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€4 Ager Bruttiorum.

Torre del Mordillo. S. Lorenzo.

die Unterscheidung von Brandleichen schwer machten, so wohl
im letzten der aufgeführten Fälle, auch vielleicht in anderen; oder
Mariani hat recht (ML. X, 385, 2), daß Überreste tierischer Speisen
mit menschlichen Resten verwechselt worden sind. Daß im Frauen-
grab CLI zu Füßen der Toten ein Häufchen Kohle und verbrannter
Erde gefunden wurde, mag die Möglichkeit von Speiseopiern am
noch offenen Grabe nahelegen, wozu doch auch die Analogie der
in Sizilien von Orsi beobachteten Riten das Recht geben würde.
Orsi scheint jedoch (briefliche Mitteilung vom 8. Juli 1921) an
das Vorhandensein vereinzelten Brandes zu glauben und ruft Tim-
mari herbei, vielleicht im Hinblick auf den Fall unten S. 89.
Der Gesamtcharakter der Mordillogräber zeigt, durch ihre geo-
graphische Lage begreiflich, neben vielem, was Sikulerart verrät
und seine Berührungspunkte jenseits des Faro sucht, auch Mittel-
italisches und Apulisches. Orsi weist in seinen kurzen Bemer-
kungen (Not. 1921, 468—469) auf die Tatsache hin, daß bei der
Reinigung in Cosenza noch sehr schöne Bronzen herausgekommen
seien — ob durch griechischen Einfluß' zu erklären, sagt er noch
nicht — und namentlich auch bemalte Keramik, deren Vergleichs-
punkte er einerseits in Altapulien findet, andererseits im griechisch-
geometrischen, letztere aus Tonerde hergestellte Gefäße wohl der
gleichen Art, wie sie das vorhellenische Lokri geliefert hat. Wir
werden damit auch für Mordillo in die letzte vorkoloniale Zeit ge-
wiesen und die darauf folgende, wo die griechischen Handels-
einflüsse sich schon direkter zeigen, wenn auch im noch wenig
entwickelten Binnenland manches, z. B. die Parfumfreude, welche
die protokorinthischen Väschen bringt, noch unbekannt gewesen
sein mag. Die Fundstatistik auch des inneren Mittel- und Süd-
italien zeigt zur Genüge, daß aus dem Fehlen bezeichnender jün-
gerer Stücke keineswegs zeitliche Priorität geschlossen werden darf.
Gegenüber Mordillo ist das Grab CCXXIII gefunden, vereinzelt,
gebaut wie die anderen, mit Kieseln umstellt und bedeckt mit
einem Hügel von Erde und Bruchstein. Und ebenfalls in nächster
Nähe, nahe der Bahnstation für Spezzano und Castrovillari; im
Fondo S. Lorenzo, fanden sich eine Reihe rechteckiger Gräber,
mit Bruchsteinen ausgestellt, deren demjenigen der Mordillogräber
eng verwandter Inhalt z. T. in die Sammlung Albani in Cotrone
gekommen ist, von wo sie Orsi bekannt machte (Not. 1902, 33
bis 39). Ritus, Tracht, Zeit sind völlig identisch; denn daß z. B.
noch einige einfache Bogenfibeln der älteren ziemlich geschwun-
genen Form mit kurzem Fuß gefunden sind (Not. Fig. I), die den
Mordillogräbern vielleicht rein zufällig noch fehlen, kann ange-
sichts der sonstigen Fibeln, Messer und anderer Fundstücke einen
früheren Ansatz dieser Gruppe kaum begründen. Denn die Schlan-
genfibeln sind denjenigen von Mordillo gleich, bis auf ein abge-
 
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