Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Teil 2): Ausgewählte Schrotblätter aus öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken in Berlin, Darmstadt, Erfurt, Halle a. S., Leipzig, London, Münster i. W., Oxford, Straßburg i. E., Ulm, Wittenberg, Würzburg, Zürich — Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61936#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
80—99. Die zehn Gebote und die zehn
Plagen Egyptens.
Jedem der zehn Gebote ist als Strafe für die Ueber-
tretung desselben eine der zehn Plagen gegenübergestellt,
und jedes Bild ist oben von einem einzeiligen lateini-
schen, unten von einem zweizeiligen gereimten deutschen
Text begleitet:

80. Das erste Gebot — 81.
82. Das zweite Gebot — 83.
84. Das dritte Gebot — 85.
86. Das vierte Gebot — 87.
88. Das fünfte Gebot — 89.

90. Das sechste Gebot — 91.

Wasser in Blut verwandelt.
Plage der Frösche.
Käfer fressen das Getreide.
Ungeziefer tritt auf.
Großes Viehsterben.
Schwarze Blattern.

92. Das siebente Gebot — 93. Strafe der Heuschrecken.
94. Das achte Gebot — 95. Hagel vernichtet das Korn.
96. Das neunte Gebot — 97. Finsternis.
98. Das zehnte Gebot — 99. Tod der Erstgeburt.
Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß diese Folge
in derselben Werkstatt entstanden ist wie das im ersten
Teil auf Tf. 23—34 abgebildete «Glaubensbekenntnis»,
wenigstens entspricht das Wasser auf Tf. 24 genau dem
auf unserer Tf. 81, wenn auch sonst kaum Vergleichs-
punkte vorhanden sind. Anderseits kehrt die Distelpflanze,

die wir auf Tf. 56 des ersten Teils sehen, in völlig glei-
cher Weise auf unseren Blättern 81, 83 und 97 wieder.
Ob meine bei Tf. 56 ausgesprochene Vermutung, daß sie
aus der «Bergwolken»-Werkstatt stamme, zutrifft, muß

einstweilen dahingestellt bleiben. Träfe sie aber zu, so
wäre meine bisherige Annahme, daß diese Werkstatt an
einem niederdeutschen Platze tätig war, unhaltbar, denn
der deutsche Dialekt der vorliegenden Folge deutet auf
einen in der Nähe des Rheins zwischen Basel und Mainz

liegenden Ort. Die einzelnen Bilder messen je etwa
64:27, das ganze Blatt 397:266 mm.
Sehr. 2757. Oberdeutscher Formschnitt um 1475.
Bemalung: Rotbraun, blaßgelb, gelbgrün.
100. Kampf zwischen Mann und Frau.
Wir sehen hier den Kampf eines Ehepaars um die
Hosen. «25rudj» ist die alte Bezeichnung für den da-
mals üblichen Hüftschurz. Daß der Zeichner einen rich-
tigen Zweikampf darstellen wollte und nicht nur eine
Allegorie im Sinne hatte, wie C. Dodgson (Cat. p. 203,
B. 22) annimmt, beweisen die Pfähle links und rechts,
die den Kampfplatz begrenzen. Zwischen den Füßen des
Mannes hat der Verfertiger sein Zeichen, das Keulen-
wappen, angebracht. Daß er ein Oberdeutscher war, be-
weist das eine Wort «bruch» zur Genüge, denn ein Nie-
derdeutscher hätte die Form «brok, broich oder brouc»
gewählt. Ich hatte deshalb (Manuel III, S. 320, Nr. 134)
Oberdeutschland oder Elsaß als seinen Wohnsitz bezeich-
net. Lehrs (Krit. Kat. I, S. 211 ff.) vermutet in ihm einen
Baseler Künstler, was natürlich ebenso gut möglich ist.
Daß seine Tätigkeit in eine ziemlich frühe Zeit fällt, un-
terliegt keinem Zweifel, denn der weiße Hintergrund ist
aus der Metallplatte ausgesägt und die Stücke wurden
einzeln auf den Holzfuß genagelt. Die Nagelköpfe treten
in den unteren Ecken und hinter dem Worte «Est» auf
dem rechten Schriftband deutlich hervor. Ich hatte im
Manuel (Bd. III, S. 320) bereits den Versuch gemacht,,
das Werk unseres Künstlers zusammenzustellen; damit
wären die Ausführungen von Leidinger (Bd. 15 dieser
Sammlung zu Nr. 31) und Stix (Wiener Einblattdrucke,
Bd. II, Nr. 62) zu vergleichen. Plattengröße 112:141.
Sehr. 2763. Oberdeutsche Arbeit um 1460.
Bemalung: Trübes gelb, hellpurpur, grün.

HUTH COLLECTION*.

101. Messe des hl. Gregor.
Hier haben wir endlich jene von mir schon mehr-
fach erwähnte Umrahmung vor uns, die ich kurzweg als
«Kirchenväter-Bordüre» bezeichnet habe, weil sie außer
den Medaillons mit den vier Evangelisten — die ja sehr
häufig vorkommen — auch noch solche mit den Kirchen-
vätern aufweist. Die Arbeiten, die wir unter der Bezeich-
nung «Werkstatt der Kirchenväter-Bordüre» zusammen-
fassen müssen, sind von sehr ungleicher Qualität, was
z. T. darauf zurückzuführen ist, daß es sich vielfach um
Kopien handelt, z. T. wohl auch darauf, daß mehrere
Gehilfen in der Werkstatt vorhanden waren. Das vor-
liegende Blatt ist, wie Lehrs mir freundlichst mitteilte,

* Diese Sammlung ist inzwischen aufgelöst. Der Verbleib
der einzelnen Blätter ist mir nicht bekannt.

i gegenseitig nach dem Meister mit den Bandrollen (P. II
19. 26) kopiert, die acht Runden der Einfassung hingegen
nach der Patene des Meisters E. S. (L. 149, vgl. auch
Lehrs, Kat. II S. 215 oben und Anm. 1).
Diese Werkstatt war, wie ich schon bei Tf. 67, 68
und 79 bemerkte, im Besitz einer ungewöhnlich großen
Zahl von Punzen, nämlich Lilie, Blume, Stern, Ring und
Kreuz, die schon Molsdorf in «Die Bedeutung Kölns für
den Metallschnitt» auf S. 26 abgebildet hat und die mit
Ausnahme der letzten sämtlich auf unserm Blatte Ver-
wendung fanden. Nun hatte ich aber schon bei den Tafeln
62 und 79 bemerkt, daß drei von diesen Punzen auch
auf Blättern vorkommen, die ich nicht der in Rede stehen-
den Kölner Werkstatt zuschreiben kann, sondern der nie-
, derländischen Werkstatt des «Jesus in Bethanien». Jetzt
muß ich aber noch hinzufügen, daß die Lilien- und die:

8
 
Annotationen