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Aus der Schule.
Zur Schärfung des Wahrnehmungsver-
mögens gibt der Lehrer Bemerl seinen Schul-
kindern aus, über Begebenheiten im Hanse
und auf dem Felde kurze Sätze zu bilden.
— Die Kinder besorgen das in der Weise,
daß sie unumstößliche Thatsachen aufstellen;
z. B.: Das Kind ist sehr jung; der Hund
ist ein Thier; die Tante ist sehr häßlich re.
Etwas mehr logische Beurtheilungskrast zeigt
der kleine Pepi, ohne gleichwohl den Bei-
fall des Lehrers zu erhalten. Der schreibt
nämlich: Der Vogel ißt; der Onkel frißt.
So etwas darf ein Lehrer nicht ungerügt
lassen, auch wenn es wahr wäre. Er fängt
deßhalb an: „Merkt Euch das ein für alle-
mal: Von einem Thier, wenn es auch noch
so klein ist und noch so wenig ißt, sagt
man gleichwohl: es frißt; hingegen von
einem Menschen, wenn er auch noch so groß
ist und noch so viel frißt, sagt man stets:
er ißt." —
Das Stutzschwanzerl.
A: „Entschuldigen Sie, das nette Stutzschwanzerl gehört gewiß Ihnen?"
— B: „Bitte, das gehört dem Hunderl."
Uebertrumpft.
Zwei polnische Juden sind von einem Kaufmann gelegent-
lich der Leipziger Messe zum Essen eingeladen. Dem einen
Juden entfällt beim Dessert der silberne Löffel; er hebt ihn aus.
steckt ihn aber — da es nicht bemerkt wurde — in seinen
Stiefelschaft. Der andere Jude hatte dieß aber bemerkt und
hätte auch gern einen silbernen Lössel. Beim Abschied dankte
er dem Gastgeber für freundliche Aufnahme und gute Be-
wirthung und sagte demselben, er wolle ihm noch einen kleinen
Spaß machen, er sei ein Taschenspieler. Er nimmt den silbernen
Löffel, steckt ihn in die Tasche seines Kaftans, klatscht in die
Hände „eins, zwei, drei" und sagt: „Jetzt ist der Löffel im
Stiefel meines Kollegen." Jedermann lacht, denn der Löffel wird
natürlich am bezeichneten Orte gefunden. Schmunzelnd entfernt
sich der Jude mit seinem verdutzten Kollegen.
Aus der Schule.
Zur Schärfung des Wahrnehmungsver-
mögens gibt der Lehrer Bemerl seinen Schul-
kindern aus, über Begebenheiten im Hanse
und auf dem Felde kurze Sätze zu bilden.
— Die Kinder besorgen das in der Weise,
daß sie unumstößliche Thatsachen aufstellen;
z. B.: Das Kind ist sehr jung; der Hund
ist ein Thier; die Tante ist sehr häßlich re.
Etwas mehr logische Beurtheilungskrast zeigt
der kleine Pepi, ohne gleichwohl den Bei-
fall des Lehrers zu erhalten. Der schreibt
nämlich: Der Vogel ißt; der Onkel frißt.
So etwas darf ein Lehrer nicht ungerügt
lassen, auch wenn es wahr wäre. Er fängt
deßhalb an: „Merkt Euch das ein für alle-
mal: Von einem Thier, wenn es auch noch
so klein ist und noch so wenig ißt, sagt
man gleichwohl: es frißt; hingegen von
einem Menschen, wenn er auch noch so groß
ist und noch so viel frißt, sagt man stets:
er ißt." —
Das Stutzschwanzerl.
A: „Entschuldigen Sie, das nette Stutzschwanzerl gehört gewiß Ihnen?"
— B: „Bitte, das gehört dem Hunderl."
Uebertrumpft.
Zwei polnische Juden sind von einem Kaufmann gelegent-
lich der Leipziger Messe zum Essen eingeladen. Dem einen
Juden entfällt beim Dessert der silberne Löffel; er hebt ihn aus.
steckt ihn aber — da es nicht bemerkt wurde — in seinen
Stiefelschaft. Der andere Jude hatte dieß aber bemerkt und
hätte auch gern einen silbernen Lössel. Beim Abschied dankte
er dem Gastgeber für freundliche Aufnahme und gute Be-
wirthung und sagte demselben, er wolle ihm noch einen kleinen
Spaß machen, er sei ein Taschenspieler. Er nimmt den silbernen
Löffel, steckt ihn in die Tasche seines Kaftans, klatscht in die
Hände „eins, zwei, drei" und sagt: „Jetzt ist der Löffel im
Stiefel meines Kollegen." Jedermann lacht, denn der Löffel wird
natürlich am bezeichneten Orte gefunden. Schmunzelnd entfernt
sich der Jude mit seinem verdutzten Kollegen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus der Schule" "Das Stutzschwanzerl" "Uebertrumpft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1883 - 1883
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 79.1883, Nr. 1989, S. 077
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg