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immer emsig bügelnden Meisters ein. „Sehen Sie einmal,
Meister Sebach!" rief Herr Buchholz, „was Sie gemacht
haben," und knöpfte den Frack auf. „Und nun sehen Sie
ganz gefälligst auch hierher, was Sie gemacht haben," rief
der „lüttge Smidt", „es ist eine wahre Affenschande!"
Der alte Meister Sebach wollte seinen Augen nicht trauen;
aber bald begann er mit allen seinen Leuten recht herzlich zu
lachen; ja der jüngste Lehrjunge wollte platzen vor Lachen.
„Wissen Sie was, meine Herren," meinte dann der drollige
Meister, als er wieder zu Worte kommen konnte, „wie wär's,
wenn Sie die Westen miteinander austauschten? Es muß ein
Jrrthum vorgefallen sein. Sehen Sie!" rief er, sich vergnügt
die Hände reibend, indem er ihnen beim Umkleiden behilflich
war, „so wird's gehen." „Ja so!" riefen Herr Buchholz
und Herr Schmidt wie aus einem Munde, tauschten die Westen
aus und nun saßen sie wie angegossen.
Da nun jeden Augenblick die Ankunft des Herzogs er-
wartet werden konnte, gingen die beiden Deputirten, ohne erst
vorher nach Hause zurückzukehren, sofort ihrer Bestimmung ent-
gegen. Auf dem Wege dahin fühlte Herr Buchholz ein ge-
waltiges Herzklopfen; dazu gesellten sich Gliederschmerzen und
eine höchst empfindliche Trockenheit in der Kehle und im
Schlunde. „Herr College," begann er plötzlich mit schwacher,
weinerlicher Stimme, „mein HalS fängt an, mir weh zu thun;
ich fürchte es ist ein Anfall von Bräune oder dergleichen.
Wenn das Uebel so zunimmt, bin ich bet Gott dem Allmäch-
tigen außer Stande, zu sprechen. Machen Sie sich immer
gefaßt darauf, für mich das Wort zu führen."
„Bei Leibe nicht, Herr Gevatter!" rief dieser sichtbar
erschrocken aus, „das geht durchaus nich. Ich erkläre hiemit
feierlich, daß - ich am Magenkrampfe und Steinbeschwerden
leide, und daß mir der Arzt ausdrücklich alles Reden unter-
sagt hat. Nur unter dieser Bedingung, das wissen Sie ja,
Hab' ich mich der Deputation angeschloffen."
(Fortsetzung folgt.)
Kutscher. „Da muß doch der Teufel
Passagier. „Nein, mein lieber Mann! keine Verwechselung, ich bin der Obersteuerrath von Rathhausen!"
Nur keine Verwechselung.
immer emsig bügelnden Meisters ein. „Sehen Sie einmal,
Meister Sebach!" rief Herr Buchholz, „was Sie gemacht
haben," und knöpfte den Frack auf. „Und nun sehen Sie
ganz gefälligst auch hierher, was Sie gemacht haben," rief
der „lüttge Smidt", „es ist eine wahre Affenschande!"
Der alte Meister Sebach wollte seinen Augen nicht trauen;
aber bald begann er mit allen seinen Leuten recht herzlich zu
lachen; ja der jüngste Lehrjunge wollte platzen vor Lachen.
„Wissen Sie was, meine Herren," meinte dann der drollige
Meister, als er wieder zu Worte kommen konnte, „wie wär's,
wenn Sie die Westen miteinander austauschten? Es muß ein
Jrrthum vorgefallen sein. Sehen Sie!" rief er, sich vergnügt
die Hände reibend, indem er ihnen beim Umkleiden behilflich
war, „so wird's gehen." „Ja so!" riefen Herr Buchholz
und Herr Schmidt wie aus einem Munde, tauschten die Westen
aus und nun saßen sie wie angegossen.
Da nun jeden Augenblick die Ankunft des Herzogs er-
wartet werden konnte, gingen die beiden Deputirten, ohne erst
vorher nach Hause zurückzukehren, sofort ihrer Bestimmung ent-
gegen. Auf dem Wege dahin fühlte Herr Buchholz ein ge-
waltiges Herzklopfen; dazu gesellten sich Gliederschmerzen und
eine höchst empfindliche Trockenheit in der Kehle und im
Schlunde. „Herr College," begann er plötzlich mit schwacher,
weinerlicher Stimme, „mein HalS fängt an, mir weh zu thun;
ich fürchte es ist ein Anfall von Bräune oder dergleichen.
Wenn das Uebel so zunimmt, bin ich bet Gott dem Allmäch-
tigen außer Stande, zu sprechen. Machen Sie sich immer
gefaßt darauf, für mich das Wort zu führen."
„Bei Leibe nicht, Herr Gevatter!" rief dieser sichtbar
erschrocken aus, „das geht durchaus nich. Ich erkläre hiemit
feierlich, daß - ich am Magenkrampfe und Steinbeschwerden
leide, und daß mir der Arzt ausdrücklich alles Reden unter-
sagt hat. Nur unter dieser Bedingung, das wissen Sie ja,
Hab' ich mich der Deputation angeschloffen."
(Fortsetzung folgt.)
Kutscher. „Da muß doch der Teufel
Passagier. „Nein, mein lieber Mann! keine Verwechselung, ich bin der Obersteuerrath von Rathhausen!"
Nur keine Verwechselung.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nur keine Verwechselung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 521, S. 132
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg