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als Schmuck wiederkehrt. Dieselbe Verzierung zeigen auch die Gewänder
der Mänaden auf dem Aussenbilde von I. Übrigens muss hervorgehoben
werden, dass der Chiton von II durchscheinend ist wie an einer Figur der
Äneasvase.

Neben der genauen Zeichnung vieler Kleinigkeiten ') fällt auf, dass der
Maler wenig Sorgfalt auf die Hände der Nymphe verwendet hat. Er begnügt
sich, den Daumen von den übrigen Fingern zu trennen, die viel zu lang sind.

Mit I ist ferner III nahe verwandt. Dies beweist die hervorquellende
Stirnhaut des Silenes, die an den Silenen der Aussenseite von I wiederkehrt.2)
Da zwischen den Augen auf III ein hufiger Silen dargestellt ist, zeigt sich
diese Schale mit II verwandt, auf der dasselbe zu finden ist.

IV weicht wohl in seiner Form von den andern Gefässen ab, doch
beweist die Stellung und der Kopftypus des Silenes die Zugehörigkeit zu
diesen, die beide an Silene der Phineusschale erinnern.3)

In Bezug auf die Darstellungen kann man an die Amphora Würzburg
III 331 und Heibig Annali 1884 S. 168 erinnern, wogegen IV denselben
Mythos behandelt wie einige Cäretaner Hydrien. Da auf IV ein Thierfries
fehlt, so hat die Gruppe mit den pontischen Gefässen nichts zu thun.

Wie auf den Cäretaner Hydrien sind einzelne Figuren mit gemusterten
Gewändern versehen; auf I sind dazu Sterne verwendet, die durch Ritz-
linien hergestellt sind.4) Die Nymphe auf II ist mit einem rothen Chiton
bekleidet, der mit Kreisen von verschiedener Grösse geziert ist, was an dem
Gewände des Dionysos und seiner Gattin (I) sich wieder findet.

Die Silene erinnern an die der Cäretaner Hydrien und der Gefässe
von Daphnai; so fehlen am Unterleibe die Haare; die zwei Silene dagegen,
die zu den Nymphen schleichen, sind wie Würzburg III 331, München 685.
Heibig Annali 1884 S. 168 am ganzen Leibe behaart.

Auf der Phineusschale ist Roth sehr spärlich verwendet; nur an den
Flügeln der Boreaden und Harpyien lassen sich Spuren dieser Farbe fest-
stellen. Dagegen ist von ihr auf II ausgiebig Gebrauch gemacht. Ferner ist
II das einzige Gefäss jonischer Herkunft, auf dem Gold verwendet ist.

Gravierung weisen die Figuren und Ornamente, z. B. die Palmetten
auf. Am Löwen des Gespannes (I) findet sie sich am Bauche, wo sonst ein
weisser Streifen vorhanden ist.

Da auf der Phineusschale Inschriften vorhanden waren, so könnte man
hoffen, mit ihrer Hilfe Zeit und Ort der ganzen Gruppe feststellen zu
können. Leider reichen die dürftigen Reste dazu nicht aus. Denn infolge
der „Reinigung" sind die meisten Buchstaben verschwunden. Gewöhnlich

') Z. B. Schnürung der Sandalen.

2) Bulle, Silene S. 8 Anm. Vgl. auch die Kentauren der Hydria Annali 1863 Taf. E.
*) Bulle, a. a. 0. S. 8. Nr. 14.

') Dies ist bereits auf dem Daphnäer Gefässe Jahrb. 189B S. 44 Fig. 7 begegnet;
vgl. auch das etruskische Bild M. J. V 34,
 
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