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Reitende-Diener-Straße 9-17


Reitende-Diener-Straße 13

eckigen, wandbündigen Fenster nachvollziehen
lässt. Repräsentativen Anspruch erhebt die
genutet gemauerte Portalrahmung in der zwei-
ten Achse von Süden, deren abgeschrägte Lai-
bung unter rundbogigem Oberlicht eine zweiflü-
gelige Tür mit geschweiften Rahmenleisten
über aufgedoppelten Kissen aufnimmt. Der vor-
maligen Gliederung gehören die über dem höl-
zernen Erdgeschosssturz sichtbaren sechs
segmentbogigen Entlastungsbögen an. In der
nördlichen Hauszone ein tonnengewölbter
Keller quer zum First.
Reitende-Diener-Straße 9-17. Neun zweige-
schossige Reihenhäuser auf der Westseite der
Straße unter einem Satteldach. Ab 1554i (siehe
Nr. 13) für die Reitenden Diener nach einem
Vermächtnis des 1553 verstorbenen Bürger-
meisters Hinrik Garlop unter seinem gleichna-
migen Sohn und seinem Schwiegersohn, dem
Ratmann Franz Witzendorff, ausgeführt.
Zwischen 1971 und 1977 umfangreich saniert,
indem die Innenhofbebauung abgebrochen, die
Rückfronten begradigt und die Grundrisse der
neuen Nutzung (städtische Verwaltung) ange-
passt wurden. Über die schmucklose Rück-
seite, wo mehrere Holzstürze frühere Fens-
teröffnungen andeuten, werden die Keller
erschlossen, die aus einer westlichen und einer
nach Osten folgenden, breiteren Segmentbo-
gentonne bestehen. Zur Rhythmisierung der
durch einen tausteingerahmten Putzfries in ihrer
Horizontalerstreckung betonten Fassade tra-
gen außer den Dacherkern über den Portalen
der Nr. 10, 11, 13 und 14, die auf die
Speicherfunktion des dreifachen Kehlbalken-
dachs hinweisen, die neun Portale bei. Mit
Ausnahme derjenigen von Nr. 11, 15 und 16
wurden die ursprünglich spitzbogig mit
Taustabrahmung des Bogenfeldes ausgebilde-
ten Portale seit dem späten 18.Jh. rundbogig
mit zugehörigen Türen erneuert. Die paarweise
oberhalb der Portale an den Häusern Nr. 10-16
jeweils innerhalb eines Taustabkreises ange-
brachten Wappenmedaillons mit Umschrift bil-
den Wappen der Familie Garlop ab (die hölzer-
nen Originale heute durch Repliken ersetzt). Im
Obergeschoss, gegliedert durch eine wechsel-
schichtig dunkel glasierte, stichbogige Blendar-
katur in Tausteinrahmung, tragen die den
Wandpfeilern aufgelegten Tausteinstäbe 37
Tausteinkreise. Die darin enthaltenen, heute
durch Abgüsse ersetzten Terrakottawappen der
Familien Garlop und Bardewick verweisen auf
den Stifter und seine Ehefrau Anna von Barde-
wick. Ebenfalls um Repliken der im Museum für
das Fürstentum Lüneburg aufbewahrten
Bronzetafeln handelt es sich bei den drei, von
zwei verschiedenen Händen stammenden
Schrifttafeln (vgl. Alpers, 1970/71). Die größte
über dem Portal des Hauses Nr. 13 erläutert die
Stiftung und zeigt außer dem Wappen des
Stifterehepaares das Monogramm des Gießers
„VB“ (Valentin Barchmann). Die beiden seitlich
an den Häusern Nr. 9 und 17 angebrachten mit
den Wappen von Sohn (Garlop-Semmelbecker,
Nr. 9) und Schwiegersohn (Witzendorff-Garlop,
Nr. 17) samt deren Ehefrauen stellen mit zwei
Zitaten der griechischen Schriftsteller Euripides
(Nr. 9) und Thukydides (Nr. 17) eine in Lüneburg
singuläre Form des Fassadenschmucks dar.
Indem sie eine Aufforderung zum Kampf gegen

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