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Münchner
Zweiter. „Ein hübscher Mensch, frisch wie ein Gemsbock,
trefflicher Gatte für unsre Gazelle — hat erst neulich seinen
reichen Onkel beerbt — reizend, wie eine neue Doublone."
Erster. „Zumal die kleine Jagdpfeife macht sich gut, die
zwischen den Frackzipfeln so naiv herauslugt —"
Zweiter. „Wie ein Mädchen aus dem Institut in die
böse Welt."
Erster. „Sehr freundliche Aufnahme — kann sich nicht
beklagen — seinem Verdienste vollkommen angemessen —"
Zweiter. „Wie die Junge lächelt!"
Erster. „Wie die Alte lacht!"
Zweiter. „Leider so lange nicht mehr gesehen — ent-
setzlich bedauert — die Mutter eine Jugendfreundin — so
oft an sie gedacht — den ganzen Tag zu Hause — sehr ange-
nehm, wenn der Herr Baron nichts Besseres zu thun wissen —"
Erster. „Der verweiß sich nicht mehr und muß noth-
wendig trunken werden, wenn er's nicht vorher schon war."
Zweiter. „Hat aber auch schon seine Neider — der Ca-
ll alier am Spiegel coquettirt herüber mit einer Eifersucht, daß
mir Angst wird. Richtig, va ist er schon — Heil dir, edler
Jüngling — was der vertraulich thut!"
Erster. „Nur Vertrauen erweckt Vertrauen!"
Zweiter. „Beneidenswerthe Parthie — nimmt jährlich
füufhundert Gulden ein und fünftausend zu leihen — uralte
Familie — waren schon Lumpen vor fünfhundert Jahren —
find aber nicht umzubringen und grünen immer wieder frisch."
Erster. „Me der den Gutsbesitzer wegschiebt, mit Wunn'
und Weid', mit Feld und Wald, mit seiner ganzen Brauerei."
Zweiter. „O meine Ahnungen, wehe, wehe! Rosalinde
vergißt sich — an diesem Augenblicke hängt ihre Zukunft —
Alles verloren!"
Ballgespräche.
Erster. „Der Gamsbock ärgert sich, kämpft einen Unge-
heuern Kampf." —
Zweiter. „Ah, bravo, bravo, die Mama! hast du das
Zeichen bemerkt — ein wahrer Schutzengel! — da ist er wie-
der gefangen, der wilde Elephant."
Erster. „Jetzt geht'- erst recht an!"
Zweiter. „Ter bekommt jetzt zu hören, daß die liebe Un-
schuld fünf Sprachen gelernt hat, für Lord Byron schwärmt,
auf dem Klavier phantasirt, Nnchtstücke malt und noch nie ein
Verhältniß gehabt, aber desto mehr Lust am Landleben."
Erster. „Armer Junge! Plötzlich weggerissen von seinem
Hühnerhofe, von seinen einfachen Rindern in diese großartige
Umgebung, unter diese schießenden Augen und in das bethörende
Glockenspiel dieser süßen Reden!"
Zweiter. „Ach lassen wir ihn zappeln!"
Erster. „The proper study kor mankind is man — aber
nachgerade ennuyirts mich doch. Der Ball ist sehr langweilig.
Nun habe ich schon zehn Male die Vermuthung gewagt, daß
wir morgen viel Schnee bekommen und unter gewissen Modifi-
kationen und Vorbehalten haben sie mir's auch immer zuge-
standen."
Zweiter. „Weiter bist Du nicht gegangen?"
Erster. „Ach, dem andern Geschlechte fällt diesen Abend
wieder gar nichts bei und immer will ich das Gespräch nicht
vorschießen. Doch könnte ich noch bei Frau von X. anklopfen
wie weit sie seit letztem Male im Boccaccio gekommen."
Zweiter. „Ich habe eigentlich auch mehr von Husten und
Kopfkatarrh gesprochen, als von den sieben freien Künsten. Nun
will ich einmal den Cavalier austreiben und den biedern Land-
mann wieder in seine Rechte einsetzen."
Erster. „Wir treffen uns dann später beim Weine. In
der kleinsten Flasche Champagner steckt doch mehr Spiritus als
in der größten Tänzerin."
Zweiter. „Auf Wiedersehen."
Erster. „Adieu."
TI.
Die Idealen.
(In einer fernen Ecke, hinter einer Whistparthie, welche nicht Acht gibt.)
Sie. „Es ist das alte Lied, nur meine Reue ist neu. Ein
unheimliches Geschlecht, unsre Paladine — bald einnehmend,
dann falsch und treulos."
Er. „Der Paladin, den Sie meinen, ist wie die besten
unsrer jungen Herrn sind — nicht gut, nicht schlecht — mit
Grundsätzen, die er für unpractisch, mit Ideen, die er für Träu-
mereien hält; Niemanden Feind, wenigen Freund ; fröhlicher im
Umgang, als im Herzen. — Aber das muß man dieser Gat-
tung lassen: Es gibt noch Leute darunter, wie das mystische
Aegypten, dürr und sandig, die aber fröhlich aufgehen und frisch
und feurig blühen, wenn der Nil eines großen, entzückenden
Gedankens über sie hinfluthet."
Münchner
Zweiter. „Ein hübscher Mensch, frisch wie ein Gemsbock,
trefflicher Gatte für unsre Gazelle — hat erst neulich seinen
reichen Onkel beerbt — reizend, wie eine neue Doublone."
Erster. „Zumal die kleine Jagdpfeife macht sich gut, die
zwischen den Frackzipfeln so naiv herauslugt —"
Zweiter. „Wie ein Mädchen aus dem Institut in die
böse Welt."
Erster. „Sehr freundliche Aufnahme — kann sich nicht
beklagen — seinem Verdienste vollkommen angemessen —"
Zweiter. „Wie die Junge lächelt!"
Erster. „Wie die Alte lacht!"
Zweiter. „Leider so lange nicht mehr gesehen — ent-
setzlich bedauert — die Mutter eine Jugendfreundin — so
oft an sie gedacht — den ganzen Tag zu Hause — sehr ange-
nehm, wenn der Herr Baron nichts Besseres zu thun wissen —"
Erster. „Der verweiß sich nicht mehr und muß noth-
wendig trunken werden, wenn er's nicht vorher schon war."
Zweiter. „Hat aber auch schon seine Neider — der Ca-
ll alier am Spiegel coquettirt herüber mit einer Eifersucht, daß
mir Angst wird. Richtig, va ist er schon — Heil dir, edler
Jüngling — was der vertraulich thut!"
Erster. „Nur Vertrauen erweckt Vertrauen!"
Zweiter. „Beneidenswerthe Parthie — nimmt jährlich
füufhundert Gulden ein und fünftausend zu leihen — uralte
Familie — waren schon Lumpen vor fünfhundert Jahren —
find aber nicht umzubringen und grünen immer wieder frisch."
Erster. „Me der den Gutsbesitzer wegschiebt, mit Wunn'
und Weid', mit Feld und Wald, mit seiner ganzen Brauerei."
Zweiter. „O meine Ahnungen, wehe, wehe! Rosalinde
vergißt sich — an diesem Augenblicke hängt ihre Zukunft —
Alles verloren!"
Ballgespräche.
Erster. „Der Gamsbock ärgert sich, kämpft einen Unge-
heuern Kampf." —
Zweiter. „Ah, bravo, bravo, die Mama! hast du das
Zeichen bemerkt — ein wahrer Schutzengel! — da ist er wie-
der gefangen, der wilde Elephant."
Erster. „Jetzt geht'- erst recht an!"
Zweiter. „Ter bekommt jetzt zu hören, daß die liebe Un-
schuld fünf Sprachen gelernt hat, für Lord Byron schwärmt,
auf dem Klavier phantasirt, Nnchtstücke malt und noch nie ein
Verhältniß gehabt, aber desto mehr Lust am Landleben."
Erster. „Armer Junge! Plötzlich weggerissen von seinem
Hühnerhofe, von seinen einfachen Rindern in diese großartige
Umgebung, unter diese schießenden Augen und in das bethörende
Glockenspiel dieser süßen Reden!"
Zweiter. „Ach lassen wir ihn zappeln!"
Erster. „The proper study kor mankind is man — aber
nachgerade ennuyirts mich doch. Der Ball ist sehr langweilig.
Nun habe ich schon zehn Male die Vermuthung gewagt, daß
wir morgen viel Schnee bekommen und unter gewissen Modifi-
kationen und Vorbehalten haben sie mir's auch immer zuge-
standen."
Zweiter. „Weiter bist Du nicht gegangen?"
Erster. „Ach, dem andern Geschlechte fällt diesen Abend
wieder gar nichts bei und immer will ich das Gespräch nicht
vorschießen. Doch könnte ich noch bei Frau von X. anklopfen
wie weit sie seit letztem Male im Boccaccio gekommen."
Zweiter. „Ich habe eigentlich auch mehr von Husten und
Kopfkatarrh gesprochen, als von den sieben freien Künsten. Nun
will ich einmal den Cavalier austreiben und den biedern Land-
mann wieder in seine Rechte einsetzen."
Erster. „Wir treffen uns dann später beim Weine. In
der kleinsten Flasche Champagner steckt doch mehr Spiritus als
in der größten Tänzerin."
Zweiter. „Auf Wiedersehen."
Erster. „Adieu."
TI.
Die Idealen.
(In einer fernen Ecke, hinter einer Whistparthie, welche nicht Acht gibt.)
Sie. „Es ist das alte Lied, nur meine Reue ist neu. Ein
unheimliches Geschlecht, unsre Paladine — bald einnehmend,
dann falsch und treulos."
Er. „Der Paladin, den Sie meinen, ist wie die besten
unsrer jungen Herrn sind — nicht gut, nicht schlecht — mit
Grundsätzen, die er für unpractisch, mit Ideen, die er für Träu-
mereien hält; Niemanden Feind, wenigen Freund ; fröhlicher im
Umgang, als im Herzen. — Aber das muß man dieser Gat-
tung lassen: Es gibt noch Leute darunter, wie das mystische
Aegypten, dürr und sandig, die aber fröhlich aufgehen und frisch
und feurig blühen, wenn der Nil eines großen, entzückenden
Gedankens über sie hinfluthet."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Münchner Ballgespräche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 263, S. 178
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg