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S3te der Teufet einen Backhäuser Schneider
kurirt.

Es war um Okuli, da kamen sie — als mein Freund,
der Förster Petro aus' Bockhausen im Hannover'schen, am
Abende auf dem Anstande sich befand, sehnsuchtsvoll auf das
erste Murken der angekommenen Schnepfen lauschend. Sein
gewöhnlicher Stand, den er auch diesmal eingenommen hatte,
war nahe an einem Stege, der über einen kleinen Bach führt,
in einem niederen Gebüsche, welches jedoch so hoch war, daß
er vom Stege aus nicht erblickt werden konnte. Nachdem er
eine Weile vergebens lauschend gestanden hatte, hörte er ein
sich näherndes Geräusch, welches jedoch nicht von Schnepfen
herrührte, sondern von einem Individuum seines eigenen Ge-
schlechts, und zwar, wie er bald darauf in der Dämmerung
bemerkte, von seinem Nachbar, dem Schneider Hawerbeck aus
Bockhausen. Besagter Schneider war einer von den lustigen
Brüdern, die gerne einen blauen Montag feiern, und häufig,
wenn er deswegen mit seiner Frau einige böse Kämpfe hatte,
hörte , man ihn sagen: er wolle, er wäre erst unter der Erde,
womit der Schelm jedoch keineswegs das Grab meinte, sondern
einen ganz andern Sorgenbrecher — den Weinkeller eines
Gastwirths in der Nähe von Bockhausen.

Auch heute kam er aus seinem Pscudograbe und machte
nun, wie mein Freund, der kleine Doktor, zu sagen pflegt, den
Mathematiker, indem er mit seinen Beinen alle möglichen Kur-
ven und gcomcttischen Linien beschrieb. Nach langem Hin-
und Hertaumeln kam er endlich an den Steg und versuchte
nun sein Möglichstes, des Geländers habhaft zu werden, jedoch
vergebens. Wahrscheinlich sah er vermöge seines illuminirten
Zustandes denselben doppelt und hatte nun das Pech, immer
nach dem verkehrten, durch optische Täuschung hcrvorgebrachten,
zu greifen.

Nachdem diese Bemühungen einige Zeit gewährt hatten,
konnte er cs endlich nicht unterlassen, seinen Gefühlen Luft zu
geben, und er fing an, sich und sein Weib zu verfluchen; selbst
seinen lieben Freund, den Wirth, ließ er nicht ungeschoren,
sondern schwur, ihn bei nächster Gelegenheit mit seiner Scheere
zu erdolchen und ihn, mit dem Bügeleisen um den Hals, in
seinem eigenen Weine zu ersäufen. Mit einem Male schlug .
er jedoch, wie dies so häufig bei Betrunkenen der Fall ist, in
das entgegengesetzte Ertrcm um, und mit fast weinerlicher
Sttmme hörte ihn der versteckte Förster in folgende Worte
ausbrechen:

„Ach, lieber Gott, Du weißt, daß ich mal wieder ein
Bischen zu viel gettunkcn habe, aber vergib es mir noch ein-
mal, dann sollst Du auch sehen, daß ich das Trinken ganz
lasse und noch Dein bestes Kind werde."

Und wirklich erfaßte er jetzt durch irgend einen glücklichen
Zufall das Geländer und fuhr in seiner Rede fort:

„Da Hab' ich es ja, na, ich sehe doch, daß Du mich
nicht verlassen hast, nun hilf mir aber auch noch ganz hinüber!"

Langsam, einen Fuß vor den andern setzend, gelangte er
endlich an das jenseitige Ufer, er fühlte sich jedoch nicht sobald

j auf sicherem Boden, als er sich umwendete und gen Himmel
blickend laut zu lachen anfing:

„Ha! ba! ha! Dich habe ich angeführt! Das Saufen
wollte ich lassen? Der Teufel soll mich holen, wenn ich das thue!"

Kaum waren indeß diese Worte seinem Munde entflohen,
j als er sich gepackt fühlte, niedcrgeworfen und trotz seines Ge-
' schreies: „Der Teufel hat mich, Gott steh' mir bei!" so durch-
gcwalkt wurde, daß ihm Hören und Sehen verging.

Als er sich endlich, nachdem die Prügel aufgehört hat-
ten, scheu zu erheben wagte, war Niemand zu erblicken. Doch
! bange vor einer Fortsetzung derselben, machte er sich schleunigst
auf den Heimweg.

Ob die unsichtbare Prügelmaschine nun der Teufel selbst,
oder nur ein Stellverttctcr gewesen ist, darüber darf ich aus
juristischen Bedenken dem Leser keine Gewißheit geben, soviel
kann ich ihm jedoch mittheilen, daß, als ich am andern Tage
zufällig beim Büchsenschäfter Bauer in Bockhausen mich befand,
das Dienstmädchen des Försters Petro erschien und einen Ladc-
stock zur Reparatur brachte, der in der Mitte durchgebrochen war.

Vor einiger Zeit machte ich meinem Freunde einen Be-
such und erkundigte mich beiläufig auch nach unscrm Schneider.
„Ah", sagte der Förster, „bas ist ein stiller fleißiger Mann
geworden; er hat so viele Kunden, zu denen auch ich gehöre,
daß er sich nach und nach drei Gesellen hat zulegen müssen,
und", setzte er pfiffig lächelnd hinzu, „von seiner Sucht, unter
die Erde zu kommen, soll er, wie mir seine Frau sagt, ganz
und gar kurirt worden sein."

Factum.

Auf Verlangen wird dem Produkten bezeugt, das sein
Leimmund nicht recht saubär ist, weil er schon lange kein Geld
nicht mehr hat. Er ist gerade nicht sich er Häut gefärlich,
jeder Mensch soll aber sich vor ihm in Bedacht nehmen.

R. N. Gemeindevorsteher.

Kabale.

„Verzeihung, mein Herr! allein Sie steycn keineswegs
im Rufe eines guten Schauspielers!"

„Kabale! von etwa 900 bis 1000 Menschen, die mir
überall nachreisen und mich auszischen."

Das bedeutende Pferd.

. „Herr Kamerad, bet Ferd aquiriren Sie sich man, ick
sag' Ihnen uff Ehre: Schritt, wie Pommade — Trab, wie
Haarpuder, fliegt man so — Karriere, wie aus der Pistole
jeschossen — uff Ehre, Herr Kamerad, eS iS en bedeutendes
Ferd."
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