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Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
der Mann sei Schnuptuch hat fallen lassen, so is ene förm-
liche Keilerei untern Weibern entstanden, deshalb, wers ihm
ufheben wollte. Hernach sin uns och viele Derken begegnet,
die hatten Säkke uf en Bukkel, da hat was drinne gezappelt,
nn die Säkke ham se ins Wasser geworfen. Da hat mer der
Fuhrmann erklärt, das wer enne derksche Scheidung; wenn
sich nähmlich der Derke von seiner Frau scheiden läßt, so
steckt er se in e Sack un schmeißt se ins Wasser. Ich kann
der sagen, daß mer das unsinnig gefallen hat, un ich hawwe
mer immer gedacht, das sollte mer in Leipzg och einführen.
Uf emal, kimt der so e reicher Derke uf mich zu, un sagt, i
was der Deisel Krawwes! was machst denn Du hier? ich
denke dir, der Schlag trifft mich, denn wie ich en recht be-
sehe, is es mei alter Schullehrer Naundorf, der war der e
Derke geworden, un befand sich recht wohl derbei. Nu sagte
(Schluß
der, de kaust bei nier essen, des nahm ich denn och gleich an,
un fragte den Fuhrmann, wo er einkehrte; der sagte, in der
blauen Kümnielbulle, gleich neben den drei Kristenköppen rechts
am Opiummarkte, un fuhr fort. Ich awwer ging mit Naun-
dorfen, der e Derke geworden war, zu Hause un hawwe e
herrliches Mittagsbrod da gefunden. Statt Brod lagen große
Stücken Schokolade uf en Tisch; un statt Rindfleisch, ham
mer Karnarienvögel gegesien. Der Kaffe war der so gut,
wie du ihn in ganz Leipzg nich kriegst, der war statt in
Wasser in der dicksten Sahne gekocht, da ham mer denn so
e vierzig Tassen gedrunken und dann sagte Naundorf: so
Krawwes! nu wolln mer emal meinen Harem besehn, awwer
das sag ich der, mache mer kene schlechten Witze, sonst laffe
ich Dich köppen. Nu sagt ich, se wern doch nich! ? —
folgt.)
Kinder und Narren reden die Wahrheit.
„Nun, Kleiner! willst Du auch einmal Soldat werden?"
„Ich? ja wohl, Herr Offizier, aber Papa will es nicht
zugeben."
„So? Papa hat also die Soldaten nicht gern?"
„O nein, Papa kann die Soldaten nicht ausstehen, und
die Offiziere am allerwenigsten, aber Mama hat sie dafür
desto lieber! Nicht wahr, Mama?"
Gerichtsscene.
„Sagen Sie mir doch, Herr Practikant, was ist denn
das für ein Buch, das Sie so verächtlich unter den Tisch
werfen?"
„Darauf nehme ich meinen Bauern den Eid ab, und
da wir keine Bibel auf der Amtsstube haben, so muß ein
französischer Dictionär ihre Stelle versehen."
Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
der Mann sei Schnuptuch hat fallen lassen, so is ene förm-
liche Keilerei untern Weibern entstanden, deshalb, wers ihm
ufheben wollte. Hernach sin uns och viele Derken begegnet,
die hatten Säkke uf en Bukkel, da hat was drinne gezappelt,
nn die Säkke ham se ins Wasser geworfen. Da hat mer der
Fuhrmann erklärt, das wer enne derksche Scheidung; wenn
sich nähmlich der Derke von seiner Frau scheiden läßt, so
steckt er se in e Sack un schmeißt se ins Wasser. Ich kann
der sagen, daß mer das unsinnig gefallen hat, un ich hawwe
mer immer gedacht, das sollte mer in Leipzg och einführen.
Uf emal, kimt der so e reicher Derke uf mich zu, un sagt, i
was der Deisel Krawwes! was machst denn Du hier? ich
denke dir, der Schlag trifft mich, denn wie ich en recht be-
sehe, is es mei alter Schullehrer Naundorf, der war der e
Derke geworden, un befand sich recht wohl derbei. Nu sagte
(Schluß
der, de kaust bei nier essen, des nahm ich denn och gleich an,
un fragte den Fuhrmann, wo er einkehrte; der sagte, in der
blauen Kümnielbulle, gleich neben den drei Kristenköppen rechts
am Opiummarkte, un fuhr fort. Ich awwer ging mit Naun-
dorfen, der e Derke geworden war, zu Hause un hawwe e
herrliches Mittagsbrod da gefunden. Statt Brod lagen große
Stücken Schokolade uf en Tisch; un statt Rindfleisch, ham
mer Karnarienvögel gegesien. Der Kaffe war der so gut,
wie du ihn in ganz Leipzg nich kriegst, der war statt in
Wasser in der dicksten Sahne gekocht, da ham mer denn so
e vierzig Tassen gedrunken und dann sagte Naundorf: so
Krawwes! nu wolln mer emal meinen Harem besehn, awwer
das sag ich der, mache mer kene schlechten Witze, sonst laffe
ich Dich köppen. Nu sagt ich, se wern doch nich! ? —
folgt.)
Kinder und Narren reden die Wahrheit.
„Nun, Kleiner! willst Du auch einmal Soldat werden?"
„Ich? ja wohl, Herr Offizier, aber Papa will es nicht
zugeben."
„So? Papa hat also die Soldaten nicht gern?"
„O nein, Papa kann die Soldaten nicht ausstehen, und
die Offiziere am allerwenigsten, aber Mama hat sie dafür
desto lieber! Nicht wahr, Mama?"
Gerichtsscene.
„Sagen Sie mir doch, Herr Practikant, was ist denn
das für ein Buch, das Sie so verächtlich unter den Tisch
werfen?"
„Darauf nehme ich meinen Bauern den Eid ab, und
da wir keine Bibel auf der Amtsstube haben, so muß ein
französischer Dictionär ihre Stelle versehen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kinder und Narren reden die Wahrheit" "Gerichtsscene"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 244, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg