Die Klosterbibliothek.
141
Es war ein Kloster — weiß nicht wo —
Das einst ein frommer Herzog schuf.
Die Mönche lebten harmlos froh,
Und standen in gelehrtem Ruf.
Wenn wer ein seltnes Werke fand,
Im Kloster große Freude war,
Und manchen dickbeleibten Band
Las jeder Pater jährlich gar.
Und über Bücher ohne Zahl
Ein frommer Pater Ordnung hielt;
Stets war versperrt der weite Saal,
Daß Niemand einen Band ihm stiehlt.
Und kam ein armer Kandidat,
Und sah sich rings im Kloster um;
Frug erst der Pater, ob er hat
Auch großen Durst zum Studium.
Der Kirchenfeste gab es viel,
Da nahm das Lesen gar kein End,
Man las erst Abends zur Vigil
Drei Verse altes Testament.
Am Morgen dann zu Matutin,
Ein Buch aus St. Hieronymus,
Und Mittags ckam St. Augustin
Mit seiner Rede feur'gen Fluß.
Und sprach er: „Ja," so wies er gleich
Ihm ein'ge Kirchenväter vor,
War der Noviz auch früher bleich,
So ward er roth bald über's Ohr.
So lasen ohne Unterlaß
Die Pater durch das ganze Jahr;
Ich glaub, es weiß wohl jeder, daß
Die Bibliothek im Keller war.
Wenn auch der Bücher Deckel steif,
War ihrer täglich viel Gebrauch;
Drum schlug man jährlich neuen Reif,
Den Kirchenvätern an den Bauch.
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Es war ein Kloster — weiß nicht wo —
Das einst ein frommer Herzog schuf.
Die Mönche lebten harmlos froh,
Und standen in gelehrtem Ruf.
Wenn wer ein seltnes Werke fand,
Im Kloster große Freude war,
Und manchen dickbeleibten Band
Las jeder Pater jährlich gar.
Und über Bücher ohne Zahl
Ein frommer Pater Ordnung hielt;
Stets war versperrt der weite Saal,
Daß Niemand einen Band ihm stiehlt.
Und kam ein armer Kandidat,
Und sah sich rings im Kloster um;
Frug erst der Pater, ob er hat
Auch großen Durst zum Studium.
Der Kirchenfeste gab es viel,
Da nahm das Lesen gar kein End,
Man las erst Abends zur Vigil
Drei Verse altes Testament.
Am Morgen dann zu Matutin,
Ein Buch aus St. Hieronymus,
Und Mittags ckam St. Augustin
Mit seiner Rede feur'gen Fluß.
Und sprach er: „Ja," so wies er gleich
Ihm ein'ge Kirchenväter vor,
War der Noviz auch früher bleich,
So ward er roth bald über's Ohr.
So lasen ohne Unterlaß
Die Pater durch das ganze Jahr;
Ich glaub, es weiß wohl jeder, daß
Die Bibliothek im Keller war.
Wenn auch der Bücher Deckel steif,
War ihrer täglich viel Gebrauch;
Drum schlug man jährlich neuen Reif,
Den Kirchenvätern an den Bauch.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Klosterbibliothek"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 258, S. 141
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg