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Die Commune von Dingsda.
“ei Friede ist heilig, meine Herren! — Wir werden Ihnen
Zerecht werden, beruhigen Sie sich — —
Die Arbeiter hatten dem Sprecher mit offenem Munde zu-
Nehört. Jetzt nahm einer von ihnen das Wort und sagte:
„Wir wollten Ihnen gratuliren, Herr Bürgermeister!"
Den Bürgermeister durchzuckte cs.
„Was sagen Sie?" stotterte er.
Ein anderer Arbeiter antwortete:
„Der Herr Unternehmer hat uns heute eine Freistunde
llegeben; wir sollen dem Herrn Bürgermeister ein Hoch aus-
^^ingen zu seinem Geburtstage. Der Herr Bürgermeister, er
lebe Hoch! Hoch! Hoch!" -
Eine Zeit lang herrschte nach diesem Jubelausbruch der
-Ebciterdeputation Todtenstille in dem Zimmer. Der Bürger-
meister wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn und ließ
l'ch erschöpft auf den Stuhl nieder. Kusch und Maure krochen
langsam unter dem Tisch hervor, und Wntki riß verzweifelt
an seinem Schnurrbart. Roßbirn aber und der Rektor schauten
sich sprachlos an und brachen dann in ein schallendes Ge-
lächter aus.
Jetzt hatte auch der Bürgermeister seine Fassung wieder-
gewonnen. Tief aufathmend ging er auf die Arbeiter zu.
„Sie kommen mir zu gratuliren?" sagte er freundlich.
„Ich danke Euch, liebe Leute, ich danke Euch!" Dann zu
Wutki gewandt, fügte er hinzu: „Wutki, lassen Sie ein Faß
Bier auflegen!"
Die Arbeiter schwenkten die Mützen und schrieen wieder:
„Der Bürgermeister soll leben!"
Und „der Bürgermeister soll leben!" tönte es brausend
über den Marktplatz von Dingsda.
Julius Weil.
Zweckmäßigkeit in der Schöpfung.
Von jeher hat mich die Schöpfung entzückt,
Nur eins wollt' mich immer verdicken:
Daß die Menschheit nur dcßhalb Nasen hätt',
Ilm zu riechen und um sie zu putzen.
Lang' sann ich vergebens; da las ich jüngst
Von Strausberg und Gründer-Gesindel,
Von Malzextrakt und Königstrank
Und von tausend and'rem Schwindel.
Das leitete mich auf die rechte Spur,
Und freudig könnt' ich's erfassen:
Die Menschheit hat ihre Nasen nur,
Um sich nasführen zu lassen.
' ' ?. ». J.
Aus ’m Seiler seine Erinnern«ge.
(Pfälzisch.)
Was ich m' r w i n s ch c d h ä t!
Wenn nor — so wie in srüh'rc Zcitc
Es heutigsdags noch dhät' geschehe,
Daß so Undine oder Feee
Eem als aus Geldverlegeheite
'raushelfe dhäte — Sapperment,
Des war' bei mir gut angewcnd't! —
Do Hab' ich 'mol e G'schicht gelesc —
Dann ich lcs' viel, mar muß sich bilde,
Sunscht lebt mar jo grad wie die Wilde.
Do is e Fischer 'mol gewese,
Der Hot c Häusche g'hatt am See,
Sein Name war Hans Dudeldee.
Die Commune von Dingsda.
“ei Friede ist heilig, meine Herren! — Wir werden Ihnen
Zerecht werden, beruhigen Sie sich — —
Die Arbeiter hatten dem Sprecher mit offenem Munde zu-
Nehört. Jetzt nahm einer von ihnen das Wort und sagte:
„Wir wollten Ihnen gratuliren, Herr Bürgermeister!"
Den Bürgermeister durchzuckte cs.
„Was sagen Sie?" stotterte er.
Ein anderer Arbeiter antwortete:
„Der Herr Unternehmer hat uns heute eine Freistunde
llegeben; wir sollen dem Herrn Bürgermeister ein Hoch aus-
^^ingen zu seinem Geburtstage. Der Herr Bürgermeister, er
lebe Hoch! Hoch! Hoch!" -
Eine Zeit lang herrschte nach diesem Jubelausbruch der
-Ebciterdeputation Todtenstille in dem Zimmer. Der Bürger-
meister wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn und ließ
l'ch erschöpft auf den Stuhl nieder. Kusch und Maure krochen
langsam unter dem Tisch hervor, und Wntki riß verzweifelt
an seinem Schnurrbart. Roßbirn aber und der Rektor schauten
sich sprachlos an und brachen dann in ein schallendes Ge-
lächter aus.
Jetzt hatte auch der Bürgermeister seine Fassung wieder-
gewonnen. Tief aufathmend ging er auf die Arbeiter zu.
„Sie kommen mir zu gratuliren?" sagte er freundlich.
„Ich danke Euch, liebe Leute, ich danke Euch!" Dann zu
Wutki gewandt, fügte er hinzu: „Wutki, lassen Sie ein Faß
Bier auflegen!"
Die Arbeiter schwenkten die Mützen und schrieen wieder:
„Der Bürgermeister soll leben!"
Und „der Bürgermeister soll leben!" tönte es brausend
über den Marktplatz von Dingsda.
Julius Weil.
Zweckmäßigkeit in der Schöpfung.
Von jeher hat mich die Schöpfung entzückt,
Nur eins wollt' mich immer verdicken:
Daß die Menschheit nur dcßhalb Nasen hätt',
Ilm zu riechen und um sie zu putzen.
Lang' sann ich vergebens; da las ich jüngst
Von Strausberg und Gründer-Gesindel,
Von Malzextrakt und Königstrank
Und von tausend and'rem Schwindel.
Das leitete mich auf die rechte Spur,
Und freudig könnt' ich's erfassen:
Die Menschheit hat ihre Nasen nur,
Um sich nasführen zu lassen.
' ' ?. ». J.
Aus ’m Seiler seine Erinnern«ge.
(Pfälzisch.)
Was ich m' r w i n s ch c d h ä t!
Wenn nor — so wie in srüh'rc Zcitc
Es heutigsdags noch dhät' geschehe,
Daß so Undine oder Feee
Eem als aus Geldverlegeheite
'raushelfe dhäte — Sapperment,
Des war' bei mir gut angewcnd't! —
Do Hab' ich 'mol e G'schicht gelesc —
Dann ich lcs' viel, mar muß sich bilde,
Sunscht lebt mar jo grad wie die Wilde.
Do is e Fischer 'mol gewese,
Der Hot c Häusche g'hatt am See,
Sein Name war Hans Dudeldee.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Commune von Dingsda"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 57.1872, Nr. 1422, S. 123
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg