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Vierter Abschnitt.
den Auftrag gegeben, Mts den damals großartigen Verlags-
geschäften Venedigs ihm Bücher zu kaufen, und dieses hatte
Dürer auch bereits bei Abfassung des ersten Briefes aus-
gerichtet. Doch fühlt sich Dürer seinem Freunde und Gönner-
se verpflichtet, daß er sich zu ferneren Dienstleistungen er-
bietet, die er mit „ganzem Fleiß" ausrichten will. — Schwer-
drückt auf ihn das Bewußtsein, daß er in die Schuld seines
Freundes gerathcn ist, und kaum angekommcn in Venedig,
denkt er schon wieder an die Rückkehr, um sich nur von
dieser frei zu machen; „Ich bitt Euch, schreibt er, habt
Mitleiden mit meiner Schuld; ich gedenke öfter daran, denn
Ihr. Alsbald mir Gott heim hilft, so will ich Euch ehr-
barlich zahlen mit großem Dank". . . Auch die Sorge um
die Seinigen war ihm noch nicht leichter geworden; er rechnet,
wie zur eigenen Beruhigung, Pirkheimer vor, was er seiner
Mutter rind seinem Weibe zurückgelassen. Die Mutter steht
voran und sie hat das Meiste bekommen, wobei jedoch wohl
anzunehmen, daß sie davon ihren Sohn Hans mit zu unter-
halten hatte 59h.
Wie man sieht, führten Mutter und Schwiegertochter
im Hause Dürecks getrennte Wirthschaft, aber beide von ihm
unterhalten. Die Mutter steht, wie man es auch sonst aus
DüreAs Schriften schließen kann, ihm näher, als die Frau;
es konnte kaum fehlen, daß wenigstens auf Seite der letzteren
der Neid angeregt wurde und daß Kälte, vielleicht gar Un-
friede herrschten, die des zartempfindenden Künstlers Lage
unglücklich machten.
In Venedig war ihm das Glück nicht ungünstig; die
deutsche Gemeinde hatte eine größere Bestellung bei ihm
gemacht, eine Altartafel für die Bartholomäuskirche daselbst,
die für 110 fl. rhein. bedungen ward. Dürer freut sich
dieses Auftrages zunächst in der Aussicht, daß er das Geld
werde sparen und seinem Freunde davon zahlen können; er
Vierter Abschnitt.
den Auftrag gegeben, Mts den damals großartigen Verlags-
geschäften Venedigs ihm Bücher zu kaufen, und dieses hatte
Dürer auch bereits bei Abfassung des ersten Briefes aus-
gerichtet. Doch fühlt sich Dürer seinem Freunde und Gönner-
se verpflichtet, daß er sich zu ferneren Dienstleistungen er-
bietet, die er mit „ganzem Fleiß" ausrichten will. — Schwer-
drückt auf ihn das Bewußtsein, daß er in die Schuld seines
Freundes gerathcn ist, und kaum angekommcn in Venedig,
denkt er schon wieder an die Rückkehr, um sich nur von
dieser frei zu machen; „Ich bitt Euch, schreibt er, habt
Mitleiden mit meiner Schuld; ich gedenke öfter daran, denn
Ihr. Alsbald mir Gott heim hilft, so will ich Euch ehr-
barlich zahlen mit großem Dank". . . Auch die Sorge um
die Seinigen war ihm noch nicht leichter geworden; er rechnet,
wie zur eigenen Beruhigung, Pirkheimer vor, was er seiner
Mutter rind seinem Weibe zurückgelassen. Die Mutter steht
voran und sie hat das Meiste bekommen, wobei jedoch wohl
anzunehmen, daß sie davon ihren Sohn Hans mit zu unter-
halten hatte 59h.
Wie man sieht, führten Mutter und Schwiegertochter
im Hause Dürecks getrennte Wirthschaft, aber beide von ihm
unterhalten. Die Mutter steht, wie man es auch sonst aus
DüreAs Schriften schließen kann, ihm näher, als die Frau;
es konnte kaum fehlen, daß wenigstens auf Seite der letzteren
der Neid angeregt wurde und daß Kälte, vielleicht gar Un-
friede herrschten, die des zartempfindenden Künstlers Lage
unglücklich machten.
In Venedig war ihm das Glück nicht ungünstig; die
deutsche Gemeinde hatte eine größere Bestellung bei ihm
gemacht, eine Altartafel für die Bartholomäuskirche daselbst,
die für 110 fl. rhein. bedungen ward. Dürer freut sich
dieses Auftrages zunächst in der Aussicht, daß er das Geld
werde sparen und seinem Freunde davon zahlen können; er