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Sechster Abschnitt.

Apostel und andere Heilige Zur Darstellnug. Die Geschichte
Christi uud sciucr Mutter, die Offenbarung Gott-Vaters in
drei Gestalten hatte er tu deut Arbeiten der vorhergehenden
Jahre erschöpft. Das weite Gebiet der Legende bot neuen
Stoff. Aber Dürer hielt sich weniger an die Geschichte als
an die Personen der Heiligen. Die Darstellung derselben in
einzelnen Figuren oder Gruppen kennzeichnet namentlich die
Periode, die wir vor Augen haben, selbst in einem Theile
der Malereien, die Dürer darin ausführtc. Suchen wir
nach Gründen dieser Erscheinung, so bieten sich mehre An-
haltspunkte dar, die aus dem bisherigen Leben und Wirken
Dürells mit Wahrscheinlichkeit hervorgehen. Einmal mochten
seitt reines, natürliches Gefühl und sein guter Geschmack ihn
abhalten, sich auf das widrige Gebiet der MLrtyrergcschichten
zu begeben, aus dem Andere nm diese Zeit noch manche
der abscheulichsten Darstellungen zu Tage förderten. Anderer-
seits mochte Dürer, der nun eine gewisse Höhe des Ver-
dienstes und der Anerkennung erstiegen hatte und sich in
dem ganzen Werthe seiner Person fühlen durfte, eine, wenn
auch unbewußte Genugtuung darin finden, in Darstellung
anderer bedeutender Persönlichkeiten sein eigenes Wesen wie
in einem Spiegel zu beschauen. Unter den Heiligen, die er
in dieser Zeit ausführte, befinden sich keine weiblichen, auch
wenige der jugendlicheren; sondern es sind vorzugsweise ältere,
gesetzte Männer, die ihren Schein nicht im raschen Schwünge
der Begeisterung, sondern in der Ausdauer harten Kämpfens
und Wirkens erlangten.
Zwar finden sich noch mannigfache Nachklänge aus der
vorhergehenden Zeit. Dürer stach im Jahre 1514 noch zwei
Marienbilder, auf dem einen die Himmelskönigin auf
dem Halbmonde ohne Krone, auf den: anderen die irdische
Mutter an einer Mauer sitzend; im Jahre 1516 eine Maria
auf dem Halbmonde mit Krone und Scepter; 1518
 
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