aus Backsteinen der Kamin eingebaut worden. Der
Fußboden des Raumes wurde auf einem Niveau um
NN 67,70 m mit Tonfliesen (Mittelwerte 19 x 19 x
5,5 cm, vgl. Stgr. 68) ausgelegt, unter denen sich eine
30 cm mächtige, künstlich eingebrachte Geschiebe-
lehmschicht befand, in die als zusätzliche Isolierhilfe
gegen aufsteigendes Grundwasser auf der Mündung
stehende Tongefäße eingebaut waren (Abb. 57, 59b).
Bei 43 m2 Fußbodenfläche und einem Verbrauch von
durchschnittlich 22 Gefäßen pro m2 sind etwa 940
Kugeltöpfe, Kannen, Krüge und Becher, darunter
auch Fehlbrände, eingesetzt worden, von denen sich
804 Gefäße trotz einer älteren Störung noch bergen
ließen. Ein großer Teil von ihnen ist noch infolge der
Bauarbeiten 1979 in der Geschiebelehmschicht zer-
scherbt worden. Aufgrund der vorläufigen Datierung
der Kugeltopftypen und der Mündelkeramik (vgl.
nachfolgende Fundangaben zu den Abb. 16 bis 19) ist
anzunehmen, daß die Fußbodenisolierung in der 2.
Hälfte des 14. Jhs. erfolgte, möglicherweise nach der
großen Überschwemmung im Jahre 1365 {Dürre 1861,
149). Eine Erneuerung des Tonfliesenbodens aus dem
gleichen Grund wurde offensichtlich später noch ein-
mal (wohl im 16. Jh. nach Scherbenfunden) mit Back-
steinen im Klosterformat vorgenommen (Abb. 59b,
Schichtbefunde 17-19: Backsteinmaße nach Mittel-
wert L. 27,5 cm; Br. 14 cm; H. 9 cm; handgeformt,
schlecht durchgemischt, hellrötlich-gelblich gebrannt;
Vergleichsfunde liegen vor von der Liberei bei St.
Andreas aus dem frühen 15. Jh., Stgr. 68 sowie von der
Stgr. 10 aus dem 16. Jh. u.a.; vgl. auch Lübecker
Befunde nach Kruse 1982, 559 f.).
Städtische, regionale wie überregionale Parallelen lie-
ßen sich zur Technik der Fußbodenisolierung mit
Tongefäßen sehr zahlreich ermitteln. Für Braun-
schweig ist auf wohl vergleichbare Befunde von der
Hagenbrücke 1, ass. 1310, zu verweisen, die im Jahre
1758 mit 11 Gefäßen beobachtet wurden, ferner auf
Voigtsdahlum, Ldkr. Wolfenbüttel, aus dem Jahr 1842
(Strombeck 1869, 24). Von Salzgitter-Gebhardshagen
Abb. 58 Modell einer Parzellenbebauung mit rückwärtiger
Kemenate und giebelständigem Fachwerkvorbau, Hagen-
brücke 5; 13. Jh. (nach Fricke 1975, Taf. 6b).
stammt ein Nachweis der Bodenisolierung mit Kugel-
töpfen bzw. großen Kugeltopfscherben aus einem
Töpferofen des 13. Jhs. {R'ötting V5T1, S. 60, Abb. 91).
In Hildesheim wurde eine solche Technik mit 22 Ge-
fäßen in Mörtelbindung 1880 beobachtet und beschrie-
ben {Buschan 1884, 35 f.). Sie soll auch in einem Keller-
befund auf 30 m2 Fläche, wiederum in einer Geschie-
belehmschicht aus der 2. Hälfte des 13. Jhs., in Herz-
berg, Ldkr. Osterode, zutage gekommen sein (Vortrag
E. Nöll, Kassel 1982 in einer Mitteilung von B. Wend-
rich). Ein Befund mit 16 Gefäßen in Tonbettung ist vor
allem in Peine, Stederdorfer Straße 34, im Jahre 1954
beobachtet worden {Dehnke 1958, S. 222ff., Abb. 3)
und auch aus Hameln überliefert (briefl. Mitteilung
C. Meckseper). In Ansbach (Mittelfranken) stieß man
1882 unter einem Haus „In der Tiefe von % m auf eine
15 cm starke Schicht guten festgestampften Lehms;
darunter auf eine Lage starkgebrannter irdener Töpfe,
die mit der vierkantigen offenen Seite nach unten
gekehrt, nahe aneinandergefügt und durch außer-
ordentlich hart gewordenen weißen Mörtel von feinem
Quarzsand und Kalk so fest verbunden waren, daß
man ganze Flächen von 1 m2 unversehrt ausheben
konnte. (...) Unter der Topflage war wieder eine 15 cm
starke Lehmschicht und unter dieser der natürliche,
sehr feuchte, morast-schwarze Erdboden. Die in dieser
Weise belegte Fläche maß von Osten nach Westen 3 m,
von Süden nach Norden 2,10 m. Vermutlich diente
diese Vorrichtung dazu, um die Feuchtigkeit nicht
nach oben dringen zu lassen“ {Handelmann 1885,
503 f.).
Schließlich ist auf Vergleichsbefunde zu verweisen, die
in Stendal (DDR) 1826/27 mit 75 Gefäßen in einem
Keller bzw. in Neuhaldensieben (DDR) in einer Mör-
telschicht unter Backsteinpflaster 1823/24 auftraten
und sich auf mittelalterliche Isolierkeramik beziehen
{Hänselmann 1877, 394f.).
Die archivalischen Quellen
Das „stenhus in dem winkele“ auf der Parzelle ass.
1402 am Hagenmarkt 13 wird erstmals urkundlich
indirekt 1350 erwähnt (STA BS B I 19, Bd. 7, Bl. 76).
Es ist seit 1383 wohl bis 1593 im Besitz der Hagener
Patrizier- und Ratsfamilie Horenborg gewesen {Reide-
meister 1948, 76ff.; weitere Angaben nach K. Kablit^
1984). Spätestens kurz vor 1715 (Münzfund eines Drei-
ers von 1683 der Abtei Corvey als Kaminfund, vgl.
Beitrag Bilder, S. 295) muß die Kemenate zusammen
mit der Fachwerkbebauung auf dem Grundstück ab-
gebrochen worden sein. Auf dem vorderen Teil der
Parzelle wurde in den Jahren 1715-1717 ein Palais für
den russischen Gesandten von Schleinitz errichtet
{P.J. Meier und Steinacker 1926, S. 74, Abb. 135), auf
dem nördlichen Teil 1897 die Markthalle eröffnet. Das
mehrfach umgebaute Palais hat noch bis 1944 bestan-
den (vgl. Abb. 29, S. 59; nach Mertens und Moderhack
1981, Bl. 64/4 Schadenskarte).
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Fußboden des Raumes wurde auf einem Niveau um
NN 67,70 m mit Tonfliesen (Mittelwerte 19 x 19 x
5,5 cm, vgl. Stgr. 68) ausgelegt, unter denen sich eine
30 cm mächtige, künstlich eingebrachte Geschiebe-
lehmschicht befand, in die als zusätzliche Isolierhilfe
gegen aufsteigendes Grundwasser auf der Mündung
stehende Tongefäße eingebaut waren (Abb. 57, 59b).
Bei 43 m2 Fußbodenfläche und einem Verbrauch von
durchschnittlich 22 Gefäßen pro m2 sind etwa 940
Kugeltöpfe, Kannen, Krüge und Becher, darunter
auch Fehlbrände, eingesetzt worden, von denen sich
804 Gefäße trotz einer älteren Störung noch bergen
ließen. Ein großer Teil von ihnen ist noch infolge der
Bauarbeiten 1979 in der Geschiebelehmschicht zer-
scherbt worden. Aufgrund der vorläufigen Datierung
der Kugeltopftypen und der Mündelkeramik (vgl.
nachfolgende Fundangaben zu den Abb. 16 bis 19) ist
anzunehmen, daß die Fußbodenisolierung in der 2.
Hälfte des 14. Jhs. erfolgte, möglicherweise nach der
großen Überschwemmung im Jahre 1365 {Dürre 1861,
149). Eine Erneuerung des Tonfliesenbodens aus dem
gleichen Grund wurde offensichtlich später noch ein-
mal (wohl im 16. Jh. nach Scherbenfunden) mit Back-
steinen im Klosterformat vorgenommen (Abb. 59b,
Schichtbefunde 17-19: Backsteinmaße nach Mittel-
wert L. 27,5 cm; Br. 14 cm; H. 9 cm; handgeformt,
schlecht durchgemischt, hellrötlich-gelblich gebrannt;
Vergleichsfunde liegen vor von der Liberei bei St.
Andreas aus dem frühen 15. Jh., Stgr. 68 sowie von der
Stgr. 10 aus dem 16. Jh. u.a.; vgl. auch Lübecker
Befunde nach Kruse 1982, 559 f.).
Städtische, regionale wie überregionale Parallelen lie-
ßen sich zur Technik der Fußbodenisolierung mit
Tongefäßen sehr zahlreich ermitteln. Für Braun-
schweig ist auf wohl vergleichbare Befunde von der
Hagenbrücke 1, ass. 1310, zu verweisen, die im Jahre
1758 mit 11 Gefäßen beobachtet wurden, ferner auf
Voigtsdahlum, Ldkr. Wolfenbüttel, aus dem Jahr 1842
(Strombeck 1869, 24). Von Salzgitter-Gebhardshagen
Abb. 58 Modell einer Parzellenbebauung mit rückwärtiger
Kemenate und giebelständigem Fachwerkvorbau, Hagen-
brücke 5; 13. Jh. (nach Fricke 1975, Taf. 6b).
stammt ein Nachweis der Bodenisolierung mit Kugel-
töpfen bzw. großen Kugeltopfscherben aus einem
Töpferofen des 13. Jhs. {R'ötting V5T1, S. 60, Abb. 91).
In Hildesheim wurde eine solche Technik mit 22 Ge-
fäßen in Mörtelbindung 1880 beobachtet und beschrie-
ben {Buschan 1884, 35 f.). Sie soll auch in einem Keller-
befund auf 30 m2 Fläche, wiederum in einer Geschie-
belehmschicht aus der 2. Hälfte des 13. Jhs., in Herz-
berg, Ldkr. Osterode, zutage gekommen sein (Vortrag
E. Nöll, Kassel 1982 in einer Mitteilung von B. Wend-
rich). Ein Befund mit 16 Gefäßen in Tonbettung ist vor
allem in Peine, Stederdorfer Straße 34, im Jahre 1954
beobachtet worden {Dehnke 1958, S. 222ff., Abb. 3)
und auch aus Hameln überliefert (briefl. Mitteilung
C. Meckseper). In Ansbach (Mittelfranken) stieß man
1882 unter einem Haus „In der Tiefe von % m auf eine
15 cm starke Schicht guten festgestampften Lehms;
darunter auf eine Lage starkgebrannter irdener Töpfe,
die mit der vierkantigen offenen Seite nach unten
gekehrt, nahe aneinandergefügt und durch außer-
ordentlich hart gewordenen weißen Mörtel von feinem
Quarzsand und Kalk so fest verbunden waren, daß
man ganze Flächen von 1 m2 unversehrt ausheben
konnte. (...) Unter der Topflage war wieder eine 15 cm
starke Lehmschicht und unter dieser der natürliche,
sehr feuchte, morast-schwarze Erdboden. Die in dieser
Weise belegte Fläche maß von Osten nach Westen 3 m,
von Süden nach Norden 2,10 m. Vermutlich diente
diese Vorrichtung dazu, um die Feuchtigkeit nicht
nach oben dringen zu lassen“ {Handelmann 1885,
503 f.).
Schließlich ist auf Vergleichsbefunde zu verweisen, die
in Stendal (DDR) 1826/27 mit 75 Gefäßen in einem
Keller bzw. in Neuhaldensieben (DDR) in einer Mör-
telschicht unter Backsteinpflaster 1823/24 auftraten
und sich auf mittelalterliche Isolierkeramik beziehen
{Hänselmann 1877, 394f.).
Die archivalischen Quellen
Das „stenhus in dem winkele“ auf der Parzelle ass.
1402 am Hagenmarkt 13 wird erstmals urkundlich
indirekt 1350 erwähnt (STA BS B I 19, Bd. 7, Bl. 76).
Es ist seit 1383 wohl bis 1593 im Besitz der Hagener
Patrizier- und Ratsfamilie Horenborg gewesen {Reide-
meister 1948, 76ff.; weitere Angaben nach K. Kablit^
1984). Spätestens kurz vor 1715 (Münzfund eines Drei-
ers von 1683 der Abtei Corvey als Kaminfund, vgl.
Beitrag Bilder, S. 295) muß die Kemenate zusammen
mit der Fachwerkbebauung auf dem Grundstück ab-
gebrochen worden sein. Auf dem vorderen Teil der
Parzelle wurde in den Jahren 1715-1717 ein Palais für
den russischen Gesandten von Schleinitz errichtet
{P.J. Meier und Steinacker 1926, S. 74, Abb. 135), auf
dem nördlichen Teil 1897 die Markthalle eröffnet. Das
mehrfach umgebaute Palais hat noch bis 1944 bestan-
den (vgl. Abb. 29, S. 59; nach Mertens und Moderhack
1981, Bl. 64/4 Schadenskarte).
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