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Petamenap, man überbringt Dir das Horusauge (die Spende der Weinbeeren), man erfasste es, nimm nun auch
Du es (das Horusauge oder die Weinbeeren). Damit nicht er erhebe sich (der Dämon Apophis*), werden gelegt die Wein-
beeren an seinen (des Petamenap) Mund.»

TAFEL VI—IX.
Die die untere Hälfte der rechten Wand schmückenden Darstellungen und Inschriften.

(In der Richtung von rechts nach links aufeinanderfolgend und zwar gilt diess nicht nur in Bezug auf die bildlichen
Darstellungen, die diese Richtung haben, sondern auch in Betreff der beigegebenen Hieroglypheninschrift, die in umgekehrter
Richtung von links nach rechts eingemeisselt ist, eine Anordnung der wir auch anderwärts in altügyptischen Gräbern

nicht selten begegnen.)

Taf. VI, L. 1—3. Die Keihe der an dieser Wand dargestellten Ceremonien eröffnet ein Bild, welches
uns den Grabfunctionär Sem vor der Statue zeigt, in der rechten Hand eine Straussfeder haltend, die er dem
Gesichte der Statue nahe bringt. Der dieses Bild erläuternde Text lautet:

«Rede des Cherheb (Ceremonienmeisters) : «0 Sem, nimm die Flügelfeder des Strausses **), feie (chu) den
Obercherheb Petamenap damit viermal und sprich : 0 Obercherheb Petamenap, man überbringt Dir das
Horusauge (die Straussfeder), nicht entbehre Dein Antlitz es» (nen schu hur.k am-set, wörtlich: „nicht sei leer Dein
Antlitz von ihr", der hier wieder mit dem allgemeinen Spendenamen als Horusauge bezeichneten Straussfeder).

L. 4—6. Der Cherheb richtet nun im Namen des Sem noch einige auf den Horusmythus Bezug neh-
mende Worte an die Statue. Der betreffende Text lautet:

«Es spricht der Cherheb im Namen des Sem : Ich habe gerettet das Horusauge (hier das wirkliche Horusauge
gemeint) aus seinem (des Set-Typhon) Munde ***) und habe durchbohrt seinen Schenkel. — Der Cherheb spricht
weiter im Namen des Sem: Man sehnte sich nach jenem Horusauge, auch Deine Sehnsucht ist gerichtet auf
dasselbe.»

L. 7—10. Wiederholung einer schon vorher einmal ausgeführten Ceremonie. Sie ist abgebildet in der
oberen Beihe der linken Wand. Cf. Taf. V, L. 95—98. Nach dem dort wohlerhaltenen Bilde und Text
habe ich geglaubt, das hier an der rechten Wand vollständig herausgeschlagene Bild mit dem zugehörigen
Text herstellen zu dürfen. Bezüglich der Uebersetzung verweise ich auf S. 9.

L. 11—14. Fortsetzung derselben Ceremonie. Auch hier ist wieder das Bild ganz und gar herausge-
schlagen , doch konnte nach dem zum Theil noch erhalten gebliebenen Text mit Berücksichtigung der be-
treffenden Stelle im Papyrus Butehaamon die Ergänzung vorgenommen werden.

Wir sehen den vor der Statue stehenden Sem, in der linken Hand das von ihm emporgehobene oberste
der vier mit Reinigungswasser gefüllten Kästchen haltend, zu welcher Handlung der beigefügte Text erläu-
ternd bemerkt:

«Rede des Cherheb: 0 Sem, bringe herbei (mas) die Vase (a) mit Wasser gefüllt (em mu) und sprich : 0
Obercherheb Petamenap, man überreicht Dir das Horusauge (die mit dem Reinigungswasser gefüllten vier Kästchen)
zur Reinigung durch Wasserbesprengen [ab net) damit». (In der Stelle mas a em mu könnte möglicher Weise das Wort
a, gegeben durch das Zeichen des Armes, den Arm selbst bezeichnen sollen oder, was noch wahrscheinlicher, die Hand, dann tot
und nicht a das Zeichen auszusprechen, und würde man bei dieser Auffassung die Stelle dann zu übertragen haben: „0 Sem, lege
die Hand in das Wasser").

*) Von dem Zurückweisen der gegen den Verstorbenen sich erhebenden Schlange Apophis ist wiederholt in den funerären Texten
die Rede und scheint mir auch hier diese Bezugnahme vorzuliegen. Immerhin aber ist es sehr wohl möglich, dass die Stelle nen ap.su
eine andere Deutung als die von mir gegebene erfahren muss.

**) Dass der in den Inschriften nicht selten auftretende Vogelname nenu, nenau, nau die altägyptische Bezeichnung für den
Vogel Strauss, ist eine von den vielen glücklichen Bestimmungen unseres verstorbenen Collegen Goodwin, cf. „Zeitschrift f. ägypt.
Spr.", 1874, pag. 37.

***) Bezüglich der Befreiung des Horusauges aus der Gewalt des Set-Typhon siehe das im Text der 1. Abtheilung hierüber
Gesagte.
 
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