh. entstanden, weicht im südlichen
Abschnitt abknickend von der Fluchtlinie zu-
rück. 1907 als unbewohnbar geschlossen,
besitzt es nach einer umfangreichen Sanierung
1982 ein neues Dach mit mehreren Schlepp-
gauben und rückwärtig über dem massiven
Erdgeschoss eine bis auf die Schwelle erneuer-
te Fachwerkkonstruktion. An der Ostfassade,
die unregelmäßig verteilte Öffnungen charakte-
risieren, geben drei Holzstürze die Anordnung
älterer Fensteröffnungen im Erdgeschoss an;
erkennbar sind außerdem ein früherer segment-
bogiger Zugang in der Nordachse sowie links
oben ein Segmentbogenfenster. Im nördlichen
Bereich liegt die 1929 verbreiterte Hofdurch-
fahrt unter mächtigem Holzsturz.
Die nach Süden in geschlossener Bebauung
folgenden Häuser bergen alle Relikte einer früh-

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