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nen Anspruch, indem die Fassade, den Ge-
staltungsprinzipien florentinischer Renaissance-
Palazzi nachempfunden, von nach oben in ihrer
Stärke abnehmenden, hier in Putz ausgeführten
Quaderungen überzogen wird. Damit einher
geht die starke Betonung der Horizontalen
durch Gesimse und die regelmäßige Reihung
von 14 Fensterachsen an der Westfassade, die
mittig von einem geschweiften Zwerchhaus
akzentuiert wird, das seitlich Schleppgauben im
Berliner Dach begleiten. Die Ecksituation
betonte Zimmermeister Joh. Vogelsang durch
eine leicht vorgezogene, ehemals laternenbe-
krönte Achse. Dem Erdgeschoss, das seine
pilastergerahmte Ladengliederung hat bewah-
ren können, verleiht bereits die Gestaltung des
nördlichen Eingangsbereichs mit der zweiflüge-
ligen Tür in floralem Jugendstildekor, der sich
desgleichen an den Wandkacheln wiederfindet,
und dem ornamentalen Terrazzo ein repräsen-
tatives Gepräge. Schon 1901/02 hatte Vogel-
sang das nördlich folgende, sechsachsige
Haus Nr. 15 mit einer ähnlich instrumentierten,
jedoch weniger plastisch durchgebildeten
Fassade ausgestattet, die sich in der Beletage
durch eine Dreiecksverdachung der beiden
Mittelachsen mit heute beseitigtem Balkon aus-
zeichnete.
Rote Straße 3. Dreigeschossiges Ziegeige-
bäude unter steilem Satteldach, wohl 16.Jh.
1764 waren unter dem Eigentümer J. Chr.
Reuter, eines Aufwarters beim Zoll, noch zwei
Ausluchten vorhanden, von denen sich unter
der linken der Eingang zu einem Wohnkeller
befand. Beide waren schon 1928 beseitigt, als
unter dem Architekten Edwin Reith ein Erdge-
schossumbau mit neuer, den Laden vergrö-
ßernder Grundrissdisposition realisiert wurde,
einschließlich der Verlegung des Hauseingangs
samt Flur in die Südachse, des Einbaus zweier

Rote Straße 3, 2, 1


Rote Straße 6, Ostfassade, Detail

Schaufenster mit dazwischenliegendem Laden-
eingang in einer Nische und der expressionis-
tisch ornamentierten Backsteinverblendung. An
der damals ebenfalls veränderten Rückseite
1981 ein Treppenhausanbau angefügt. Ziegel-
mauerwerk der Renaissance an der Ostfassade
in dem mit einem Fischgrätfries abschließenden
Zwischengeschoss erhalten, das in den Außen-
achsen zwei starke Holzstürze früherer Öffnun-
gen aufnimmt; dazwischen sichtbar die An-
sätze kleiner Segmentbogenfenster, die einst
wohl auch das niedrigere, ehemalige Speicher-
geschoss anstelle der heutigen fünf Rechteck-
fenster belichteten. Kelleranlage aus einer quer
zum First verlaufenden Segmentbogentonne
mit formsteinlos gemauerten Nischen in den
Längswänden. Über einen kurzen Durchgang
schließt nach Süden parallel ein tonnengewölb-
ter Raum an. Das mit doppelter, angeblatteter
Kehlbalkenlage abgezimmerte Dachwerk um-
fasst einschließlich der beiden Giebelgebinde
sieben, im First gezapfte Gespärre mit regelmä-
ßig ansteigenden Abbundzeichen in Form römi-
scher Ziffern.
Rote Straße 6. Dreigeschossiges, traufständi-
ges Backsteingebäude, 1553i. Über hohem,
völlig verändertem Erdgeschoss folgen die bei-
den in ihrer Höhenentwicklung abnehmenden
Obergeschosse des Renaissancebaus, jeweils
zu sechs Achsen. Im Satteldach mittig ein drei-

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