Fundangaben zu Farbtaf. 13b
Krug mit bauchigem, schwach gerieftem Gefäßkörper auf flachem
Wellenfuß; kurzer Zylinderhals, Rand nach innen abgerundet; rund
ausgestellter Bandhenkel, unterrand-schulterständig, gekehlt. Auf
dem Gefaßboden durch Herausarbeitung des Wellenfußes exzentri-
sche, feine, gebündelte Rillen-Kurven teilweise verstrichen. Gelb-
tonig, oxydierend hart gebrannt.
Auf dem Gefäßkörper drei halbplastische Applikationen eines Raub-
vogels in Seitenansicht (H. ca. 5,5 cm; Adler?) abwechselnd mit drei
übereinandergestellten, kreuzförmigen Noppen, höhenmäßig ver-
teilt (Dm. ca. 1 cm); jeweils eine Noppe zusätzlich auf der Mitte des
Vogelkörpers. Hellgrüne Bleiglasur mit schwarzbraunen Schlieren
und Fehlstellen bes. auf dem unteren Gefäßkörper und Wellenfuß.
Noppen, Augen und Fänge des Vogels schwarzbraun glasiert.
Glasur an wenigen Stellen und einige Noppen abgeplatzt, Gefäß-
wandung geringfügig ergänzt.
H. 14,9 cm. FNr. 79:12/2.
Vergesellschaftet in Kloake 2 mit einem Kännchen der jüngeren
Mündelkeramik (Abb. 47:2, S. 87).
Datierung aufgrund des Beifundes: 2. Hälfte 14. Jh.
Kommentar
Eine Analyse der Glasuren mit dem Rasterelektronen-
mikroskop ergab bei fortschreitend fallenden Anteilen
führend Pb (!), dann Si, Al, K, Ca, Fe, (Ti) für die
hellgrüne Glasur; für die schwarzbraune Glasur: Pb,
Si, Fe (!), Al, Ca, K (Angaben nach K. Thomas).
Der Krug ist mit diesen Gestaltungsmerkmalen bisher
singulär. Nach Daum (1980, 392 u. mündliche Mittei-
lung) ist eine Herkunft nicht sicher festzulegen, aber
aus dem Raum Aachen/Langerwehe (unter Einschluß
von Raeren?) anzunehmen, nach Stephan (1982, 100,
Abb. 27:1) das südniedersächsische Pottland jedoch
nicht auszuschließen.
23
UBII / 79:13 Güldenstraße 9 / Fl. 3, Fist. 490/2 / ass. 604,
ferner ass. 600, 601, 603 / aurea platea (1297), upper
güldenen strate (1307); auf ass. 604 wahrscheinlich das
1305 erwähnte allodium der Brüder v. Bleckenstede.
Objektgrabung auf 400 m2 vom 14. bis 21. 10.1979.
Einer raschen Fundmeldung des Architekten Prof.
Dr.-Ing. Herrenberger ist es zu verdanken, daß ein
aussagekräftiger Leitfund zur späten hochmittelalter-
lichen Sachkultur gewonnen werden konnte.
Beim Ausbaggern einer Baugrube für das Studenten-
wohnheim „Michaelishof“ des Studentenwerks der
TU auf dem rückwärtigen Teil der Parzelle ass. 604
bzw. 600 nördlich der Michaeliskirche (Gründungsbau
1157 geweiht), in der ehern. Altstadt, war unter der
Kellersohle eines Hofgebäudes Brandschutt zu Tage
gekommen. Dieser zeigte sich im Planum als Verfül-
lung einer im Grundriß (einseitig) trapezoiden Grube
von 2,95 m Länge (NS-Maß) zu 3,10 m Breite.
Die zunächst nach der Quadrantenmethode vorge-
nommene Untersuchung wies im Kreuzprofil über
einem — aufgrund des trocken anstehenden Sandes
bereits weitgehend vergangenen - Holzboden bei ca.
0,90 m unter OK Fundhorizont eine unregelmäßig
steile, konisch aufsteigende Holzwandung auf, die in-
folge einer Brandeinwirkung innenseitig verkohlt war,
sich außenseitig wie der Holzboden feinkrümelig,
grau-bräunlich umgesetzt hatte. In Höhe des mittel-
alterlichen Geländeniveaus, das um NN 72 m zu re-
konstruieren ist, muß der Holzkasten nach ca. 2,50 m
Höhe im Grundriß ein Ausmaß von ca. 4,40 x 4,80 m
erreicht haben. Die Grundfläche in Höhe Sohle betrug
rd. 1,70 x 1,80 m.
Der Grabungsbefund erschließt einen im Querschnitt
konischen, aus bis zu 8 cm starken Bohlen gezimmer-
ten Holzkasten, der auf einem unregelmäßig angeord-
neten Kalksteinlager ruhte. Die annähernd gleichför-
mige Baugrube war zuvor in den anstehenden Sand
eingetieft und mit schräg und dicht eingeschlagenen,
angespitzten Rundhölzern sowie mit Flechtwerk ver-
spundet worden.
Nach den bisher vorliegenden Kloakenbauformen
handelt es sich um eine besonders aufwendig gebaute
Variante des Bautyps III: zusätzlich zum charakteristi-
schen Baumaterial Rundholz sind Bohlen verwendet
worden. Der Bautyp ist im Querschnitt konisch und
im Grundriß einseitig trapezoid gestaltet mit einer
spitzwinklig nach außen gezogenen Ecke über einem
flacheren Wandungsgefälle. Dieses Konstruktionsde-
tail gibt wohl einen Hinweis auf die Sitzposition. Der
Bautyp ist in Abb. 24, S. 53 dokumentiert; er ist in das
13. Jh. zu datieren.
Nach der Struktur des größtenteils hereingestürzten
Brandschuttes von insgesamt ca. 6 cbm - allein im
Zentrum ließ sich eine Nachfüllung beobachten — ist
der Oberbau der Kloake in Fachwerk errichtet wor-
den. Zahlreiche Hohlziegel und Schieferplatten deuten
auf entsprechende Dacheindeckung. Die Fäkalschicht
auf dem Boden, die auch in großer Menge Geflügel-
knochen enthielt, hatte ein sehr geringes Ausmaß (ca.
/i cbm), so daß auf einen gerade fertiggestellten Neu-
bau geschlossen werden kann.
Die wesentlichen Funde, die hier vorzustellen sind,
stammen aus der Fäkalschicht und dem Brandschutt.
Der trotz seiner Deponierung in stratigraphisch „äl-
terer“ Fäkalschicht und nachfolgendem „jüngeren“
Brandschutt gleichwohl als geschlossen zu betrach-
tende Fundkomplex (vgl. Fundangaben Abb. 67f.)
kann in der zeitlichen Zusammensetzung des Ge-
brauchsgutes und der Warenarten tatsächlich Älteres
und Modernes vermischt enthalten haben, wie bei-
spielsweise ältere graue Irdenware (K) und Mündel-
keramik (P).
Nach den archäologisch-typologischen Befunden sind
ausschlaggebend: Kugeltopfleittyp mit horizontal weit
ausbiegendem Lippenrand und Krugform der jünge-
ren grauen Irdenware (L1, L 5, vgl. Tab. 4, S. 36) sowie
der Vierpaßbecher der älteren Mündelkeramik (P 1).
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Krug mit bauchigem, schwach gerieftem Gefäßkörper auf flachem
Wellenfuß; kurzer Zylinderhals, Rand nach innen abgerundet; rund
ausgestellter Bandhenkel, unterrand-schulterständig, gekehlt. Auf
dem Gefaßboden durch Herausarbeitung des Wellenfußes exzentri-
sche, feine, gebündelte Rillen-Kurven teilweise verstrichen. Gelb-
tonig, oxydierend hart gebrannt.
Auf dem Gefäßkörper drei halbplastische Applikationen eines Raub-
vogels in Seitenansicht (H. ca. 5,5 cm; Adler?) abwechselnd mit drei
übereinandergestellten, kreuzförmigen Noppen, höhenmäßig ver-
teilt (Dm. ca. 1 cm); jeweils eine Noppe zusätzlich auf der Mitte des
Vogelkörpers. Hellgrüne Bleiglasur mit schwarzbraunen Schlieren
und Fehlstellen bes. auf dem unteren Gefäßkörper und Wellenfuß.
Noppen, Augen und Fänge des Vogels schwarzbraun glasiert.
Glasur an wenigen Stellen und einige Noppen abgeplatzt, Gefäß-
wandung geringfügig ergänzt.
H. 14,9 cm. FNr. 79:12/2.
Vergesellschaftet in Kloake 2 mit einem Kännchen der jüngeren
Mündelkeramik (Abb. 47:2, S. 87).
Datierung aufgrund des Beifundes: 2. Hälfte 14. Jh.
Kommentar
Eine Analyse der Glasuren mit dem Rasterelektronen-
mikroskop ergab bei fortschreitend fallenden Anteilen
führend Pb (!), dann Si, Al, K, Ca, Fe, (Ti) für die
hellgrüne Glasur; für die schwarzbraune Glasur: Pb,
Si, Fe (!), Al, Ca, K (Angaben nach K. Thomas).
Der Krug ist mit diesen Gestaltungsmerkmalen bisher
singulär. Nach Daum (1980, 392 u. mündliche Mittei-
lung) ist eine Herkunft nicht sicher festzulegen, aber
aus dem Raum Aachen/Langerwehe (unter Einschluß
von Raeren?) anzunehmen, nach Stephan (1982, 100,
Abb. 27:1) das südniedersächsische Pottland jedoch
nicht auszuschließen.
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UBII / 79:13 Güldenstraße 9 / Fl. 3, Fist. 490/2 / ass. 604,
ferner ass. 600, 601, 603 / aurea platea (1297), upper
güldenen strate (1307); auf ass. 604 wahrscheinlich das
1305 erwähnte allodium der Brüder v. Bleckenstede.
Objektgrabung auf 400 m2 vom 14. bis 21. 10.1979.
Einer raschen Fundmeldung des Architekten Prof.
Dr.-Ing. Herrenberger ist es zu verdanken, daß ein
aussagekräftiger Leitfund zur späten hochmittelalter-
lichen Sachkultur gewonnen werden konnte.
Beim Ausbaggern einer Baugrube für das Studenten-
wohnheim „Michaelishof“ des Studentenwerks der
TU auf dem rückwärtigen Teil der Parzelle ass. 604
bzw. 600 nördlich der Michaeliskirche (Gründungsbau
1157 geweiht), in der ehern. Altstadt, war unter der
Kellersohle eines Hofgebäudes Brandschutt zu Tage
gekommen. Dieser zeigte sich im Planum als Verfül-
lung einer im Grundriß (einseitig) trapezoiden Grube
von 2,95 m Länge (NS-Maß) zu 3,10 m Breite.
Die zunächst nach der Quadrantenmethode vorge-
nommene Untersuchung wies im Kreuzprofil über
einem — aufgrund des trocken anstehenden Sandes
bereits weitgehend vergangenen - Holzboden bei ca.
0,90 m unter OK Fundhorizont eine unregelmäßig
steile, konisch aufsteigende Holzwandung auf, die in-
folge einer Brandeinwirkung innenseitig verkohlt war,
sich außenseitig wie der Holzboden feinkrümelig,
grau-bräunlich umgesetzt hatte. In Höhe des mittel-
alterlichen Geländeniveaus, das um NN 72 m zu re-
konstruieren ist, muß der Holzkasten nach ca. 2,50 m
Höhe im Grundriß ein Ausmaß von ca. 4,40 x 4,80 m
erreicht haben. Die Grundfläche in Höhe Sohle betrug
rd. 1,70 x 1,80 m.
Der Grabungsbefund erschließt einen im Querschnitt
konischen, aus bis zu 8 cm starken Bohlen gezimmer-
ten Holzkasten, der auf einem unregelmäßig angeord-
neten Kalksteinlager ruhte. Die annähernd gleichför-
mige Baugrube war zuvor in den anstehenden Sand
eingetieft und mit schräg und dicht eingeschlagenen,
angespitzten Rundhölzern sowie mit Flechtwerk ver-
spundet worden.
Nach den bisher vorliegenden Kloakenbauformen
handelt es sich um eine besonders aufwendig gebaute
Variante des Bautyps III: zusätzlich zum charakteristi-
schen Baumaterial Rundholz sind Bohlen verwendet
worden. Der Bautyp ist im Querschnitt konisch und
im Grundriß einseitig trapezoid gestaltet mit einer
spitzwinklig nach außen gezogenen Ecke über einem
flacheren Wandungsgefälle. Dieses Konstruktionsde-
tail gibt wohl einen Hinweis auf die Sitzposition. Der
Bautyp ist in Abb. 24, S. 53 dokumentiert; er ist in das
13. Jh. zu datieren.
Nach der Struktur des größtenteils hereingestürzten
Brandschuttes von insgesamt ca. 6 cbm - allein im
Zentrum ließ sich eine Nachfüllung beobachten — ist
der Oberbau der Kloake in Fachwerk errichtet wor-
den. Zahlreiche Hohlziegel und Schieferplatten deuten
auf entsprechende Dacheindeckung. Die Fäkalschicht
auf dem Boden, die auch in großer Menge Geflügel-
knochen enthielt, hatte ein sehr geringes Ausmaß (ca.
/i cbm), so daß auf einen gerade fertiggestellten Neu-
bau geschlossen werden kann.
Die wesentlichen Funde, die hier vorzustellen sind,
stammen aus der Fäkalschicht und dem Brandschutt.
Der trotz seiner Deponierung in stratigraphisch „äl-
terer“ Fäkalschicht und nachfolgendem „jüngeren“
Brandschutt gleichwohl als geschlossen zu betrach-
tende Fundkomplex (vgl. Fundangaben Abb. 67f.)
kann in der zeitlichen Zusammensetzung des Ge-
brauchsgutes und der Warenarten tatsächlich Älteres
und Modernes vermischt enthalten haben, wie bei-
spielsweise ältere graue Irdenware (K) und Mündel-
keramik (P).
Nach den archäologisch-typologischen Befunden sind
ausschlaggebend: Kugeltopfleittyp mit horizontal weit
ausbiegendem Lippenrand und Krugform der jünge-
ren grauen Irdenware (L1, L 5, vgl. Tab. 4, S. 36) sowie
der Vierpaßbecher der älteren Mündelkeramik (P 1).
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