Fliegende Blätter (15.1852 (Nr. 337-360))

Hinterpommer'sche Geschichten.

er könnte auch mitbieten, so gut wie jeder Andre, bot und
überbot und blieb endlich als Meistbietender Sieger. Für

15 Rthlr. 8 Sgr. hatte er sich den Baum erstanden-I

der Gedanke machte ihn' Plötzlich nüchtern. Er wollte sich '
aus der Affaire ziehn, sagte, „er habe nur zum Spaß .

-" aber gewaltiges Mißfallensgetöse unterbrach ihn.

Ein Hochweiser Rath von Zanauvimsky laste nicht mit
sich spaßen, hieß es.

Was war zu machen? — der unglückliche Schuster
mußte den Baum bezahlen, und schritt Abends, betrübt

Die Zanauvimskyer erwarteten mit jedem Tage, den bewußten
Baum gefällt zu finden, aber keine Axt ließ sich blicken, geschweige
denn ein Mann, der sie führe. Drei Tage sah ein Hochweiser Senat
dem Dinge zu, dann aber erließ er ein Schreiben an den Schuster:
„Dieser habe sofort den gekauften Baum fällen zu lassen." Der
Schuster erwiderte: „so Etwas falle ihm gar nicht ein, er habe den
Baum auf dem Platze gekauft und wehe Dem, der sein Eigenthum
antaste; der Baum, sein Baum mache sich recht hübsch vordem
Rathhause. — Der hochweise Magistrat hielt seine Sitzungen wieder
bei Licht. Nochmals ließ er dem Schuster verschärfte Ordre zu-

Tischlermeister der Stadt, auch einzelne Landleute aus der
Umgegend führten hauptsächlich das Wort beim Bot und
Ueberbot.

Da trat noch ein Schuster aus Köslin dazu, der zu-
fällig in Geschäften in Zanauvimsky war und sich im
Gasthaus „zum grünen Bären" mittelst Spirituosen in eine
gemüthliche Stimmung versetzt hatte. Der Schuster dachte

in dem Gedanken an die Vorwürfe seiner Frau, nach Köslin
zurück. Unterwegs aber stieg ein kühner Plan, eine Idee wie
ein Deus ex machina in ihm auf! •— — —