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gung bedürfen wird. Was die in den verschiedenen Recepten auftretenden vegetabilischen Ingredienzen
betrifft, so habe ich es vorgezogen, die ägypt. Namen dafür einzusetzen, da auf eine die Bestimmung dieser
Ingredienzen in's Auge fassende Untersuchung hier nicht eingegangen werden konnte. Das muss e^iner
besonderen Arbeit vorbehalten bleiben, die ich auch schon seit geraumer Zeit, nachdem ich eine Fülle von
werthvollem Material für dieselbe gesammelt *), in Angriff genommen habe und deren Ausführung mir
hoffentlich noch vor meiner Uebersiedlung in die Gefilde von Alu vergönnt sein wird.

TAFEL X—XIII.
Die die obere Hälfte der rechten Wand schmückenden Darstellungen und Inschriften.

(Fortsetzung der an der Statue des Verstorbenen vorgenommenen Ceremonien. Hierauf die Einschliessung der Statue in
ihren Schrein und zuletzt ein Verzeichniss der bei den verschiedenen Ceremonien thätig gewesenen Grabfunctionäre.)

Taf. X, L. 1—9. An die Ueberreichung der 10 Salbspezereien schliesst sich nun die Darbringung der
beiden Sorten von Augenschminke, der grünen auat'» und der schwarzen «mesdem», auch smed und sdem
genannt. Dem entsprechend sehen wir hier in der bildlichen Darstellung den vom Cherheb begleiteten Sem
mit zwei Beuteln dieser Schminke an die Statue herantreten. Der dieses Bild erläuternde Text sagt:

L. 1—2 «Spruch des Cherheb .• 0 Sem, nimm den Beutel mit der grünen Augenschminke auat'y> für die
Ceremonie des Oeffnens den Mund und die beiden Augen dem Obercherheb Petamenap und sprich : 0 Ober-
cherheb Petamenap, überbracht wird Dir das Horusauge (der Beutel mit der Schminke Uat), um in behaglichen
Zustand zu versetzen Dich dadurch as.ut'a-nef am.s».

L. 3—4 «Spruch des Cherheb: 0 Sem, nimm den Beutel mit der schwarzen Schminke «mesdem» für
die Ceremonie des Oeffnens den Mund und die Augen dem Petamenap und sprich: 0 Obercherheb Petamenap,
überbracht wird Dir das Horusauge (die Augenschminke „sdem)", um zu schminken Dich mit ihr asdem.k am.sy>.

L. 5—9. Ein nach dem Schminken noch herzusagender Spruch also lautend: «Zu sprechen nach dem
Einsalben mit der Augenschminke «.emchet urh em sdemi>: 0 Obercherheb Petamenap, der Du geboren bist
von Deiner Mutter an diesem Tage, Dein Thun, welches bekannt ist und Dein Thun, welches nicht bekannt
ist, es gereicht Dir zum Heile. Der Erste des grossen Götterkreises, er hat emporgerichtet Dir Dein Haupt
gemäss Deiner Knochen. Die Worte, die er gesprochen zu Dir, sind gehört worden von dem grossen Götter-
kreis und der Verschlinger der Lebenden hat Dir übergeben Deinen Kopf und wieder zusammengebracht
<asek» Dein Fleisch. Befriedigt hat Dich Horus, er hat übergeben Dir Deine Glieder, er hat wieder zusammen-
gebracht Deine Glieder; es ist Dein Ka (bei) Dir, nicht (weicht er von Dir jemals, Du stehst da in) Deiner Göttlich-
keit, nachdem Du in Empfang genommen Deinen Kopf. Dreimal (zu sprechen)!»

Ueber die Beschaffenheit der bei dieser Ceremonie zur Verwendung gekommenen zwei Sorten von Augen-
schminke"*) wissen wir nur, dass die erstere <auat'i> von grüner und die letztere «mesdem» von schwarzer
Farbe war, und dass in dieser letzteren, mesdem, smed und sdem genannt, wir zweifellos das aus antimonium
«Spiessglanzerz» bereitete stimmt oder stibium der Griechen und Römer vor uns haben. Woraus man die
nach ihrer Farbe mat'y> die grüne genannte Schminke bereitete und was man ausser der Hauptingredienz,

*) Der unter allen mir bisher zugänglich gewordenen Texten weitaus ergiebigste an unterstützendem Material für die von mir
beabsichtigte Arbeit ist der Papyrus Ebers gewesen, welcher wie kein anderes altägypt. Schriftstück in gleicher Weise uns über die
botanischen Kenntnisse der alten Nilthalbewohner lehrreichen Aufschluss ertheilt.

**) In dem werthvollen Papyrus 55 des Berliner Museums, dessen Kapitelüberschriften Dr. v. Lemm in seiner Abhandlung
„Das Ritualbuch des Ammonsdienstes" besprochen hat, sind Kap. 56 u. 57 den beiden Sorten der ägypt. Augenschminke Uat und
Mesdem gewidmet; die Ueberschrift des ersteren Kapitels lautet: „Kap. vom Darbringen der Schminke Uat" und die des folgenden:
„Kap. vom Darbringen der Schminke Mesdem". Wir würden Hrn. Dr. v. Lemm sehr dankbar sein, wenn er der bereits in Abth. I
des vorliegenden Werkes von mir ausgesprochenen Bitte, uns doch recht bald durch eine vollständige Publication dieses werthvollen
Textes zu erfreuen, Folge leisten wollte.
 
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