Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(si Rapitel.

Der französische Garten.

Au jener Zeit, da zum ersten Male Nachrichteu und auch wohl ge-
legentlich bildliche Andeutungen in Miniaturen und dann auf Kupferstichen
eine Vorstellung oom französischen Garten gewähren, am Ausgang des
Mittelalters und im Beginn der neuen Zeit, scheint der Gartenstil mit
der gleichzeitigen Architektur Frankreichs, wenn nicht in Verbindung, doch
geistig in Einklang gestanden zu sein.

Die Architektur hatte sich gegen das Ende der Gothik im fünfzehnten
Jahrhundert stark dem Spielenden hingegeben, die Flächen hatten sich ohne
viel Rücksicht auf die Gliederung mit Ornament bedeckt, und die Glieder
verliefen rings nach oben in Thürme und Thürmchen, in Spitzen und
Zacken und krönten sich mit eisernen Fühnchen und eisernem Gitterwerk.
Das ging so hinüber in das sechzehnte Jahrhundert, und auch die Re-
naissance der französischen Architektur verleugnet in ihrem ersten halben
Jahrhundert nicht den gleichen gezierten Charakter. Erst gegen das Ende
des sechzehnten Jahrhunderts vertauscht sie diesen malerisch unruhigen Ein-
druck mit mehr rein architektonischer, ins Große gehender Wirkung.

Aehnlich ist es mit dem Garten. Sowie die Zeit gekommen, daß er in
unsere Vorstellung tritt und wir uns ein Bild von ihm machen können, erscheint
er kleinlich und geziert, mager und dürftig, ohne einen großen Gedanken, ohne
die Absicht einer großen Wirkung. Kein gemeinsamer künstlerischer Plan ver-
bindet ihn mit Schloß, Palast oder Villa, wie das schon zu dieser Zeit in Jtalien
der Fall war. Zwar ist er regelmüßig angelegt, aber auch zu regelmäßig, ohne
Mitwirkung der Phantasie (Abb. 44). Es sind durchweg gleiche quadratische
 
Annotationen