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Nach langen Verhandlungen erschien endlich in Pantoffeln
und Schlafrock mein allgewaltiger Chef, er hatte über die
Nachtkleider Tolman und Säbel geworfen, über die Schlaf-
mütze den amtlichen Kolpak. „Jsthem," schmunzelte er, als er
meiner ansichtig wurde. „Eh wata, geht zum Teufel Narren,
kommen Sie Herr Obermagister aber morgen Schnurbart Wege."
In demselben Augenblicke kreischte der Schneider: „gehen Sie
ihm nicht nahe, Herr Gespan, er erschießt und rädert Sie,
das ist der Großräuber Sobri!" „Jsthem," lachte der Gestrenge,
Großräuber? — Der Schwab kann nie werden großer Sobri,
aber für die Unruhe bei Nacht sperrt mir den Schneider ein
und macht er für Unkosten sechs Paar Panduren-Uniform.
So gute Alles heim. Kommen Sie. Obermagister, sehen Sie
Beispiel, wie ist unter mir gute Institution. Ach fallt mir ein.

Weil Sie sind da, richten Sie mir ganz gleich in andres
Deutsch, wenn auch meines ist besser, Einlage an Obergespan
und machen kleines -Verse! an genialisches Frau Gespanin; aber
bei Gott ist das meine Liebe, und ihr Mann ist, an — wie
ist? ganz wie Schwab! — Mikos!" rief der Gestrenge und sein
Kammerdiener stand zu Befehl. „Er ist was man sagt. Kategat
und schreibt wunderbar, also was Herr Obermagister gibt an
genialische Frau und kleines Amtsstückel sauber gemacht." Und
nun wurde Wein und kalte Küche aufgepflanzt, mein magyari-
scher Deutschcopist ließ sich die Erfrischungen herzlich behagen,
ich richtete den Amtsbericht des Gestrengen in die Ordnung
und legte ihn demselben zum Abschreiben hin, nämlich: „Ich

lege geehrter Gönner das Verzeichniß meiner jüngsten Verhand-
lungen mit unsrem Städtchen vor. Mit den hier angesiedclten

Dichterle iden. » 187

Städtchens gegenüber eine lüntont« cordiale bildeten. „Kommen
Sie," rief der Pandurenführer, „nützt nichts mehr." „Waffen
weg," winselte der Schneider. „Aber mein Gott, ich habe ja
nichts als meinen Zahnstocher, bin.." „Stille!" knirschte der
Schneider, „der Zahnstocher, ja diesen völkermordcnden Scherz
kennen wir; bin! sprechen Sie das Wort aus und ich laste
Sie mit sammt dem Hause in die Luft sprengen." Ich mußte
lachen, und erst, als man mir zumuthete, unangekleidet der
Wache zu folgen, machte ich von meiner geglaubten Würde
Gebrauch und donnerte ein wildes „zurück." Nun waren wir in
Ordnung und der ganze Sturm mit Laternen und Fackeln be-
wegte sich gegen das Comitatshaus. Neben mir aber in siche-
rer Ferne eines Faustschlages schritt bedächtig der Nachtwächter,
wieder ein armer Deutscher, dem ich vergebens bewies, daß ich
zum großen und einigen Deutschland gehöre. Er verwahrte sich
feierlichst im Angesichte des gestirnten Himmels und des be-
waffneten souveränen Volkes vor jeder Verwandtschaft mit einem
Verhafteten und hatte für alle Worte meiner Unschuld nur

immer die salbungsvollen Gemeinplätze: „Jung gewohnt, alt
gethan. Ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch endlich
an die Sonnen. Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis
er bricht" und so weiter. Endlich erschienen wir im Comitate.
Der breite Fluß Neugieriger und Schüchterner war zum Strome
angewachsen, jedes Haus spendete sein Kontingent und der
Muthigen, die da schrieen: „Hängt ihn gleich, ehe seine Bande
kommt," wurden immer mehr. Nur der Pandurenführer hielt
Ordnung, die Furcht vor mir die möglichste Ruhe aufrecht.
„In den tiefen Koter!" tobte man; „Eisen! einen Stein an
die Füße," als wir vor dem düstern Hause von Recht und Un-
recht standen.

Nun schauerte mich ernstlich, als ich hinabstarrte nach den
Eisenstäben der vergitterten Tiefe. „Hochmuth kommt vor dem
Falle!" summte mein lieber Nachtwächter; „Vicegespan wecken!"
gebot der Pandur, ist zu wichtig heutige^Nachtgeschichte, große
Person unsre brave Sobri."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dichterleiden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Drohung
Hut
Säbel
Hausflur
Treppenhaus
Verwechslung
Gasthof
Schwert <Motiv>
Schnurrbart
Hotelzimmer
Karikatur
Menschenmenge <Motiv>
Pulk
Waffe
Satirische Zeitschrift
Ungarn

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 264, S. 187

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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