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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0249
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Abb. 4: nach K. W. Sack, Festgabe 1861

Angaben, sondern nur sehr umfangreiche Details über
die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen des Mei-
sters und seiner Mitarbeiter - immerhin lassen diese
Einzelheiten auf eine länger andauernde Bautätigkeit
schließen. Herzog Heinrich der Ältere urkundete am
Montag nach Misericordia 1496 (17. April), kurz nach
der großen Stadtfehde von 1492-149560, daß ihm die
„Olderlude zu S. Olrike“ in Braunschweig angezeigt
hätten, Gott, Maria und St. Ulrich zu Ehren „der ge-
nannten Kerken von Nygen to buwende“. Obwohl
Bürgermeister, Rat und die ganze Gemeinde zu Braun-
schweig seine Untertanen seien, so wolle er doch aus
Geneigtheit gegen die Gotteshäuser in diesem Falle den
von St. Ulrich geschickten Wagen, Pferde und Knechte
,,so steine holen und steine brechen“ seinen besonde-
ren Schutz, Geleit und Verteidigung angedeihen las-
sen61. Ein größeres Bauvorhaben der St.-Ulrichs-Ge-
meinde kann also schwerlich bezweifelt werden.
Leider fehlt ein eindeutiger Hinweis, ob die Erneue-
rung des Kirchengebäudes - wie zumeist - am Chorteil
begonnen wurde, oder am Langhaustrakt. Eine gewisse
Häufung von Altarstiftungen sowie Veränderungen bei
den Altären 1505-1511 deuten aber auf einen erneuer-
ten Osttrakt62.

Zusammenfassung
1. Die Braunschweiger St.-Ulrichs-Kirche wurde vom
Hildesheimer Diözesanbischof Godehard (1022
bis 1038) im Rahmen der schon von seinem Vorgän-
ger Bernward betriebenen Verbesserung der Pfarr-
organisation geweiht, nicht „um 1036“, sondern
„um 1030“, nämlich in Zusammenhang mit der
Gründung des brunonischen Kollegiatstiftes in der
Burg Dankwarderode.
2. Die St.-Ulrichs-Pfarrei entstand in Zusammenhang
mit der Entwicklung der Bürgerstadt westlich der
Oker in Zusammenwirken mit dem brunonischen
Grafen Ludolf (1010-1038). Das Patrozinium des
hl. Ulrich ist zum einen als schwäbischer Einfluß zu
verstehen: Mutter des Grafen Ludolf war die
Schwäbin Gisela (die Kaiserin) - zum anderen
wurde die Tätigkeit und die Intentionen des Bi-
schofs von Augsburg offenbar als Modell einer dem
aufsteigenden Bürgertum angemessenen kirchlichen
Versorgung angesehen. Die Einschaltung des bru-
nonischen Stiftes als Inhaber des Patronates war im
Sinne der kirchlichen Reformbewegung eine für die
Zeit „progressive“ Maßnahme.

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