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38 Apulien. Calabrien.

Matera.

fernere Bergzüge. Leicht war die Überfahrt für landhungrige und
vielleicht vom Feinde gedrängte Bewohner unwirtlicher Gebirgs-
länder. Das noch in die neolithisehe Zeit fallende Auftreten be-
malter Keramik vormykenischen Charakters knüpft die Länder eng
an die Balkangebiete, wo von Ungarn, Siebenbürgen und der Moldau,
ja von Süd- und Westrußland her bis hinab nach Thessalien,
Böotien und Leukas sich nah verwandte Keramik findet (s. u. a.
Peet, Brit. Sch. Ath. Ann. XIII, 405—422; Ami. of arch. and
anthrop. Liverpool, III [1910], 118—134), wo andere keramische
Gattungen jüngerer Zeit, wie die punktierte Spiralbandkeramik in
Bosnien und Serbien, ihre nächsten Genossen haben, wo die Ca-
stellieri Istriens, die runden, mit Steinen umstellten und von Stein-
haufen gedeckten Gräber des Nordwestens die schlagenden Pa-
rallelen bieten zu den gleichartigen Siedelungs- und Gräberformen
schon der beginnenden „ Villano va“zeit in Apulien, wo schließlich
Sprachen und Namen hinüberweisen. Andererseits zeigen die äl-
testen bodenständigen Formen der Keramik, namentlich die mit
unverbundenen, aber meistens reihenweise in den feuchten Ton
getieften Strichelungen, Dreiecken, die z. Ti schon mit Hilfe von
metallischen Rädchen, Punzen oder Stäben hergestellt sind, ver-
zierten Gefäße nach Sizilien, wo an der Ostküste (Stentinello [133],
Matrensa [134], Paternö) (Orsi, Bp. XXXIV, 163) typisch gleiche
Formen heimisch sind (s. Orsi, Apulia III, 1912, 78); ebenso wie
dort die gleiche Sitte, die runde Hüttenansiedlung mit einem
Graben zu umgeben, hinter dem ein Steinwall gewesen sein wird,
bei Stentinello wiedergefunden ist (Bp. XXXVI, 66—67), der wir
bei Mcdera [114] in Ansiedelungen keramisch gleicher Zeit be-
gegnen (Ridola, La grotta dei Pipistrelli in Matera, 1912, 49—52).
Und ebenso entsprechen die Dohnen des sallentinischen und peu-
ketischen Landes, sowie manche als Gräber hergerichtete künst-
liche Felshöhlen den sikulischen Gräbern dieser und der folgenden
Perioden (Orsi, Apulia III, 1912, 70—72 mit tav. V—XI nach
Maggiulli, Le grotticelle sepolcro artificiali in Terra d’Otränto
1911), wie wiederum die farbige Sikulerkerarnik der dortigen
Periode Orsi I eine gewisse Verwandtschaft mit der neolithischen
farbigen Keramik xApuliens und weiterhin des Balkans nicht ver-
leugnet. Die alten Überlieferungen von der einstigen Ausdehnung
der „Sikuler“ über einen großen Teil des süditalischen Festlandes
scheinen sich durch die Fundtatsachen zu bestätigen; es ist sonach
sehr wohl möglich, daß die Odyssee unter nach Ithaka verhan-
delten Sikulersklaven oder den Sikulern, zu denen man unbequeme
Leute abschiebt (v 383 ; w 211, 366, 389), tatsächlich Bewohner
des gegenüberliegenden italischen Festlandes meint (Mayer, Mol-
fetta 131—134; 193—196; Orsi, Apulia III, 72). Fraglich bleibt
freilich, ob die Alten recht hatten mit ihrer Annahme, die fest-
 
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