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neuzeitlichen Bausubstanz, während ihr äuße-
res Erscheinungsbild zum überwiegenden Teil
Überformungen des 19.Jh. reflektiert. Dies gilt
beispielsweise für das zweigeschossige Wohn-
haus Nr. 7, das der Maurergeselle H. Otto unter
Angabe der Konstruktion mit rückwärtigem
Obergeschoss und Giebeldreiecken in Fach-
werk 1863 für die Brandkasse neu taxieren ließ.
Seine dreiachsige Fassade mit Erschließung in
der rechten Achse belichten leicht stichbogige
Fenster. Zwar erhielt der straßenseitig firstparal-
lel gelegene Keller im 19.Jh. ein neues Seg-
mentbogengewölbe, doch gehören seine mit
Segmentbogennischen konstruierten Um-
fassungswände aus Klosterformatsteinen ei-
nem Vorgängerbau an. Das nur eingeschossi-
ge, verputzte Wohnhaus mit hohem Satteldach
Nr. 8, 1865 im Eigentum eines Zimmergesellen,
lehnt sich ohne eigene Brandwand an das
Gebäude Nr. 9 an und dürfte, nach dem Einbau
der Treppe mit gewirteltem Traljengeländer zu
schließen, um 1860 verändert worden sein.
Sein älterer Teilkeller an der Straße ist mit preu-
ßischen Kappen gedeckt. Eine ähnliche Kuba-
tur dürfte das Haus vor der Aufstockung in der
2. Hälfte des 19.Jh. besessen haben, die sich
vom verputzten Erdgeschoss durch ihre Back-
steinsichtigkeit abhebt und dem bescheidenen
Gebäude mittels des übergiebelten Zwerch-
hauses in neugotischen Formen einen architek-
tonisch anspruchsvolleren Ausdruck zu verlei-
hen sucht. Bei dem Eckgebäude Nr. 10, ver-
mutlich Standort der „Alten Bütteley“, handelt
es sich um einen eingeschossigen, straßensei-
tig verputzten Backsteinbau, dessen südlichen
Teil (erst seit 1954 mit Laden) der Mühlenfahrer
Werner 1881 von A. Körner mit einem der
Ritterstraße zugewandten Backsteingiebel
hatte erneuern lassen. Die mittige Eingangs-
achse betont im Satteldach ein Zwerchhaus mit
über Knaggen vorkragendem Giebel. Den weit-
aus älteren Ursprung des Hauses lassen
sowohl das geschlämmte Mauerwerk der west-
lichen Traufseite als auch der Keller in der Nord-
ostecke erkennen, dessen überhöhte Tonne
quer zum First gelagert ist, einen Schacht zur
Straßenseite besitzt und am innen gelegenen
Zugang mit Viertelkreissteinen gemauert ist.
REITENDE-DIENER-STRASSE
Die kurze Straße führt unmittelbar westlich des
Rathauses vom Ochsenmarkt auf die nördliche
Stadtmauer zu. Ihren Namen verdankt sie der
geschlossenen, etwa 68 Meter langen Reihen-
hausbebauung der Westseite (Nr. 9-17), die
hier für die dem Rat unterstellte bewaffnete
Schutz- und Ehrentruppe, die Reitenden
Diener, zwischen 1554 und 1558 auf dem vor-
maligen Grundstück des Franziskanerklosters
entstand und sich bis heute in städtischem
Eigentum befindet. Zu diesem im Stadtbild ein-
zigartigen Ensemble, das ursprünglich rückwär-
tig durch Gartengrundstücke ergänzt wurde,
zählt ferner das in seiner Fassade veränderte
Haus Nr. 8a mit dem anschließenden zweige-
schossigen Wirtschaftstrakt (Nr. 8b). Auf der
Ostseite der Straße erstreckten sich, nach den
zwischen 1431 und 1446 in den Quellen ge-
nannten Bezeichnungen zu schließen, hinter
dem an der Südostecke gelegenen Herzogs-

Rackerstraße, Westseite nach Norden, Nr. 2, 3


Reitende-Diener-Straße, Lageplan zwischen Am Ochsenmarkt und Hinter der Bardowicker Mauer (14:
Spritzenhaus an der Ecke zum Ochsenmarkt, 15: Kämmereiwohnungen, 16: Lakenfabrik, 17: Marstall; in:
J. Ph. Isenbart, Lagerbuch, 1731; StA Lg, K 12 c, Nr. 70)


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