21. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
_Handlungen, sowie von allen Postämtern
und Zeitungsexpeditionen angenommen.
XI.
Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreis für
den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.
ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr.R.-W. ob. 3 ggr.
Kalendergeschichten.
Von W. C.
Eine Mausfalle.
Kein Fuchs ist alt genug, daß er nicht einmal noch zur
Atzstadt käme; ihr müßt nur das richtige Geschlepp nehmen!
So hat der alte Lukas Krumm aus der Witschtung seiner Leb-
tag' alleweil gesagt, und glaubt's jetzt erst recht. Er weiß selber
am Besten, warum, und ihr sollt's gleich inne werden.
Die Witschtung ist ein Zinken von vier Höfen und gehört
zu Weitenung, wohin die Kinder zur Schule, die Männer zur
Kirche und in den Engel gehen. Wenn ihr mit einem von
ihnen zu schwätzen habt, so werdet ihr am Besten thun, rhn
Sonntags nach dem Amt beim Engelwirth zu suchen, und zwar
aus drei Gründen. Erstens hat der Engelwirth einen Batzen-
wein, den ihr zu Bühl im Raben nicht für sechs Kreuzer über-
kommt. Zweitens ist die Witschtung nicht leicht zu finden,
versteckt wie sie liegt zwischen moosigen Matten und dem noch
sumpfiger» Bruch. Drittens ist der Bauer wunderselten daheim.
Alleweil hat er im Bruch zu schaffen, sei's im Taglohn, sei's
im Frevel; und das Freveln ist ihm erst noch lieber, weil's
am meisten einträgt. Ihr müßt ihn aber deshalb nicht für
einen Spitzbuben ausgeben; gewildert und gefrevelt ist nicht
gestohlen, auch vor unserm Herrgott keine Sünde, und vor den
Schreibern nur dann straffällig, wenn einer dabei noch das elfte
Gebot Übertritt. Der Bruch ist, damit ihr mich recht versteht,
ein schmaler langer Wald von lauter Erlenstöcken, inmitten
1 grüner Sümpfe, durchschnitten von schnurgeraden Abzugsgräben,
worin die schwarze Fluth träge hinschleicht. Im Frühjahr hat's
im Bruch viele Schnepfen; ich habe auch schon ihrer etliche
dort geschossen, aber doch noch mehr gefehlt, als getroffen. Der
Lukas weiß davon zu sagen; er hat.uns Badener Schützen mit
unfern Doppelflinten oft genug hehlings ausgelacht, und dabei
gemeint, zum Jagen sei nichts besser, als Schlipfe, Netze und
Stellfallen. Sie kosten in der That weniger, als die wohlfeilste
Lütticher Flinte, freflen nicht Kraut und Loth und machen erst noch
keinen überflüssigen Lärm. — Seht ihr, solch' ein Kerl ist der Lukas
Krumm, ein alter Fuchs, welchen bei der Frevelthätigung noch
kein Auge gesehen hat, obgleich alle wissen, daß er vom Freveln lebt.
Woher hätte er denn sonst bei den schlechten Zeiten immer Geld?
_Handlungen, sowie von allen Postämtern
und Zeitungsexpeditionen angenommen.
XI.
Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreis für
den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.
ob. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr.R.-W. ob. 3 ggr.
Kalendergeschichten.
Von W. C.
Eine Mausfalle.
Kein Fuchs ist alt genug, daß er nicht einmal noch zur
Atzstadt käme; ihr müßt nur das richtige Geschlepp nehmen!
So hat der alte Lukas Krumm aus der Witschtung seiner Leb-
tag' alleweil gesagt, und glaubt's jetzt erst recht. Er weiß selber
am Besten, warum, und ihr sollt's gleich inne werden.
Die Witschtung ist ein Zinken von vier Höfen und gehört
zu Weitenung, wohin die Kinder zur Schule, die Männer zur
Kirche und in den Engel gehen. Wenn ihr mit einem von
ihnen zu schwätzen habt, so werdet ihr am Besten thun, rhn
Sonntags nach dem Amt beim Engelwirth zu suchen, und zwar
aus drei Gründen. Erstens hat der Engelwirth einen Batzen-
wein, den ihr zu Bühl im Raben nicht für sechs Kreuzer über-
kommt. Zweitens ist die Witschtung nicht leicht zu finden,
versteckt wie sie liegt zwischen moosigen Matten und dem noch
sumpfiger» Bruch. Drittens ist der Bauer wunderselten daheim.
Alleweil hat er im Bruch zu schaffen, sei's im Taglohn, sei's
im Frevel; und das Freveln ist ihm erst noch lieber, weil's
am meisten einträgt. Ihr müßt ihn aber deshalb nicht für
einen Spitzbuben ausgeben; gewildert und gefrevelt ist nicht
gestohlen, auch vor unserm Herrgott keine Sünde, und vor den
Schreibern nur dann straffällig, wenn einer dabei noch das elfte
Gebot Übertritt. Der Bruch ist, damit ihr mich recht versteht,
ein schmaler langer Wald von lauter Erlenstöcken, inmitten
1 grüner Sümpfe, durchschnitten von schnurgeraden Abzugsgräben,
worin die schwarze Fluth träge hinschleicht. Im Frühjahr hat's
im Bruch viele Schnepfen; ich habe auch schon ihrer etliche
dort geschossen, aber doch noch mehr gefehlt, als getroffen. Der
Lukas weiß davon zu sagen; er hat.uns Badener Schützen mit
unfern Doppelflinten oft genug hehlings ausgelacht, und dabei
gemeint, zum Jagen sei nichts besser, als Schlipfe, Netze und
Stellfallen. Sie kosten in der That weniger, als die wohlfeilste
Lütticher Flinte, freflen nicht Kraut und Loth und machen erst noch
keinen überflüssigen Lärm. — Seht ihr, solch' ein Kerl ist der Lukas
Krumm, ein alter Fuchs, welchen bei der Frevelthätigung noch
kein Auge gesehen hat, obgleich alle wissen, daß er vom Freveln lebt.
Woher hätte er denn sonst bei den schlechten Zeiten immer Geld?
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kalendergeschichten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Revolutionsanhänger <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 261, S. 161
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg