Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Rapitel.

Der Garten des Mttelalters und der Garten des Grients.

^ie Schilderungen des Plinius beweisen, daß der römische Garten
zu Knnst und Stil gelangt war; die Kunstgeschichte des Gartens hat damit
begonnen. Wer waren die Erben? wer nbernahm die Prinzipien des
römischen Gartens, nm sie fortzuführen? Der Orient, nicht das Abend-
land. Wie der alte Orient den Römern Gartenlust, Bäume und Blumen
gebracht hatte, so übernahm nun der arabische Orient, die Welt des Jslain,
Haus und Garten von der römisch-griechischen Cultur.

Zwischen der römisch-griechischen Cultur der Kaiserzeit und derjenigen
des Mittelalters lag im Abendlandc eine große Kluft, eine Epoche un-
ruhigster Bewegung, eine Epoche der Verwilderung; die Völker wanderten
und wechselten ihre Sitze, und unter ihren Tritten wurden die Blüten ver-
feinerten antiken Lebens zerknickt; die Traditionen wurden zerrissen; Kunst
und Cultur mußten von neuem beginnen. Es ging laugsam damit, wie
nicht anders möglich war, aber eine Kunst nach der anderen erschien und
stieg empor, zuerst die Architektur, dauu die Kleinkunst, die Sculptur, die
Malerei; zuletzt und am spätesten, am Ende der Periode erst, die Kunst
des Gartens.

Verschiedene Gründe mochten beitragen den Fortschritt zu hemmen.
Zucrst, so scheint es, ist der Garten überhaupt nur die letzte Blüte einer
hochgetriebenen Cultur, wie sie das alte Aegypten, dann die großen Mon-
archien Vorderasiens am Euphrat und Tigris und endlich die römisch-
griechische Welt in den letzten Zeiten der Republik und zu Anfang des
Kaiserthums besaßen. Sodann kamen die Staaten des Occidents aus der
 
Annotationen