38 Apoll und Merkur.
Da ward ich gestört: „Verzeihen Sie.
„Mein Herr, wenn ich incommodire;
„Ich reise für Lotzbeck & Comp'k.
„Und Zufall führt mich zur Thüre;
„Nun wünscht' ich, Ihre Gespräche hier
„Beschränkten sich ganz ans die Landschaft;
„Denn Fräulein Lina haben mit mir
„Seit Monaten — eine Bekanntschaft."
Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
(Schluß.)
Wie wer nu in den Harem so rum gingen, da zehlte ich,
daß das Luder zwei und vierzig Weiber hatte, awwer nischt
j gescheides drunter; das sagt ich ihm och; ja sagt er: sis och wahr,
' un hat geklingelt. Da kamen zehn Berschnittne, un zn denen
: sagt er: „schaft mer e mal des alte Gerumpel naus" (damit mente
! er die Weiber) da Ham die Verschnittenen die ganzen Weiber
in e großen Wollsack gesteckt un hinten naus ins Wasser ge-
schmissen. Hernach hat er 'n Geld gegeben, daß se uf en Markt
gingen un andere kosten. Nu sagte Naundorf, jetzt wolln mer
in de Kerche gehn, un da hat er sich siwe mal gewaschen (das
that er sonst nich gerne). Wie mer nu an de Kerche kamen,
da warn der vier lange spize Thürmc, wie de Feifenröhre, un
uf jeden stand e Küster, die man dort Derwische nennt un schrie
aus Leibeskräften: Bum! Baum! Bum! Baum! — Ta sagte •
Naundorf, das wär gekauten un se hetten kcne Glokken un da
müßten de Derwische Bum Baum schreien. Se brauchen aw-
wer viel Derwische, denn wenn ener acht Tage gekauten hat,
kricht er gewehnlich de Schwindsucht un geht druf. An der
Kerchthüre nius nu jeder seine Stiefeln ausziehn und muß bar-
fuß in de Kerche gehn, was im Winter eklich sin mus. An
der Thüre sitzt awwer e Stiefelwichser, der hcest der heilige
Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
Stiefelwichser, der zieht den derkschen Offezieren de Känonen-
stiefeln aus un putzt se, derweile die beten. Wenn nu die
Derken in de Kerche treten, da
machen se e halben Mond, wie de
Katholiken 's Kreuz machen, den
Hut behalten se awwer uf. Nach
der Kerche sagt ich: „na adje
Naundorf, nu will ich en Fuhrniann
suchen." Adje! sagte der, komm
bald Widder. Jetzt ging ich un
ging un kam immer Widder uf den-
selben Fleck hin, das machte awwer,
weil die Straßen alle wie e halber
Mond gebaut sin. Endlich frag
ich der so e Derken, wo de blaue
Kümmelbulle is, da brüllt mich der
an: „nik versteh Kristenhund!" de
kannst der denken, wie ich da erschrocken bin. Jetzt los ich
der un lose immer in e halben Mond rum, das mer ganz
drehend wurde; endlich setze ich mich uf enne Treppe un denke
des is enne schene Geschichte, denn jetzt fiel mersch erst ein,
daß ich ja ke Wort derksch konnte. Wie ich nu so dasitze
bleibt uf emal Ener stehn un sieht mich an, un sagt: ja der
Deisel is das nich Krawwes aus Leipzg? ich sehe mern recht
an, un wees Gott, 's war der Schuster Stikel. Ru die Freude,
der wußte glücklicher Weise de blaue Kümmelbulle un fihrte
mich hin. Dort erzehlte ee mer, daß es en ziemlich schlecht
Da ward ich gestört: „Verzeihen Sie.
„Mein Herr, wenn ich incommodire;
„Ich reise für Lotzbeck & Comp'k.
„Und Zufall führt mich zur Thüre;
„Nun wünscht' ich, Ihre Gespräche hier
„Beschränkten sich ganz ans die Landschaft;
„Denn Fräulein Lina haben mit mir
„Seit Monaten — eine Bekanntschaft."
Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
(Schluß.)
Wie wer nu in den Harem so rum gingen, da zehlte ich,
daß das Luder zwei und vierzig Weiber hatte, awwer nischt
j gescheides drunter; das sagt ich ihm och; ja sagt er: sis och wahr,
' un hat geklingelt. Da kamen zehn Berschnittne, un zn denen
: sagt er: „schaft mer e mal des alte Gerumpel naus" (damit mente
! er die Weiber) da Ham die Verschnittenen die ganzen Weiber
in e großen Wollsack gesteckt un hinten naus ins Wasser ge-
schmissen. Hernach hat er 'n Geld gegeben, daß se uf en Markt
gingen un andere kosten. Nu sagte Naundorf, jetzt wolln mer
in de Kerche gehn, un da hat er sich siwe mal gewaschen (das
that er sonst nich gerne). Wie mer nu an de Kerche kamen,
da warn der vier lange spize Thürmc, wie de Feifenröhre, un
uf jeden stand e Küster, die man dort Derwische nennt un schrie
aus Leibeskräften: Bum! Baum! Bum! Baum! — Ta sagte •
Naundorf, das wär gekauten un se hetten kcne Glokken un da
müßten de Derwische Bum Baum schreien. Se brauchen aw-
wer viel Derwische, denn wenn ener acht Tage gekauten hat,
kricht er gewehnlich de Schwindsucht un geht druf. An der
Kerchthüre nius nu jeder seine Stiefeln ausziehn und muß bar-
fuß in de Kerche gehn, was im Winter eklich sin mus. An
der Thüre sitzt awwer e Stiefelwichser, der hcest der heilige
Herrn Krawwes Reise in die Türkei.
Stiefelwichser, der zieht den derkschen Offezieren de Känonen-
stiefeln aus un putzt se, derweile die beten. Wenn nu die
Derken in de Kerche treten, da
machen se e halben Mond, wie de
Katholiken 's Kreuz machen, den
Hut behalten se awwer uf. Nach
der Kerche sagt ich: „na adje
Naundorf, nu will ich en Fuhrniann
suchen." Adje! sagte der, komm
bald Widder. Jetzt ging ich un
ging un kam immer Widder uf den-
selben Fleck hin, das machte awwer,
weil die Straßen alle wie e halber
Mond gebaut sin. Endlich frag
ich der so e Derken, wo de blaue
Kümmelbulle is, da brüllt mich der
an: „nik versteh Kristenhund!" de
kannst der denken, wie ich da erschrocken bin. Jetzt los ich
der un lose immer in e halben Mond rum, das mer ganz
drehend wurde; endlich setze ich mich uf enne Treppe un denke
des is enne schene Geschichte, denn jetzt fiel mersch erst ein,
daß ich ja ke Wort derksch konnte. Wie ich nu so dasitze
bleibt uf emal Ener stehn un sieht mich an, un sagt: ja der
Deisel is das nich Krawwes aus Leipzg? ich sehe mern recht
an, un wees Gott, 's war der Schuster Stikel. Ru die Freude,
der wußte glücklicher Weise de blaue Kümmelbulle un fihrte
mich hin. Dort erzehlte ee mer, daß es en ziemlich schlecht
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herr Krawwes Reise in die Türkei"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Bürsten <Motiv>
Tumult <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 245, S. 38
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg