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Ankern versehen, 1790 der Bogen in der neuen Kirche verbessert und 1759 ein neuer
Boden von Dielen auf dieser Kirche gelegt worden ist.
Außer der Glocke auf der Kirche sind noch zwey Glocken, welche in dem Glock-
hause hängen. Dieses Gebäude steht in Südost etwa 20 Fuß von der Thür der neuen
Kirche, mit der offenen Seite nach Osten hin, ist ein niedriges baufälliges Haus, hat un-
ten schlechte Mauerei, ist weiter hinauf mit Brettern bekleidet, das Dach mit rothen
Pfannen gedeckt, und die inwendigen Ständer und Balken, woran die Glocken han-
gen, sind zum Theil brüchig und gelockert. Schon 1716 ist dieses Haus mit großen Ko-
sten ausgebessert worden. (Dabei) Ist daß fast gantz bauwfällig gewesene Glocken
Hauß, mit neuen Starcken Balken, an denen Stendern, und sonsten überall Verbeßert,
daßwegen die Haußleute, auch die Körtere oder Häußlinge, eine gewiße Zulage Ha-
ben Bezahlen müßen. An der Mauer ist ein Halseisen befestiget. Die große Glocke ist
von Graf Anton Günther verehrt, und 1664 gegossen, die kleinere aber 1413 verfertigt
worden, wie die Aufschriften auf denselben anzeigen.
Der KirchHoff ist mit einem Thor verwahret, nahe an dem Glockthurm, und mit
einem Schlot rundtumbher sambt einem Elhorn Hagen, umbgeben. Anno 1712, Ist
der Schlott oder Graben so umb den Kirchhoff, gewesen, mit Erde zugeführet, da-
durch Wir Viell Raum gewonnen, welches nachgehendts an den meist Bietenden öf-
fentlich Verkauffet, auch noch ein theil davon unverkaufft, hiedurch ist der Kirchen
großer Nutzen zugewachsen.“
Also ursprünglich ein auf grabenbewehrter Kirchenwarf gelegener, gewölbter Apsis-
saal mit freistehendem Glockenhaus und traufseitigen Eingängen, wie er, abgesehen
von der als Flügelbau angefügten barocken „Neuen Kirche“36), dem 1875 errichteten
Westturm sowie dem nicht mehr vorhandenen „Kinderhaus“, als Bautyp im.Jever-
land und im übrigen Ostfriesland weit verbreitet ist: eine unscheinbare Dorfkirche wie
viele andere, welche indes eine komplizierte Baugeschichte birgt, die es im folgenden
zu erhellen gilt.

Der Außenbau
1-4 Der lediglich am Westturm von 1875 durch Ornamentfriese gegliederte Baukörper,
ein Backsteinbau über bündigem Granitsockel, hebt sich trotz seiner bescheidenen
Dimensionen und der einfachen Massengestaltung, die vom Wechselspiel zwischen
dem aufsteilenden Westturm, dem ruhig lagernden Langhaus und dem Halbrund der
angeschobenen Apsis blockhaft belebt wird, von den Wohnhäusern des Dorfes ab und
prägt in eindrucksvoller Weise das Ortsbild.
Die Sockelzone des Langhauses besteht aus wuchtigen Granitquadern, sorgfältig be-
arbeiteten monolithen Blöcken, die an der Nordfassade fast zur Kämpferhöhe des
ehemaligen Eingangsportals reichen und nur unter der Apsis fehlen. Bis zu welcher
Tiefe das Quaderwerk ins Erdreich gegründet ist, dürfte erst durch Grabungen am
Fundamentkörper festzustellen sein. Bei dieser Gelegenheit könnte die aufgrund der
bisherigen Befunde nicht schlüssig zu beantwortende Frage, ob es sich um zweitver-
wendete, einem Vorgängerbau entnommene Granitsteine handelt, oder ob sich der
heutige Bau über den Resten einer ehemaligen Granitquaderkirche erhebt, einer Lö-
sung zugeführt werden. Mehrere Granitfindlinge, von denen manche die Bearbeitung
des Steinmetzen erkennen lassen, liegen nämlich vor allem in der Umgebung der Kir-
che verstreut. Sie sollen vor einigen Jahrzehnten noch in großer Anzahl vorhanden
gewesen sein, und zwar weitaus zahlreicher als in anderen Orten der Umgebung. Da
sie zu Platten verarbeitet oder beim Straßenbau verwandt wurden - naturgemäß ohne
vorangehende wissenschaftliche Untersuchung -, muß offenbleiben, ob sie für einen
Kirchenbau planvoll gesammelt worden waren bzw. einer ehemaligen Granitkirche
entstammten. Auch ist nicht auszuschließen, daß sie einem vorgeschichtlichen Grä-
berfeld angehörten oder den ersten Siedlern beim Hausbau als Fundamentsteine dien-

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