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Baugeschichte und Architekturformen der St. Stephanskirche

Baubeschreibung

Gesicherte Angaben zur Baugeschichte der Fedderwarder St. Stephanskirche enthal-
ten erst die seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts überlieferten schriftlichen Aufzeich-
nungen der Kirchengemeinde selbst.
Unter anderem vermitteln die Patrimonialbücher von 1639 und 180 2 35) - hier aus-
zugsweise wiedergegeben - ein anschauliches Bild von den Bauzuständen der Kirche,
die es anschließend durch Konfrontation mit den heutigen Befunden zu ergänzen gilt:
,,Nach einem in der ersten Pfarre befindlichen silbernen Kirchensiegel, worauf des
h. Stephanus Bildnis mit der Umschrift: Steffanus Patrone tot Fedwere 1521, gesto-
chen ist, zu schließen, muß die Kirche dem Heil. Stephanus gewidmet gewesen sein.
Sie liegt auf der erhabensten Stelle im Dorfe Fedderwarden und läßt die meisten Häu-
ser des Dorfes und des Kirchspiels nach Norden und Osten liegen. Nach einer vorge-
nommenen Ausmessung beträgt ihre innere Größe vom Giebel im Westen bis ans
Chor 66 Fuß in der Länge und 25 Fuß in der Breite (21 X 7,2 m). Das Chor ist 23 Fuß 5, 6
lang und in der Mitte 2OV2 Fuß breit. Die neue Kirche ist 24 F. lang und 17F. breit.
Das Hauptgebäude oder Schiff der Kirche hat 3 Gewölbe, starke, hohe Mauern, wel-
che, sowie die neue Kirche und das Chor, unten von Quadersteinen und oben mei-
stentheils von Backsteinen aufgeführt sind, von denen letzteren auch die steinernen
Giebel erbauet sind. Das Dach ist mit blauen oder glasierten in Kalk gelegten Pfannen
bedeckt, da es vor 1683 mit Schiefer gedeckt war. Am Ende des Dachs im Osten steht
auf demselben ein auf 4 hölzernen Pfeilern oder Ständern ruhender bretterner kleiner
spitzer Turm, worin eine Glocke zu der Kirchenuhr hängt.
Von der Erbauung des Hauptgebäudes findet sich keine Nachricht. Ohne Zweifel hat
es schon 1413 gestanden, weil damals schon die älteste Glocke gegossen ist.
An dem östlichen Ende des Hauptgebäudes ist eine Nebenkirche oder die sogenannte
Neue Kirche nach Süden hin angebaut worden, wovon die Sage geht, daß diese von ei-
nem Vermächtnis eines Fräulein zu Jever, also wahrscheinlich damals, als Jever und
Kniephausen einerlei Herrschaft gehabt hat, sei aufgeführet worden. Diese Kirche ist
mit der großen durch einen offenen Bogen verbunden, ist niedriger in Dache und
Mauern als die große, hat kein Gewölbe, sondern einen Boden von Brettern. Das Dach
ist mit blauen Pfannen belegt; vor etwa 30 Jahren (um 1770) war es noch mit Schiefer
gedecket.
Die hintere Hälfte des Chors im Osten ist ein rundes steinernes Gebäude, fast gleich
hoch mit dem Gewölbebogen des Hauptgebäudes, womit es verbunden und wahr-
scheinlich zugleich erbauet ist, hat ein steiles rundes mit halbrunden roten Pfannen be-
legtes Dach, unter welchem ein hölzernes Gewölbe ist.
Im Westen ist an das Hauptgebäude ein kleines niedriges Haus, 14 Fuß lang und 12
Fuß breit, welches das Kinderhaus genannt wird, angehänget worden.
Aus diesem Hause führt eine Tür in die Kirche. Durch diese und durch die Tür in der
südlichen Mauer der neuen Kirche ist jetzt allein der Eingang in die Kirche, da sonst
vor undenklicher Zeit in der Mitte der südlichen und nördlichen Mauer des Hauptge-
bäudes, und vor dem Jahre 1703 an der Ostseite der neuen Kirche, statt der im Süden,
Türen gewesen sind, wie die Spuren in den Mauern anzeigen.
Die Kirche wird durch hohe schmale Fenster in steinernen Rahmen mit kleinen in Blei
gesetzten Scheiben, deren viele ehemals bemalt gewesen sind, erleuchtet.
Wichtige Veränderungen und Verbesserungen in oder an der Kirche sind außer den
gemeldeten nicht vorgenommen; doch haben die Ausbesserungen zuweilen große Ko-
sten verursachet, als: 1641 und 1699, da der Giebel im Osten zum Theil, der Giebel im
Westen aber ganz neu aufgemauert und unter die Gewölbe in der Kirche starke Balken
gelegt; 1769, da ein Theil der Nordermauer, und 1766 und 1785 der Giebel im Westen
ausgebessert und dieser, so wie einige Stellen in den Gewölben der Kirche mit eisernen

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