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Die Restaurierung
des Innenraumes
und seiner Ausmalung

Als Handwerker Anfang 1976 begannen, im Rahmen von Verschönerungsarbeiten
hohlklingende Putzstellen an den weißgekalkten Gewölben abzuschlagen, ahnten sie
nicht, daß sie damit die übertünchte Ausmalung des 13. Jahrhunderts erheblich be-
schädigten. Sie konnten sich allerdings auf Untersuchungen berufen, die 10 Jahre zu-
vor ein Kirchenmaler mit negativem Ergebnis durchgeführt hatte. Nach Abnahme der
jüngeren, etwa 9 bis 10 mm starken Kalkanstriche wurden umfangreiche Zementaus-
besserungen vorgenommen, die durch Abfilzen als Film über die teilweise bereits
sichtbaren originalen Malereibefunde gezogen wurden. Durch die unsachgemäßen
Arbeiten ergaben sich umfangreiche Zerstörungen der ersten Putzschicht.
Schäden waren allerdings bereits 1699 entstanden, als Holzbalken in Verbindung mit
Eisenankern von Seitenwand zu Seitenwand eingebaut wurden, um die auseinander-
weichenden Mauern miteinander zu verbinden. In Ost- und Mitteljoch war im östli-
chen Bereich je ein Balken eingezogen worden; das Westjoch verklammerten vier im
Quadrat gesetzte. Beeinträchtigungen der damals schon lange nicht mehr sichtbaren
Malereien des 13. Jahrhunderts bedeuteten auch die eisernen Anker, die in allen Jo-
chen bei Ausbesserungen im Jahre 1785 eingesetzt werden mußten, um die durch Ge-
wölbeschub gefährdeten Seitenwände und Gurtbögen zu sichern.
Die Erweiterung der Kirche durch die „Neue Kirche“, die in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts an das Ostjoch angebaut wurde, führte zur Vermauerung des
dortigen Südfensters, da es von dem neuen rundbogigen Durchgang überschnitten
wurde. Sein originaler Rahmenfries zeigt sich dadurch heute nur noch rudimentär
erhalten.
Verloren ist auch die Bemalung der Apsiskalotte, die als Sinn und Ziel der Ausmalung
wahrscheinlich die „Majestas Domini“ getragen hat. Ihre Wölbung ist wie in anderen
ostfriesischen Kirchen eingestürzt (vgl. Anm.47).
Die Restaurierungsarbeiten wurden von der Firma Ochsenfarth aus Paderborn durch-
geführt und hatten von Anfang an das Ziel einer primär konservierenden Behandlung
der Ausmalungsreste. Um die lockeren Putzschichten zu sichern, mußte als erstes eine
Randsicherung mit Kalk und Marmorschlamm vorgenommen werden. Ihrer Gefähr-
dung durch das Trägermaterial, einem teilweise stark zermürbten pudrigen Ziegel-
stein, wurde mit Steinverfestiger entgegengewirkt. Die Abnahme der bei der hand-
werksmäßigen Überarbeitung voreilig aufgebrachten Zementausbesserungen und
noch vorhandener nachmittelalterlicher Anstrichpartien brachte zusätzlich erhebliche
Störbereiche im originalen Ausmalungsprogramm zutage, die-jeweils ausgehend von
den Zwickeln der Gewölbe - bis in die kreisförmig angeordneten Figurenszenen hin-
einlappten und diese mehr oder weniger beinträchtigten. Sie betrafen vor allem das
Westjoch, dessen gesamte figurale Ausmalung bis auf teilweise schwer deutbare Reste
verloren ist, ebenso die östliche Kappe des Ostjochs, dessen vermutliche Figuration,
der Weltenrichter mit den assistierenden Engeln des Gerichts, zerstört ist. Hierfür
dürften in beiden Fällen dieselben Gründe - die schlechte Fundamentierung am Rande
des für die Kirche gesondert aufgeschütteten Hügels auf der Warf und daraus resultie-
rende Bewegungen der Wände und Giebel - vorgelegen haben.

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