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Drei Freier,

Van der Decken schüttelte langsam den Kopf. „Der
Prüfung ist genug!" sagte er; „sie hat sie überstanden. Sie
hat größere Kraft als die eines Mannes gezeigt. Ein Mann,
der Dir seine Seele übergeben, hätte auch seines Kindes
Seele nicht geschont. Sie war stärker, als die Männer, als
wir, als Du! Sie soll heimkehren."

Der Schwarze stieß einen heftigen Laut des Zornes aus;
dann begann sich seine Gestalt zu verflüchtigen und zu zer-
rinnen, als ob sic in den Schatten am Boden zerfließe, bis
ie in wenigen Augenblicken mit einem letzten meckernden
Ausruf des Grimmes verschwunden war.

eine ihr gehörende Silberschale, in welcher ihre verpfändeten
drei Goldreifen lagen; und als sie sich erhob und zufällig ihre
Augen ihrem Bilde im Spiegel begegneten, da nahm sie zu ihrem
Schrecken wahr, daß ihr schönes rabenschwarzes Haar grau ge-
worden und daß ihre Züge um zehn Jahre gealtert waren.

Wie sie heimgekommen, darüber vermochte sie trotz alles
Besinnens keine deutliche Vorstellung in sich zu erwecken. Nur
besten erinnerte sie sich, daß ihr im Traume gewesen, als um-
fasse sie ein starker Männerarm, und als werde sie so in wind-
schnellem Flug durch die Lüfte getragen; ob sie dabei auf einem
brausenden Roste geruht und ein wildes Gewirre phantastischer
Gestalten und schauerlicher Bildungen sie lärmend umgaben, oder
ob diese Vorstellung, die sie nicht wieder abzuschütteln vermochte,
sich durch den Ritt mit dem wüthenden Heere ihr eingeprägt, —
darüber gelang es ihr nie, zur Klarheit zu kommen.

Ulrike Haßbeck hat jene Grauennacht, in der sie so schweres
Lehrgeld für die Lehre: wo des Weibes Stärke ruht,
geben sollte, nicht sehr lange überlebt. Ihre letzten Tage
waren zwischen frommen Uebungen und der Erziehung ihres
Sohnes getheilt. Sie ist um das Jahr 1704 gestorben und
ruht auf dem Sankt-Anna Kirchhofe in Augsburg.

Als Ulrike aus ihrer Ohnmacht, die nach und nach in einen
tiefen Schlummer übergegangen zu sein schien, erwachte, war
es Heller Tag und fie befand sich wieder in ihrem Schlafcloset, im
warmen Bette, als ob sie nie ihr Haus am Frohnhof zu Augs-
burg verkästen. Ihr gegenüber stand das kleine Korbbett ihres
Sohnes, dessen ruhige Athemzüge sie vernahm, und deren erster
Laut fie mit einer unendlichen Freude durchsttömte. Sie hätte
das ganze Erlebniß der Nacht für einen schweren Traum halten
können; aber auf einem Gueridon vor ihrem Bette erblickte sie
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Drei Freier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Seefahrer <Motiv>
Küste <Motiv>
Karikatur
Schiff <Motiv>
Engel <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 246, S. 42

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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