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achsiges, jüngeres Zwerchhaus. Erbauer war
vermutlich der Bäcker-Ältermann Engelke
Proffen, zu dessen Anwesen ferner das Grund-
stück Rote Straße 7 gehörte. Eine im 16.Jh.
belegte Nutzung als Gasthaus begegnet auch
wieder zu Beginn des 20.Jh. Das hohe Erd-
geschoss besaß bis zum Umbau durch F.
Krüger 1912 ein Zwischengeschoss, war
jedoch im unteren Bereich bereits spätklassizis-
tisch überformt. 1873 hatte der Vollhake Kruse
zwei Ausluchten beiderseits des in der dritten
Achse von Süden gelegenen Eingangs beseiti-
gen lassen. Eine im Abschnitt der beiden
Nordachsen vorhandene Hofdurchfahrt setzte
Krüger zu, unterkellerte den entsprechenden
Bereich, baute im hohen Erdgeschoss zwei
Läden ein und positionierte den Hauseingang
mittig dazwischen. Seine an die Renaissance-
gliederung anknüpfende Fassadengestaltung
wurde ebenso wie die Grundrissdisposition
1968 völlig überformt. Die ursprüngliche
Architektur präsentieren die beiden durch tau-
steingerahmte Friese getrennten Obergeschos-
se. Gegliedert werden sie von Segmentbogen-
nischen in Tausteinrahmung, davon ausgenom-
men sind die beiden von einem Holzsturz über-
fangenen Nordachsen im ersten Oberge-
schoss, der die frühere Existenz eines Erkers
nahelegt. Auf den Wandflächen dazwischen
kreistragende Taustablisenen, die polychrom
glasierte Terrakottamedaillons mit Kopf- und
Brustbilddarstellungen aufnehmen. Mittig am
ebenfalls mit entsprechenden Medaillons
geschmückten unteren Fries eine Platte mit der
Jahreszahl „1553“. Die veränderte Rückseite
besaß in den Obergeschossen eine vergleich-
bare Gliederung, ist aber durch Anbauten ver-
stellt. Kelleranlage aus einem straßenseitigen
Keller mit quer zum First und weitgespannter
Segmentbogentonne von ca. 3 Metern Schei-
telhöhe sowie einer nach Westen folgenden,
schmaleren Tonne in Nord-Süd-Richtung.
Dachwerk von zwölf Gespärren mit drei ange-
blatteten Kehlbalkenlagen und Dachböden mit
originaler Dielung. Im ersten Dachgeschoss vor
dem Südgiebel eine abgeteilte Wohnkammer
des 19.Jh., im zweiten Dachgeschoss Winden-
rad mit horizontaler Welle.
Rote Straße 7. Dreigeschossiges Wohnhaus an
der Ecke zur Ritterstraße, das einen zur Rote
Straße mit breitem, hohem Dacherker ausge-
statteten Vorgängerbau ersetzte, 1908 von H.
Matthies für den Kaufmann Adolph Greve und
seine Frau errichtet. Repräsentativer Rohziegel-
bau in der Tradition der Hannoverschen Schule
mit zwei symmetrisch gestalteten Fassaden,
die zeittypisch asymmetrisch organisiert sind,
indem zwei über dem Erdgeschoss leicht vor-
gezogene Bauteile, die in einem Zwerchhaus
mit fünfteiligem Staffelgiebel gipfeln, an die
abgeschrägte, bis 1968 von einem Helm mit
Laterne bekrönte Eckachse gerückt sind. Sie
besitzen jeweils zweigeschossige Fachwerk-
erker mit Bauinschrift an der Obergeschoss-
schwelle. Die von Putzspiegeln unterteilten
Staffelgiebel, die braun glasierten Taustäbe als
Fensterrahmung sowie als Stabgliederung an
der östlichen Traufseite im zweiten Ober-
geschoss, grün glasierte Sohlbänke und die
hölzernen Bauteile führen eine kunstfertig ange-
wandte Material- und Farbenvielfalt vor Augen,


Rote Straße 6, 7


Rote Straße 6, Ostfassade, Terrakottamedaillon

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