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ist noch an ihrer Stelle eine kleine Erhebung ') vorhanden, auf ihr eine Art
von Strich. Am besten haben sich Reste vom Namen Kaiais erhalten.
Deutlich ist das dreistrichige 5, ferner A vor dem A der letzten Silbe,
endlich die unteren Theile des A in der Form /\, wogegen das A der
ersten Silbe unmerklich ist. Von der Harpyieninschrift ist nur das A noch
zu sehen; der Mittelstrich fehlt zwar, doch sind seine Ansatzstellen zu er-
kennen. Von dem folgenden Zeichen sind nur schwache Spuren zu bemer-
ken, die ein Urtheil über die gewesene Gestalt des Buchstaben nicht zu-
lassen. Der Name Phineus ist ganz geschwunden bis auf den Kreis des 0.
Mit grosser Mühe glaubt man noch Erichtho lesen zu können.

Mit Rücksicht auf die Palmbäume hat v. Duhn -) die Phineusschale
Milet:l) zugewiesen, da nach Theophrast die Palme nördlich von Samos und
Milet nicht vorkam. Wenn das richtig ist, so ist damit auch der Entste-
hungsort von München 573 gegeben. Durch den Dresdener Sarkophag aber
scheint die Sache eine Veränderung zu erfahren, da auf ihm ebenfalls
Palmen gezeichnet sind.

Wenn man die Inschriften auf den älteren Abbildungen für sorgfältig
genug publiciert ansieht, so gelangt man zu einem andern Ergebnis. Zu-
nächst kommt B im Alphabet der kleinasiatischen Jonier nicht vor4), wohl
aber in dem der Inseln des ägäischen Meeres. Auch die Form des drei-
strichigen Sigma, das in KAAAIi feststeht, und das ich im Namen Dionysos
zu erkennen glaube, ist eher die der Inseln als des Festlandes. ) Den Aus-
schlag scheint das X zu geben, das in dieser Form dem Alphabet von
Naxos eigenthümlich ist. Ferner kann noch das Zeichen H in der Geltung
von H vor o erwähnt werden. Auf der Stelle des Naxiers Alxenor findet
sich die gleiche Verwendung in dem Artikel HO, also auch vor einem
O-Laute. °)

L) Weil der Firnis der Buchstaben der zerstörenden Wirkung der Reinigung Wider-
stand geleistet hat, hat sich hier der Thon in seiner ursprünglichen Höhe erhalten.
*) Bemerkungen z. Würzhurger Phineusschale S. 114.

3) Dann wäre auch gesagt, wie die Vasen nach Italien kamen; denn Milet hat über
Sybaris seine Waren nach Etrurien verkauft. E. Meyer, Gesch. d. Alterth. II S. 701.

') Vgl. die Schrifttafel von Larfeld hei J. v. Müller, Handbuch I gegenüber S. 532.

5) Auch im Namen Phineus scheint ein dreistrichiges Sigma gemeint zu sein.

°) In Naxos war jedenfalls Thonindustrie vorhanden wegen des Weines, der ausge-
führt wurde. Die naxischen Reben erwähnt Eupolis bei Athen. 2, 52 d, eine Art der-
selben heisst geradezu va%ia. Der va^Lovqyrjg xäv&aQog ist jedenfalls ein Gefäss; Blümner,
Gewerbl. Thät. d. Völker d. kl. Alterth. S. 93.
 
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