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der altägyptischen Darstellungsweise, mehrere Male abgebildet sind, wie sie eben in den verschiedenen
Momenten ihrer bei der betreffenden Handlung entwickelten Thätigkeit auftreten. Aus den Beischriften
über den Köpfen der einzelnen Personen, wie aus den zur Erläuterung der Ceremonie unterhalb des Bildes
angebrachten 16 Inschriftzeilen ersehen wir, dass der Ceremonienmeister (Cher-heb) dreimal, der Schlächter
(Amenhv) dreimal und der Functionär Semer zweimal in aufeinander folgenden Handlungen dargestellt sind,
während der gleichfalls bei dieser Ceremonie auftretende Grabfunctionär Sem oder Sotem und eine als Ver-
treterin der ihren Bruder Osiris beweinenden Isis fungirende Klagefrau, wohl eine Verwandte des verstor-
benen Petamenap, weil nur einmal thätig, auch nur einmal abgebildet sind.

Man könnte versucht sein anzunehmen, dass die mumienförmige Figur, welche uns in diesem wie in
allen übrigen Bildern begegnet, den Verstorbenen selbst, seine Mumie darstellen soll und dass sämmtliche
an den Wänden des Kazimmers im Bilde uns vorgeführten Ceremonien einst in diesem Räume vollzogen
worden an und vor der Mumie des Petamenap, und zwar am Tage der Bestattung, bevor man die Mumie in
den kunstvoll geschnitzten Sargkasten legte *), Avelcher dann, in den Steinsarkophag eingeschlossen, durch
den im Nebenzimmer XII angebrachten Schacht zur Aufstellung in der im untersten Souterrain befindlichen
Sarkophaghalle hinabgelassen worden. Wie immer auch für eine solche Annahme zu sprechen scheint, dass
das betreffende Bild wiederholt als Petamenap angeredet wird, so spricht doch entschieden dagegen, dass in
den dem Mumienbilde gewidmeten Ansprachen dasselbe wiederholt als tut «Statue, Bild» angeredet wird und
dass man in den Begleittexten zu den Darstellungen eben jener Ceremonien im Sethosgrabe durchweg diesen
Ausdruck gewählt hat. Vor Allem aber scheint mir die Frage, ob der Mumie oder nur der Todtenstatue die
in Rede stehenden Ceremonien gegolten, dadurch entschieden zu werden, dass die lange Reihe dieser Cere-
monien nicht mit Niederlegung der betreffenden Figur in den Sargkasten abschliesst, sondern mit der Auf-
stellung derselben in einem offenen Kiosk, der dann bei der Schlussceremonie in einen transportablen Schrein
eingeschlossen wurde, ganz von der Art jener, welche, die Cultusbilder eines Heiligthums bergend, an den
hohen Tempelfesten von den Priestern in feierlicher Procession umhergetragen wurden, cf. Taf. XIII vor-
letztes und letztes Bild.

Die also nicht vor der Mumie, sondern vor der Todtenstatue des Petamenap ausgeführte Handlung des
Schlachtens dreier Opferthiere sollte, nach einzelnen Andeutungen in der dem Bilde zur Erläuterung beige-
gebenen Inschrift zu schliessen, wohl den Gedanken zum Ausdruck bringen, dass, wie einst durch Horus im
Kampfe für seinen Vater Osiris die ihm entgegengetretenen Feinde überwältigt worden, so auch in Zukunft
alle Feinde des nunmehr ja dem Osiris gleich gewordenen Petamenap der Vernichtung anheimfallen würden.
Die das betreffende Bild erläuternde Inschrift L. 1—16 beginnt mit einem Ausspruch des den Gang der
Handlung leitenden Ceremonienmeisters, also lautend: «Es spricht der Ceremonienmeister, welcher den
Functionär Sem am Arme hält, in Bezug auf den zum Schlachtopfer ausersehenen Stier des Südens: Der

Schlächter Steige auf ihn» (wie uns auch das Bild den Schlächter mit dem rechten Fuss auf den Kopf des Stieres tretend zeigt),

«er schneide ab seinen Schenkel und nehme heraus sein Herz !» Nun folgen L. 4-—5 einige Worte von Seiten
der dem Schlächter gegenüber, hinter dem geschlachteten Stier stehenden Frau, die als Terau-ur «die grosse
Klagefrau» bezeichnet wird, oder wie Bruysch mit Bezugnahme auf die Bedeutung des Wortes ter «als Vor-
fahr» diesen Namen sehr ansprechend überträgt: «die grosse Ahnfrau». Gleichviel nun ob Klagefrau oder
Ahnfrau, jedenfalls tritt sie hier in der Rolle einer Klagefrau auf und zwar als Vertreterin der ihren Bruder
Osiris beweinenden Isis, wie in dem an der Wand gegenüber angebrachten Bilde des Schlachtens den Opfer-
stier des Nordens uns eine den Namen «Kleine Termin führende Klagefrau als Vertreterin der zweiten Osiris-
schwester Nephlis begegnet. In Bezug auf die in dem Bilde der linken Wand als Vertreterin der litis fun-
girende grosse Terau lautet die Inschrift L. 4—5 :

*) Während meines mehrmonatlichen Verweilens in den Räumen des Petamenapgrabes fand ich, beim Suchen nach einpassenden
Inschriftstellen, unter den massenhaft herumliegenden von den Wänden losgeschlagenen Stücken im Vorraum der im untersten Sou-
terrain angelegten Sarkophaghalle die obere Hälfte einer zerbrochenen aus dunklem Granit gefertigten Uschelfigur des Petamenap,
ausserdem einen wunderbar schön gearbeiteten rechten Arm eines Holzbildes und mehrere mit sorgfältig geschnitzter und noch gut
erhaltener Hieroglyphenschrift versehene Bruchstücke des wohl schon seit Jahrhunderten aus der Sarkophaghalle verschwundenen
Holzsarges.
 
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