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8 Bestellungen werden in allen B u ch- und K u n st- Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptionspreis
Handlungen, sowie von allen P o st ä in t er n für den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.
Zeitungsexpe d itionen angenommen.
od. 2Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr.R.-W. od. 3 ggr.
der Tante und ihrem Vorleser. In der Residenz war Theodolinde
eine Einfalt vom Lande, in X. Herrn Fischers Tochter. Sie
wollte — oder sie durfte ihn nicht kennen. Mit der Lösung
dieser Lebensfrage begann der zweite Foltergrad des schuldlosen
Dulders.
Monde zogen auf und ab, Dorn's Linda ging noch immer
vorüber und seine Linda kannte ihn nicht. Dafür hatte ihm
ihr Vater seine Aufmerksamkeit zugewendet. Seinem Scharf-
blick war es nicht entgangen, daß der Doktor ihn und sein
Thun mit einem Netze von Beobachtung umsponnen habe. Wo
er war, erschien auch Dorn, wenn er ging, folgte der Doktor.
Er übersah dabei, daß ihn seine Tochter meist begleitete. Eine
Kabale mußte im Werke sein, Dorn war der Spion. War er
nicht Würgers, des Rabulisten, geschätztester Helfer und Würger
derselbe Rechtsfreund, der sogar gegen Herrn Fischers Amts-
führung rekurirte? — Man suchte ihn zu stürzen — das war
der geheime Plan. Der fünfundzwanzigste Wahltag war vor
der Thüre — man wollte ihm sein Jubiläum nicht vergönnen.
Darum hatten bei der letzten Serenade vor seinem Hause die
Liedertafler, Dorns Mitüerschworne, gesungen: „Das waren mir
selige Tage" und im Tagblatt, von Würger redigirt, las man
seit Wochen: „Wir stehen am Vorabende großer Ereignisse."
Solche verruchte Pläne erwägend im kummergcbeugten Haupte,
ging an einem milden Februartage Herr Fischer durch die Straße,
in welcher das Postamt von X. sich befindet. Ein Mann eilt
an ihm vorüber, ein Zeitungsblatt in der Hand. Jählings
grüßt er und ruft: „Er hat abgedankt!" und stürzt weiter.
Herr Fischer sieht sich um, er erkennt den Mann. Es ist der
Kneipwirth zum schwarzen Diahren — sein einziger Feind in
der ganzen Stadt-, ehe Würger und Dorn sich verschworen.
Also auch dieser bereits im Komplott! Ein zweiter Mann,
abermals eine Zeitung hochauf schwingend, naht im hastigsten
Schritt. — „Er ist abgesetzt und zum Teufel gejagt!" schreit
(Fortsetzung.)
Da suchte durch die Zeitung der Advokat Würger in X.
einen Gehülfen. Dorn nahm die Stelle unter jeder Bedingung.
Er dankte dem Staate, daß er ihm erlaubt hatte, so lange
umsonst zu warten und flog dahin „wo ihr Athem wehte." Er
wollte nichts als sie wieder haben auch ohne Anstellungsdekret
— und erfuhr nur zu bald, daß die Kluft zwischen ihr und
«hm beinahe noch weiter geworden, als jene gewesen zwischen
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der Tante und ihrem Vorleser. In der Residenz war Theodolinde
eine Einfalt vom Lande, in X. Herrn Fischers Tochter. Sie
wollte — oder sie durfte ihn nicht kennen. Mit der Lösung
dieser Lebensfrage begann der zweite Foltergrad des schuldlosen
Dulders.
Monde zogen auf und ab, Dorn's Linda ging noch immer
vorüber und seine Linda kannte ihn nicht. Dafür hatte ihm
ihr Vater seine Aufmerksamkeit zugewendet. Seinem Scharf-
blick war es nicht entgangen, daß der Doktor ihn und sein
Thun mit einem Netze von Beobachtung umsponnen habe. Wo
er war, erschien auch Dorn, wenn er ging, folgte der Doktor.
Er übersah dabei, daß ihn seine Tochter meist begleitete. Eine
Kabale mußte im Werke sein, Dorn war der Spion. War er
nicht Würgers, des Rabulisten, geschätztester Helfer und Würger
derselbe Rechtsfreund, der sogar gegen Herrn Fischers Amts-
führung rekurirte? — Man suchte ihn zu stürzen — das war
der geheime Plan. Der fünfundzwanzigste Wahltag war vor
der Thüre — man wollte ihm sein Jubiläum nicht vergönnen.
Darum hatten bei der letzten Serenade vor seinem Hause die
Liedertafler, Dorns Mitüerschworne, gesungen: „Das waren mir
selige Tage" und im Tagblatt, von Würger redigirt, las man
seit Wochen: „Wir stehen am Vorabende großer Ereignisse."
Solche verruchte Pläne erwägend im kummergcbeugten Haupte,
ging an einem milden Februartage Herr Fischer durch die Straße,
in welcher das Postamt von X. sich befindet. Ein Mann eilt
an ihm vorüber, ein Zeitungsblatt in der Hand. Jählings
grüßt er und ruft: „Er hat abgedankt!" und stürzt weiter.
Herr Fischer sieht sich um, er erkennt den Mann. Es ist der
Kneipwirth zum schwarzen Diahren — sein einziger Feind in
der ganzen Stadt-, ehe Würger und Dorn sich verschworen.
Also auch dieser bereits im Komplott! Ein zweiter Mann,
abermals eine Zeitung hochauf schwingend, naht im hastigsten
Schritt. — „Er ist abgesetzt und zum Teufel gejagt!" schreit
(Fortsetzung.)
Da suchte durch die Zeitung der Advokat Würger in X.
einen Gehülfen. Dorn nahm die Stelle unter jeder Bedingung.
Er dankte dem Staate, daß er ihm erlaubt hatte, so lange
umsonst zu warten und flog dahin „wo ihr Athem wehte." Er
wollte nichts als sie wieder haben auch ohne Anstellungsdekret
— und erfuhr nur zu bald, daß die Kluft zwischen ihr und
«hm beinahe noch weiter geworden, als jene gewesen zwischen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Einer für Alle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 248, S. 57
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg