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Handlungen, sowie von allen Postäm tern und J^| ‘ den Bandvon24Nummern3fl. 36 kr. R.-W.I ""

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Drei Freier.

<Schluß->

„Plicke hin" — fuhr der Schwarze fort — „Van der Decken
steht vorn am Bug und wenn Du Dein Auge anstrengst, kannst
Du sehen, wie er Dir mit dem Arme winkt. Hinter ihm ste-
hen weiße, ausgebleichte Gesellen mit hohläugigen Köpfen — “

„Hast Du mich dazu gerettet?!" stammelte Ulrike ver-
zweifelnd.

Der Schwarze antwortete mit seinem meckernden Hohn-
lachen. Dann sagte er: „nur getrost, Du weißt, daß ich
Dir nah und Dein demüthiger Diener bin. Du hast mir
Deine Seele dafür gelobt, daß ich Dich von dem Juden er-
rettete : doch fehlt mir Deine Handschrift noch mit einem
Tröpflein Bluts, damit der Pakt gültig werde."

Er zog bei diesen Worten einen Streifen Pergaments
aus seinem langen dunklen Schülergewande hervor und rollte
ihn vor den Augen Ulrikens auf; der erste Strahl der Sonne,
deren oberster Rand in diesem Augenblicke über der Wasser-
wüste emportauchte, fiel purpurroth auf blutige Schriftzeichen.

„Als Preis der Rettung aus der Gewalt des wilden Jä-
gers habe ich nur hinzugesetzt, daß Du mir auch die Seele
Deines Kindes überlieferest. Unterschreibe das — und damit
Du siehst, der Teufel ist edel und großmüthig — Du sollst frei
sein auch von Jenem, dessen Kiel jetzt dort der Brandung naht."

„Was — die Seele meines Kindes?!" schrie Ulrike, ent-
setzt auffahrend, und beide Hände wie zur Abwehr gegen den
Versucher ausstreckend, — „mein Kind, mein Kind willst Du,
Satan? — nein, nein, nimmermehr, — zerreißt mich, taucht
jede Faser meines Leibes in eine neue Qual, stürzt mich in
ein Meer von Grauen und Entsetzen — mein Kind bekommst
Du nicht! Weiche von hinnen, Verfluchter, ich habe nichts
mit Dir zu schaffen — da ist Deine Blutschrift, da!"

Ulrike hatte diese Worte, während welcher sie die Schrift-
rolle des Teufels in kleine Stücke zerriß und ihm in's grin-
sende, wuthfletschende Antlitz schleuderte, mit einer an Wahn-
sinn gränzenden Leidenschaft ausgerufen; sie hatte die letzte
Kraft ihrer gefolterten Seele, den letzten Odem ihrer Brust
dazu aufgeboten. Jetzt fiel sie der Länge nach ohnniächtig
auf den Sand der .Küste hin. Die Sonne, die währenddeß
siegreich und einen Strom von Helligkeit auf das Meer und
die Dünen ausgießend, sich erhoben hatte, hüllte die hinge-
gossene Gestalt des schönen unglücklichen Weibes in ein Ge-
wand von glühenden Lichtstrahlen.

Der Teufel trat zur Seite in den lang hinflatternden Schat-
ten, den die Segel des „fliegenden Holländers" auf das Gestade
warfen. Dort erhob er seinen langen schmalen Arm mit der
dürren Hand, wie zum Zeichen für den nahenden Seefahrer.

Von dem Todtenschiffe her schnitt ein leichter schmaler
Nachen pfeilschnell durch die Brandung und kam an's Ufer.
Im nächsten Augenblick stand Van der Decken neben dem
bewußtlosen Weibe. Wer diese Gestalt im Saus und Braus
der Augsburger Tage gesehen, der hätte sie wohl kaum wieder-
kannt, wie sie jetzt, in weiten dunklen und verwitterten
Schiffergewändern aus alter Zeit, einen rostbedeckten Dolch
an der Seite, einen zerfetzten Spitzhut mit halbabgeriffener
Feder auf dem breitstirnigen Haupt, am Rande der unermeß-
lichen Wasserwüste dastand, die unter dem breiten Guß der
Sonnenhelle sich zu glätten und zu ebnen begann. Es lag
ein Ausdruck von unergründlicher Trauer in den wasserblauen
stieren Augen, die mit einer Art von düstrer Theilnahme auf
Ulrike Haßbeck niederblickten.

„Nimm sie!" rief ihm der Schwarze
noch eine Prüfung!"

Er deutete bei diesen Worten mit seinem grimmigen Hohn-
lachen auf die Stücke des Pergaments, die am Boden lagen.

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