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der Malerei beider Arten von Denkmälern ist eine grosse, so dass der
Schluss berechtigt erscheint, sie gehe auf denselben Ursprung zurück.

Eine specielle Entwicklung lässt der Krater von Kyme erkennen. Er
kann noch mit den Hydrien aus Caere verglichen werden, doch ist manches
verschieden. Bezeichnend für ihn ist die nachlässige Zeichnung. Am meisten
fällt auf, dass Roth auf dem Krater nicht vorhanden ist. Dadurch lässt
sich diese Technik mit der attischen schwarzfigurigen in Vergleich ziehen.
Bei einer weiteren Entwicklung wäre sie in der Richtung der Malerei, die
durch den Krater dargestellt wird, zum Durchbruch gekommen.

Mit dem Krater haben die politischen Gefässe Eigenschaften gemein-
sam. Besonders ist der Tliierfries zu erwähnen, der auch den Scherben
von Daphnai und Naukratis eignet und selbst den Cäretaner Hydrien nicht
gänzlich unbekannt ist. Es stellen alle genannten Vasen Mitglieder einer
weitverzweigten Familie dar, die auf einen Ahnen zurückgeht.

Die Gefässe der zwei jonischen Colonien in Ägypten scheinen in der
Entwicklung, welche die Hydrien von Caere durchgemacht haben, zurück-
geblieben zu sein. Die Maler haben ihre Heimat verlassen und waren so
von dem Fortschritt ihrer Zunftgenossen ausgeschlossen.

Die grösseren Gruppen der übrigen Gefässe schliessen sich mehr oder
weniger eng an die Cäretaner Hydrien an. Daher lässt sich behaupten, dass
die Richtung dieser Vasen am bedeutendsten ist. Und so ist es auch nicht
zu verwundern, wenn sich eine Gruppe von Nachahmungen an sie anschliesst,
die ihren Stil nachbilden, sonst aber auch anderen Einflüssen zugänglich
waren.

Durch die Ausgrabungen in Daphnai und Naukratis sind zum ersten-
male authentische Daten über die jonische Keramik gegeben worden. Denn
die Zeit der Gründung der beiden Städte ist bekannt. Ausserdem lässt
sich aber auch aus manchen Fundumständen anderer Vasen einiges über
ihre Entstehungszeit gewinnen.

Über Naukratis berichtet Herodot, dass es unter Amasis begründet
worden sei. Wenn schon zuvor eine Ansiedlung der Griechen dort bestan-
den hatte, so war diese jedenfalls eine kleine Factorei. Erst durch Amasis
wurde der Grund zur Stadt gelegt. Es können daher die in Naukratis er-
zeugten Thonwaren erst in der Zeit dieses Königs entstanden sein.') Dass

i) I-IirscMeld, Rh. M. 1887 (42) S. 219: „Also frühestens ins Jahr 570, aber ge-
wiss auch nicht viel später, d. h. nicht lange nach dem Beginn der Herrschaft des Ama-
sis, fällt der feste Punkt für alle Arten von Denkmälern, welche vom griechischen Nau-
kratis kommen." Die Thonindustrie in Naukratis bezeugt Athenaios XI p. 480. Für das
hohe Alter der Töpferei in dieser Stadt spricht auch der Umstand, dass das Thor in der
Nähe der Töpferwerkstätten nvlrj ns^apem-t] hiess. Solche Namen stammen immer aus
alter Zeit; man vergleiche damit den äusseren und inneren lisqa^emog in Athen.
 
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