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Drei Freier.

(Fortsetzung)

Wenn Ulrike Haßbeck diesen Gegenstand berührte, wurde
sie immer sehr beredt; aber da gerade die Frauen am wenig-
sten sich zusammen zu schließen und ihre Rechte zu verthei-
digen pflegen, sondern beinahe wie eine von Dienstbarkeit ge-
! brochene Nation bereitwillig in's Lager ihrer Gegner über-
gehen, so stand Ulrike Haßbeck sehr verlassen und allein, und
war fast ganz auf ihren Knaben beschränkt, den sie als Sohn
seines Vaters auch nicht sonderlich zu lieben schien. Ulrike
fühlte sich deßhalb nicht unglücklich; sie genügte sich und sah
mit großem stolzen Blick in die Zukunft, von der sie irgend
einen Herzogshut oder einen Kronenreif erwartete: denn an
ihrer Wiege hatte eine alte, zigeunerhafte Prophetin es ihr
gesungen, daß sie einst einem Prinzen folgen werde.

Man kann denken, daß es einen eigenthümlichen Eindruck
auf Frau Ulrike von Haßbeck machte, als nun wirklich ein
Prinz, wenn auch aus fernem Lande vor sie trat und die dü-
ster glimmenden Blicke Jsaac Laquedem's unter ihren schwarzen
zusanimenschießenden Brauen her sich in die Augen der schönen
Frau versenkten. Ulrike erzitterte unter diesem Blick, aber
sie raffte ihren Hochmuth zusammen und begegete ihn« fest nnd
stolz. Sie sagte sich, daß hier ein ihr ebenbürtiger Geist sie
herausfordere; sie machte sich mit innerer Aufregung auf einen
Kampf gefaßt, und ahnte mit einer Art freudiger Beklemmung
und süßer Niedergeschlagenheit, daß sie in diesem Kampfe nicht
siegen werde. Der Prinz aus Armenien war aber nicht der
einzige, der sich ihr vorstellen ließ, um ihr zu huldigen; auch
der Admiral und der Oberstjägermeister bewarben sich um ihre
Gunst, und erbaten am Ende des Festes die Erlaubniß, ihr
Haus betreten zu dürfen. Ulrike gewährt? sie.

Es mußte für den guten alten Herrn von Haßbeck, der sein

Leben in seinem Lehnsessel zubrachte, eine außerordentlich erfreu-
liche und schmeichelhafte Wahrnehmung sein, daß von diesen
Tagen an sein Haus der Lieblingsaufenthalt der drei vornehm-
j sten und ausgezeichnetsten Fremden war, die Augsburg in sei-
nen Mauern beherbergte. Sicherlich mußte er auch dankbar
den Einfluß anerkennen, den diese Bevorzugung auf die Stim-
mung seiner jungen und blendenden Gemahlin übte; denn wenn
I er früher von dem zerschmetternden Gewicht ihrer Verachtung
! gebeugt, oft bitter sein Schicksal angeklagt hatte, den Nacken
unter das demüthigende Joch einer Frau beugen zu müssen,
so konnte er sich jetzt der vollständigsten und schmeichelhaftesten
| Nichtbeachtung von Seiten der Gemahlin erfreuen, die nur noch
für die Gesellschaft ihrer drei Anbeter zu leben schien. Dabei
konnte der gute Mann völlig beruhigt darüber sein, daß ihm
nicht etwa der Oberstjägermeister irgend eine bedenkliche Jagd-
trophäe in's Haus stifte ; denn Ulrike wiederholte den drei Ca-
valieren oft und nachdrücklich, daß sie sich ihre Huldigungen !
lediglich deßhalb gefallen lasse, weil sie aus der ganzen Män-
nerwelt nur sie kenne, die werth seien, daß sie sich so weit
herablasse, einmal ihre volle Verachtung des „stärkeren Ge-
schlechts" auszusprechen; die andern Männer verdienten nicht
einmal, daß sie um derentwillen so viel Athem und Worte ver-
liere. Die fremden Herren lachten unbändig bei solchen Ver-
sicherungen der schönen Frau und besonders wußte der Prinz
aus Armenien dnrch spöttische Einivürfe sie zu reizen und in
Behauptungen iveiter fortzureißen, als sie ursprünglich hatte
gehen wollen.

Für den Frieden unter den drei Freunden selbst mochte die
anscheinend sich gleichbleibende Kälte der stolzen Schönen sehr
heilsam sein : denn Spuren von eifersüchtiger Bewachung der
Fortschritte, die jeder in der Gunst der Dame mache, blieben
bei ihnen nicht aus, und selbst Ulrike warf es ihnen oft scher-
zend vor. „Das ist Männerfreundschaft!" sagte sie lachend: „Ihr

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