Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dürrr'A letzte Lebensjahre. 1521 — 1528.

477

seines eigenen Genins ihr einen Stempel der Weihe auf-
drückte, der nicht unbeachtet bleiben oder verwischt werden
konnte. — Aber ungleich größer als der durch mannigfache
Umstände verkümmerte Einfluß auf die ästhetische Bildung,
ist Düreüs Einwirkung auf die sittliche Entwicklung seines
Volkes, und vorzugsweise von diesem Gesichtspunkte aus
müßte seine Bedeutung auch für unsere Zeit, wenn diese die
Betrachtung seiner Werke wieder aufzunehmen für gut fände,
gewürdigt werden. Denn er hat uns das Leben nicht allein
geadelt, indem er es in seinen Meisterwerken zur Darstellung
gebracht, sondern er beweiset in diesen vorzüglich dadurch
seine höchste Meisterschaft, daß er den dem menschlichen Da-
sein zu Grunde liegenden Adel, der damals eben auch sonst
mit Macht zu Gefühl und Bewußtsein sich durchrang, mit
aufdeckte; daß er namentlich alle Eigenthümlichkeiten und
Vorzüge des deutschen Wesens, die Tiefe und Weite der
natürlichen Anlage, den Reichthum der Entwicklung, die
Reinheit des Strebens, die Wahrhaftigkeit des Charakters,
vor Allem die ganze Freiheit und Seligkeit des deutschen
Gemüthes und alle die Elemente glücklicher sittlicher Bildung
zu Tage legte, die zum Theil seit seiner Zeit zu höherer
Entwicklung hervorgewachsen sind, zum Theil uoch im Keime
schlummernd der Pflege harren; die insgesammt aber zeigen,
worauf unser Leben gegründet und wozu es bestimmt ist;
die den Glauben an Gegenwart und Zukunft lebendig
zu erhalten vermögen.
Wir scheiden indes; nicht von unserm Gegenstände, ohne
noch einen Blick auf die späteren Schicksale und Wirkungen
der Düreüschen Werke geworfen zu haben.
Wie schon angedeutet, war die Frau Düreüs die Erbin
von dessen Nachlasse, welchen Pirkheimer bis auf 6000 Gul-
den schätzte. Dürer bemerkt in einer handschriftlichen Notiz, die
Campe mittheilt "4), daß er einen ziemlichen Hausrath, gute
 
Annotationen