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Mt-neue Geschichte.
j AlS Doktor Paracelsus darnieder lag an Gift
sprach er zum Diener: „wisse, daß mich das Sterben trifft;
doch willst Du mir erfüllen, was jetzt ich heische, treu,
j so kann nach wenig Monden ich wieder lcben neu;
i alsbald, da ich gestorben, nimm meinen todtcn Leib,
trenn' ihn in kleine Stücke, daß kein Glied beisammen bleib',
i leg' alles in jene Urne, sperr' dann die Thüre zu,
! und halte d'rauf neun Monden, dazu neun Tage Ruh';
hörst Du dann meine Stimme, die Deine Stimme spricht,
dann öffne, nimmer früher, bei meinem Leben nicht,
! würd' früher in dieß Zimmer ein menschlich Auge seh'n,
dann war' es auch für immer um Deinen Herrn gescheh'n."
j Und wie der Herr befohlen, hat cs der Diener vollbracht,
vor der gefchloß'nen Thüre hielt er getreulich Wacht.
! Durch dreimal drei der Tage blieb stille das Gemach,
j am zehnten aber wurden seltsame Laute wach,
es war bald CäuglingSwimmern, das aus dem Zimmer drang,
bald wieder leises Summen, wie sanfter Wicgensang,
bald lärmt' cs wie ein Knabe, der alles überkehrt,
I bald schien'S als würde strenge dem Ucbermuth gewehrt.
Dem treuen Grabeswachtcr ward bang oft bis zum Tod',
' denn wenn er klagen hörte, meint' er den Herrn in Roth;
als einst das Toben und Klagen gar übermäßig groß,
. hielt er sich nicht mehr länger und sprengt' der Thüre Sülls;
doch wie er schaut in's Zimmer, stieg ihm das Haar zu Berg,
! vor ihm stand Paracelsus, nicht größer den» ein Zwerg,
! und zürnte mit feiner Sttmme: Du unglückscl'gcr Schuft!
! was kömmst Du, mich zu tobten, mit grober Crdenlust;
! der reinste LebenSäther ist's nur, der jetzt mich nährt,
! o, daß Du nicht gewartet, bis selbst ich Dein begehrt;
o, daß geharrt Du hättest, bis der neunte Mond vorbei,
da war ich zum Manne entwickelt und konnte lcben neu!"
> Indessen Parazelsus zum Diener also spricht,
erbleichen seine Haare, wird faltig sein Gesicht,
wre eine« von hundert Zähren, und n>it dem letzten Wort
siel er zu Boden nieder, zur Mumie verdorrt.
Was hier in schlichten Worten der Sage nachcrzählt,
dem mag es wohl geschehen, daß man's für Fabel hält:
doch ist's zum Theil ein Vorgang, wie man ihn jetzt noch firt'l,
kuiscelsus reäivivus war eben ein Wunderkind,
wie sie oft heut zu Tage triumphircnd die Welt durchzieh'n,
um überschnell gealtert, vergessen zu vcrblüh'n;
der Haufe jauchzt; —„zu frühe", murrt stille für sich der Schalk,
„cs könnt' was Rechtes werden, nun bleibt'e ein Weck selbe lg.'
Erassll«.
Mißverständniß.
Landrichter. „Wie konnten Cie sich unterfangen, Herr
Perlhuber, sogar das Ctammvermögcn ZlreS Pf.ntcie
anzugreifen, während Zbre jüngste Voimundschasterechiiung eine
Masse höchst unpassender Ausgaben für allerlei Bclustigun-
gen ausweist?"
Herr Perlhuber. „Aber ich bitt', g'skrenger Herr
Landrichter, in meiner Instruktion, die ich vom G'richt kriegt
Hab', stcht's doch schwarz auf weiß: „Wenn zur genügenden
Unterhaltung des Mündels die Zinsen nicht mehr ausreichen,
kann eventualiter auch das Stammkapital angegriffen werden."
Und mein Mündel kann sich gar nie g'nug unterhalten,
Herr Landrichter!"
Politische Studien.
Schüler. „Was ist denn eigentlich die gesetzliche Ord-
nung, von der ich so viel lese?"
Professor. „Die gesetzliche Ordnung ist da« Entge»
I gengesetzte von Anarchie."
Schüler. „Und was ist Anarchie?"
Professor. „Anarchie ist ein Zustand, in welchem
Jeder thut was er will."
Schüler. „Hm, hm, also ist gesetzliche Ordnung ein !
Zustand, in welchem Zeder thut was er nicht will."
Mißverstandene Verordnung.
(Eine Gegend bei Ischl, wo die Tesegrapheubahn zu sehen ist.
Ein Bauer ist soeben bemüht, eine Telegraphcnslange heraus- |
zuheben; ein Anderer kommt dazu.)
Zörgcl. „Michl, was thuast denn, wvaßt net, daß die :
Beschädigung a» Telegraphen streng g'siraft wird?"
Michl. „Das gilt jetzt nimmer. Gestern Hab' i in der
! Zeitung g'lesen, daß auch in Ischl der Telegraph dem Publikum ;
| zur Benützung von Privatzwccke» überlassen wird."
Tie Kunst, wie man das Geld auf der Gasse I
findet.
Brodmann. „Aber sagen Sie mir, lieber Herr Gold-
mann, was halten Cie von der neuesten Kunst, das Geld auf
der Gasse zu finden, man dürfe sich nur darnach bücken?"
Gold mann. „Vortresilich! köstlich! Ich versichere Sic,
i lieber Freund! Diese Kunst ist wirklich sehr einfach.
Brodmann. „Aber erklären Sie mir nur, wie man
| das Geld auf der Straße finden kann?"
j Goldmann. „Sehr einfach; ein Beispiel wird es Ihnen
| klarer Machen. Nehmen Cie an, daß in unserm Lande unter nur
' 3,560,000 Einwohnern ein Cechstheil Raucher zählt, das sind
563,333, und von diesen rauchen ungefähr mehr als die Hälfte
Cigarren, das find 281,666 beiläufig. Ein Zeder von diesen
Letzter» raucht-denn doch im Durchschnitt täglich 2 Cigarren,
das sind 561,332 Cigarren, oder monatlich 16,839,960 und
! jährlich 202,079,520 Cigarren. Nun darf denn doch sicher
angenommen werden 7 daß jeder Raucher »olens volens den
l sechsten Theil seiner Cigarre, i. e. das Stück zu 1£ kr. gc-
j rechnet, einen Pfennig wegwirst; sohin werfen sämmtliche
! Raucher bei uns jährlich 202,079,520 Pfennige, oder
I 841,998'fl. weg. Bücken Sic sich und heben Sie dieses Geld auf!"
Mt-neue Geschichte.
j AlS Doktor Paracelsus darnieder lag an Gift
sprach er zum Diener: „wisse, daß mich das Sterben trifft;
doch willst Du mir erfüllen, was jetzt ich heische, treu,
j so kann nach wenig Monden ich wieder lcben neu;
i alsbald, da ich gestorben, nimm meinen todtcn Leib,
trenn' ihn in kleine Stücke, daß kein Glied beisammen bleib',
i leg' alles in jene Urne, sperr' dann die Thüre zu,
! und halte d'rauf neun Monden, dazu neun Tage Ruh';
hörst Du dann meine Stimme, die Deine Stimme spricht,
dann öffne, nimmer früher, bei meinem Leben nicht,
! würd' früher in dieß Zimmer ein menschlich Auge seh'n,
dann war' es auch für immer um Deinen Herrn gescheh'n."
j Und wie der Herr befohlen, hat cs der Diener vollbracht,
vor der gefchloß'nen Thüre hielt er getreulich Wacht.
! Durch dreimal drei der Tage blieb stille das Gemach,
j am zehnten aber wurden seltsame Laute wach,
es war bald CäuglingSwimmern, das aus dem Zimmer drang,
bald wieder leises Summen, wie sanfter Wicgensang,
bald lärmt' cs wie ein Knabe, der alles überkehrt,
I bald schien'S als würde strenge dem Ucbermuth gewehrt.
Dem treuen Grabeswachtcr ward bang oft bis zum Tod',
' denn wenn er klagen hörte, meint' er den Herrn in Roth;
als einst das Toben und Klagen gar übermäßig groß,
. hielt er sich nicht mehr länger und sprengt' der Thüre Sülls;
doch wie er schaut in's Zimmer, stieg ihm das Haar zu Berg,
! vor ihm stand Paracelsus, nicht größer den» ein Zwerg,
! und zürnte mit feiner Sttmme: Du unglückscl'gcr Schuft!
! was kömmst Du, mich zu tobten, mit grober Crdenlust;
! der reinste LebenSäther ist's nur, der jetzt mich nährt,
! o, daß Du nicht gewartet, bis selbst ich Dein begehrt;
o, daß geharrt Du hättest, bis der neunte Mond vorbei,
da war ich zum Manne entwickelt und konnte lcben neu!"
> Indessen Parazelsus zum Diener also spricht,
erbleichen seine Haare, wird faltig sein Gesicht,
wre eine« von hundert Zähren, und n>it dem letzten Wort
siel er zu Boden nieder, zur Mumie verdorrt.
Was hier in schlichten Worten der Sage nachcrzählt,
dem mag es wohl geschehen, daß man's für Fabel hält:
doch ist's zum Theil ein Vorgang, wie man ihn jetzt noch firt'l,
kuiscelsus reäivivus war eben ein Wunderkind,
wie sie oft heut zu Tage triumphircnd die Welt durchzieh'n,
um überschnell gealtert, vergessen zu vcrblüh'n;
der Haufe jauchzt; —„zu frühe", murrt stille für sich der Schalk,
„cs könnt' was Rechtes werden, nun bleibt'e ein Weck selbe lg.'
Erassll«.
Mißverständniß.
Landrichter. „Wie konnten Cie sich unterfangen, Herr
Perlhuber, sogar das Ctammvermögcn ZlreS Pf.ntcie
anzugreifen, während Zbre jüngste Voimundschasterechiiung eine
Masse höchst unpassender Ausgaben für allerlei Bclustigun-
gen ausweist?"
Herr Perlhuber. „Aber ich bitt', g'skrenger Herr
Landrichter, in meiner Instruktion, die ich vom G'richt kriegt
Hab', stcht's doch schwarz auf weiß: „Wenn zur genügenden
Unterhaltung des Mündels die Zinsen nicht mehr ausreichen,
kann eventualiter auch das Stammkapital angegriffen werden."
Und mein Mündel kann sich gar nie g'nug unterhalten,
Herr Landrichter!"
Politische Studien.
Schüler. „Was ist denn eigentlich die gesetzliche Ord-
nung, von der ich so viel lese?"
Professor. „Die gesetzliche Ordnung ist da« Entge»
I gengesetzte von Anarchie."
Schüler. „Und was ist Anarchie?"
Professor. „Anarchie ist ein Zustand, in welchem
Jeder thut was er will."
Schüler. „Hm, hm, also ist gesetzliche Ordnung ein !
Zustand, in welchem Zeder thut was er nicht will."
Mißverstandene Verordnung.
(Eine Gegend bei Ischl, wo die Tesegrapheubahn zu sehen ist.
Ein Bauer ist soeben bemüht, eine Telegraphcnslange heraus- |
zuheben; ein Anderer kommt dazu.)
Zörgcl. „Michl, was thuast denn, wvaßt net, daß die :
Beschädigung a» Telegraphen streng g'siraft wird?"
Michl. „Das gilt jetzt nimmer. Gestern Hab' i in der
! Zeitung g'lesen, daß auch in Ischl der Telegraph dem Publikum ;
| zur Benützung von Privatzwccke» überlassen wird."
Tie Kunst, wie man das Geld auf der Gasse I
findet.
Brodmann. „Aber sagen Sie mir, lieber Herr Gold-
mann, was halten Cie von der neuesten Kunst, das Geld auf
der Gasse zu finden, man dürfe sich nur darnach bücken?"
Gold mann. „Vortresilich! köstlich! Ich versichere Sic,
i lieber Freund! Diese Kunst ist wirklich sehr einfach.
Brodmann. „Aber erklären Sie mir nur, wie man
| das Geld auf der Straße finden kann?"
j Goldmann. „Sehr einfach; ein Beispiel wird es Ihnen
| klarer Machen. Nehmen Cie an, daß in unserm Lande unter nur
' 3,560,000 Einwohnern ein Cechstheil Raucher zählt, das sind
563,333, und von diesen rauchen ungefähr mehr als die Hälfte
Cigarren, das find 281,666 beiläufig. Ein Zeder von diesen
Letzter» raucht-denn doch im Durchschnitt täglich 2 Cigarren,
das sind 561,332 Cigarren, oder monatlich 16,839,960 und
! jährlich 202,079,520 Cigarren. Nun darf denn doch sicher
angenommen werden 7 daß jeder Raucher »olens volens den
l sechsten Theil seiner Cigarre, i. e. das Stück zu 1£ kr. gc-
j rechnet, einen Pfennig wegwirst; sohin werfen sämmtliche
! Raucher bei uns jährlich 202,079,520 Pfennige, oder
I 841,998'fl. weg. Bücken Sic sich und heben Sie dieses Geld auf!"