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geht man über eine hölzerne Wendeltreppe auf beide, und in derselben Gegend steigt
man über eine gerade Treppe auf den Orgelboden, der über der ganzen westlichen
Priechel hingeht.
Anno 1702 ist die orgell, in hiesiger Kirche von 8 Stimmen, mit Meister Joachim Kay-
ser aus Jever, fertig und Vollenkommen zu liefern vor 400 rth. bedungen und im HeyL
Pfingstfest 1703 zum ersten Mahle darauff geschlagen, der Erste Organista ist gewesen
Martien Schmidt aus Reepßholtz in Ostfries-Landt gebürtig.
Vorn in der Mitte auf dem Chore stehet eine hölzerne mit Schnitzwerk gezierte Taufe,
ist fein an gestrichen, Und kan man den Teckell, durch ein Eyserne Kette so roth mit
Farbe angestrichen, auffzihn lassen. Sie ist 1648 von dem Grafen Anton Günther der
Kirche geschenket, und im Jahre 1750 ist sie braun angemalet worden. Vorher hat an
ihrer Stelle ein großer alter Taufstein gestanden, der nachher unten in der Kirche bei
der Tür im Westen seinen Platz gehabt haben soll.
Hinten auf dem Chore stehet der Altar. Der Tisch besteht oben und umher bis an den
Boden aus dünnen Brettern. Die hinten am Tische emporstehende, rund umher mit
Schnitzwerk gezierte, hohe Altartafel ist 1641 geschenkt worden, und im Jahre 1715
ist das hölzerne Laubwerk daran vergüldet und das übrige fein bemahlet worden, da
auf der großen Tafel die Haltung des heiligen Abendmahls, darunter die Taufe Christi
und oben dessen Himmelfahrt abgebildet ist.
Zu den Auszierungen (der Kirche) mag man (ferner) das Epitaphium des Herrn
M.Hoppius, welches nicht weit von der Canzel, fast mitten in der Kirche, an der
Nordermauer befestiget ist, und die Abbildung des H. Consistonalrath Armbsters
über dem Predigerstuhle rechnen.
An der Nordseite des Chors führt aus dem Predigerstuhle eine hölzerne schmale
Treppe von 7 Stufen auf die Canzel, welche hart an der Nordmauer dem Bogen der
neuen Kirche gegenüber liegt. Die mit Laubwerk gezierte hölzerne Decke über der
Canzel ist an der Mauer und durch eine eiserne Stange an ihr befestiget. Canzel und
Decke sind braun bemalt.“
Eine eingehende Untersuchung der beim Anbau des barocken Flügelbaus an ihren
heutigen Standort versetzten Kanzel führte im Jahre 1934 zu dem überraschenden Er-
gebnis, daß sich unter mehrfachen Übermalungen mit brauner Farbe eine polychrome
Fassung aus dem Jahre 1583 verbarg, die im Jahre 1640 - vermutlich von einem in
Hamburg tätigen holländischen Künstler - neu überfaßt wurde. Im Jahre 1934 un-
sachgemäß freigelegt und von einem dörflichen Malermeister wieder „aufgefrischt“,
bedurften diese Malereien dringend einer sachkundigen Wiederherstellung, die zu-
sammen mit der umfassenden Gesamtrestaurierung des Kirchenraumes unter fachli-
cher Betreuung der Restaurierungswerkstatt des Instituts für Denkmalpflege durchge-
führt wurde. Das dabei verfolgte Restaurierungskonzept sowie die praktizierten re-
staurierungstechnischen Maßnahmen und Verfahrensweisen sollen im folgenden ein-
gehender dargelegt werden.

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