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Essig, Hermann
Ueberteufel: Tragödie in fünf Aufzügen — Berlin, [1912]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27657#0087
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ffett Fleisch mit wüst gekreuzten Beinen, das ekelt rnir, da geh
ich nicht hinein.

Weib. Du könntest froh sein, Blutigen schlägt man die
Tür sonst zu.

Karl. Hat dich Johannas Scham herausgeschickt?

Weib. Scham . . . versteh ein Mensch hebräisch. Die
-Hauptsach', daß du's Mensch kennst.

Karl. Jch werd' ein Stephan, den man steinigt, wenn er
sich auf der Gasse sehen läßt; lieber wildes Tier im Kiefernforst.

Weib (vorbereitend). Halt's Maul, man tut dir nichts.

(Füuste erscheinen durch die Türe und packen Karl.)

Karl. Laßt mich los, ich habe nichts getan.

Stimme (dumpf). 's ist dein Glück.

Karl. Laßt mich los!

Weib (für sich). So geht's zur Hölle einmal. (Laut.)
Männchen, sträub' dich nicht.

(Die Türe wird zugemacht, dann Stille. Der Vorhang geht hoch.)

Scene: Jnnengarten (innerhalb der Wohnung), in der Mitte e:n Spring-
quell vor einer Grotte, Tisch und Stühle zierlicher Arbeit in einer Nische,
zwei Türen führen links und rechts an der Hinterwand durch Lorbeerbanme
in farbig beleuchtete Zimmer, deren Möblierung nicht zn erkennen ist.
Auf der linken Seite ist die Türe, durcy welche Karl hereingekommen ist,
außerdem an derselben Wand eine Tür, die den direkten Zugang zu
Johannas Zimmer darstellt. Auf der rechten Seite sind die Fenster mit
Läden verschlossen, die Fenster geöffnet. Der Springquell ist mit blanen
Lämpchen beleuchtet, man glaubt sich in einer Höhle zu bcsinden. Karl
steht am weilen Becken des Springquells, das von zwei Sandwegen, die
zur Grotte führen und in einen Weg zur Flurtüre übergehen, umschlossen ist.

Karl (in fahlblauem Licht; ruft). Johanna . . . (Keine Antwort,
als der Schall aus der Grotte.) Sie ruft mich wieder, aber eine
cmdere Stimme . . . die vonr Vater. Es schreit aus meiner
Hand an meine Glieder. Kommt nun kein Mensch? . . . Bin
ich am Höllenloch? . . . So blau sieht's bei den Nymphen . . .
Johanna . . . liegst du nackend in der Grotte? . . . Johanna
.. . . Keine Antwort . . . Du hast mich bestohlen, den Vater
hab' ich wegen dir erschlagen; du Frauenzimmer, komme her zu
,mir! Du Satansgrube! Heute spreng' ich dich.

(Die deutliche Gestalt des Vaters, wie er seine beiden Arme nach Karl
ausstreckt, mit dem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht.)

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